30. Weihnachtsstimmung

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Während der nächsten Tage fiel der Schnee immer dichter und eine weihnachtliche Vorfreude war im Schloss ausgebrochen. Da der Weihnachtsball schon in fünf Tagen stattfinden würde, hatte Hagrid zwei große Tannen für die Große Halle gefällt und zusammen mit Mr. Filch aufgestellt. Auch wenn Elenora dem Fest eher mit Widerwillen entgegensah, wollte sie sich dennoch nützlich machen und so stand sie mit Hagrid und Pomona Sprout an diesem Nachmittag in der Großen Halle und schmückte die beiden Bäume. Pomona summte vor sich hin und hatte Elenora mit ihrer guten Laune angesteckt, während sie vorsichtig weiße und rote Kugeln mit ihrem Zauberstab an die Äste der Tanne dirigierte. Die Hauslehrerin von Hufflepuff war mit ihrem Baum schon fertig und trat zurück, um ihr Werk zu begutachten. Hagrid stellte sich neben sie und nickte zufrieden. „Perfekt, Professor." Pomona lächelte und erwiderte herzlich: „Danke, mein Lieber. Wenn du wieder Hilfe zum Schmücken für die kleineren Bäume brauchst, sag Bescheid." Sie zwinkerte Elenora zu und verließ die Halle mit den leeren Kisten unter dem Arm. Elenora widmete sich wieder ihrer Aufgabe und lächelte Hagrid zu, der sie nachdenklich ansah. Der Halbriese verschränkte die Hände und räusperte sich. „Hör ma', ich hab' das mit deinem Freund - ich meinte EX-Freund gehört, das tut mir ehrlich leid." Elenoras Lächeln wurde eine Spur trauriger und sie sah weg. „Danke, Hagrid." Der Wildhüter kratze sich am Kopf. „Also ich kenn mich mit Beziehungen und so 'nem Kram nicht wirklich aus, aber wenn du etwas Ablenkung brauchst, ich geh morgen früh wieder los um kleinere Bäume für den Rest des Schlosses zu fällen, da kannste gerne mit! Fang und ich freuen uns immer über Gesellschaft." Elenora blickte wieder zu Hagrid und dachte einen Augenblick nach. Er hatte Recht, etwas Ablenkung würde ihr wirklich guttun. Und sie hatte morgen auch keinen Unterricht... „Sehr gerne, Hagrid! Wann geht es los?", fragte sie und beobachtete, wie das Gesicht des Wildhüters aufleuchtete. „Direkt nach 'm Frühstück! Ich hol dich ab.", versprach er und zwinkerte. Elenora grinste und erwiderte: „Tja, dann bis morgen früh!" Hagrid nickte ihr freundlich zu und verließ dann ebenfalls die Halle, sodass die junge Professorin nun alleine war. Ihr blieben noch zehn rote Kugeln, die sie aufhängen musste, und währenddessen schweiften ihre Gedanken wie üblich ab. Wenn sogar Hagrid aufgefallen war, dass ihr die Trennung zu schaffen machte, erfüllte sie wohl ihre Bemühungen, ihre momentane Gefühlslage vor jedem zu verbergen, nicht wirklich gut. Eigentlich überraschte sie das aber nicht, denn sie aß nicht mehr regelmäßig oder nur sehr wenig und verbrachte die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer oder draußen in den entlegensten Winkeln des Schulgeländes. Sie weinte zwar tagsüber jetzt nicht mehr so viel, aber in der Nacht lag sie oft noch stundenlang wach und versuchte, mit dem Schmerz in ihrem Inneren fertigzuwerden. Die junge Frau fragte sich oft, wie Minerva es nach dem Tod ihres Mannes geschafft hatte, Frieden zu finden. Elphinstone Urquart, der Ehemann von Minerva, starb nach drei Jahren Ehe durch den Biss einer Giftigen Tentakel und hinterließ Minerva als kinderlose Witwe. Elenora war damals dreizehn Jahre alt gewesen und wusste, dass Minerva sehr unter seinem Tod gelitten hatte. Die junge Gryffindor selbst hatte immer ein gutes Verhältnis zu Elphinstone gehabt, auch wenn sie ihn aufgrund seiner Arbeit im Ministerium und ihrer