15. Das Friedensangebot
Stillschweigend schritt Elenora die kleine Straße des Dorfes entlang, ganz in Gedanken versunken. Je näher sie dem Lucky-Pub kam, desto unsicherer wurde sie, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sieh es als Friedensangebot, wiederholte sie Damiens Worte im Inneren und richtete sich etwas auf. Die Gryffindor hatte heute eine geschlagene Stunde vor dem Spiegel verbracht und hatte sich partout nicht für ein Outfit entscheiden können. Letztendlich war ihre Wahl auf einen einfachen schwarzen Stiftrock und eine beigefarbene Bluse gefallen. Nervös knetete sie ihre Hände zusammen und blieb dann schließlich vor dem Lucky-Pub stehen. Äußerlich hatte sich die Bar überhaupt nicht verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, dachte sie und öffnete langsam die schwere Holztür der kleinen Bar. Auch der Innenbereich strahlte immer noch die gleiche, gemütliche Atmosphäre aus, die sie zu ihrer Schulzeit so angezogen hatte. Elenora versteckte ihren Zauberstab im Inneren ihres Umhangs, sodass die Muggel nicht misstrauisch werden würden und sah sich vorsichtig in dem abgedunkelten Raum um. Im hinteren Teil des Pubs hob sich plötzlich eine Hand und winke ihr zu, und die junge Frau erkannt Damien, der sie zu sich winkte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und bahnte sich ihren Weg vorbei an den anderen Gästen bis zu dem kleinen Tisch, an dem ihr Ex-Freund schon wartend saß. „Guten Abend.", grüßte er sie und ließ ihren Stuhl mit einer kleinen Handbewegung nach hinten rutschen. Sofort sah sich Elenora alarmiert um und zischte dann: „Damien, das hier ist eine Muggel-Bar!" Der Slytherin grinste und lehnte sich zurück. „Entspann dich, das hat doch keiner gesehen. Ich wollte nur ein Gentleman sein." Kopfschüttelnd setzte sich die junge Frau und strich ihren Rock glatt. Ihr Gegenüber sah sie lange an. „Siehst gut aus." Elenora wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du...auch." Dann trat eine unangenehme Stille zwischen die beiden, die erst vom Kellner wieder durchbrochen wurde. „Was darfs denn sein?" Damien räusperte sich. „Für mich ein Raven Ale, bitte." „Und für die Dame?" „Ich nehme einen Sloe Gin." Als der Kellner sich entfernte, musste Damien lachen. „Sloe Gin? Etwas heftig für den Start, findest du nicht?" Elenora grinste süffisant. „Du vergisst, ich bin zur Hälfte Schottin, die halten viel aus. Ich trinke schon Sloe Gin seit ich sechszehn bin!" Damiens Augen blitzen belustigt auf und er schüttelte nur den Kopf. Während sie auf die Getränke warteten, versuchte Elenora ein Gespräch anzuregen. „Also, was treibst du noch hier? Von Charlie habe ich erfahren, dass er morgen schon nach Rumänien zurückkehrt, warum du nicht auch?" Der Slytherin kratzte sich am Kopf. „Naja, ich dachte ich nehme mir mal eine Auszeit von der Arbeit. Es ist auf die Dauer ziemlich anstrengend, weißt du... also habe ich kurzfristig einen Job in London angenommen, um mal etwas anderes zu tun als nur Drachen zu bemuttern", erklärte er mit einem schiefen Grinsen. Elenora legte ihre verschränkten Arme auf dem Tisch ab. „So, und wie sieht der neue Job aus?" „Ich arbeite jetzt als Kundschafter für das Ministerium." Die Gryffindor zog abschätzend die Augenbrauen hoch. „Du arbeitest für das Ministerium. Du." Damien spielte mit seiner Halskette. „Ja, ich." „Ich dachte, du hasst das Ministerium." „Das habe ich auch, aber... ob du es mir glaubst oder nicht, ich habe mit meinem Onkel Frieden geschlossen. Er hat mir den Job besorgt." Überrascht sah Elenora ihren Ex-Freund an. Damien lebte seit seinem dreizehnten Lebensjahr bei seinem Onkel, da seine Eltern sich hatten scheiden lassen und der Arbeit wegen nach Frankreich und Russland gezogen waren, weit weg von Hogwarts. Leider war Damien nie gut mit seinem Onkel ausgekommen, und da dieser im Ministerium arbeitete, hatte