Beschäftigung als Schülerin nicht oft zu Gesicht bekommen hatte. Minerva hatte unzählige seiner Heiratsanträge abgewiesen, aber irgendwann hatte sie dann doch nachgegeben und war seine Frau geworden. Soweit Elenora es mitbekommen hatte, war die Ehe glücklich verlaufen und ihre Tante hatte auch heute noch Bilder von ihm in ihrem Büro hängen. Trotzdem war sie nach seiner Beerdigung sehr schnell wieder auf den Beinen gewesen und war ihren Pflichten als Lehrerin, zweite Schulleiterin und Ersatzmutter für ihre Nichte nachgegangen. Und ich heule immer noch, weil ich betrogen wurde, dachte Elenora säuerlich und war wieder einmal wütend auf sich selbst. Sie ballte ihre Faust zusammen und fasste einen Entschluss; sie würde sich endlich zusammenreißen und jeglichen Gedanken an Damien Durant wegsperren. Schließlich hatte die Gryffindor auch eine Verantwortung als Lehrerin und Hauslehrerin zu tragen und die standen für Elenora zurzeit an erster Stelle. Da hörte sie plötzlich die Glaskugel in ihrer Hand knacken und schnell löste sie ihre Faust wieder. Ein weiterer Punkt, an dem sie arbeiten musste: Gefühlskontrolle. Seufzend reparierte Elenora die angeknackste Kugel mit einem einfachen Zauber und ließ sie hoch oben an einen noch freien Ast schweben, als sie Schritte hinter sich hörte. Jemand blieb hinter ihr stehen und sie vernahm die dunkle Stimme von Severus: „Sehr geschmackvoll, bis auf die roten Kugeln." „Wie jetzt, hätte ich grüne Kugeln in einen grünen Baum hängen sollen?" „Gelb hätte es auch getan." „Rot ist nun einmal eine weihnachtliche Farbe, finde dich damit ab, du Griesgram.", erwiderte Elenora spitz und packte die leeren Kisten zusammen. Snape schnaubte nur kurz und nahm ihr ein paar Kisten ab, dann machten sie sich zusammen auf den Weg zum Lehrerzimmer. „Eigentlich habe ich dich gesucht, weil ich dich etwas fragen wollte", erklärte Severus und wich einem herumtobenden Erstklässlerschwarm aus. Elenora hob die Augenbrauen und fragte: „So, um was geht es denn?" „Narzissa hat mir einen Brief geschrieben und mich nach Weihnachten zum Tee eingeladen, sozusagen als Hauseinweihungsfeier." Überrascht erwiderte Elenora: „Sind sie etwa schon fertig mit dem Umzug?" „Ja, das Haus ist fast so weit. Sie hat gesagt, ich darf dich gerne mitbringen. Hättest du Lust, mich zu begleiten?", fragte er und erntete ein eifriges Nicken von seiner jungen Kollegin. Da sie seit dem Hogwarts-Fest keinen Kontakt mehr zu den Malfoys gehabt hatte, wäre das der ideale Zeitpunkt, um sich mal wieder über Neuigkeiten zu erkundigen. „Sehr gerne!" „In Ordnung, dann schreibe ich den Malfoys gleich zurück." Die Tür des Lehrerzimmers schwang auf und die beiden Professoren traten ein. Es roch nach Früchtetee und Punsch, Filius saß mit Pomona am Tisch und grüßte seine Kollegen. Pomona winkte mit einer Teetasse. „Auch ein Tässchen?" Severus stellte die Kisten ab und sagte eilig: „Nein danke Pomona, ich habe einen Trank auf dem Feuer stehen." Er nickte Elenora zu und entfernte sich schnell aus dem Raum. Die junge Hexe kicherte und schüttelte den Kopf; diesen Slytherin würde man wohl nie zum geselligen Teetrinken überreden können. Auch sie stelle die Kisten in eine Ecke und bekam von der Kräuterkunde-Lehrerin eine Tasse Punsch in die Hand gedrückt. Dankbar setzte sich die junge Frau an den Tisch und sah zu, wie sich Flitwick und Sprout in einer Partie Zaubererschach bekämpften. Gedankenverloren nippte sie an ihrem Tee und überlegte, was sie den Malfoys zu ihrer Hauseinweihung schenken könnte. 

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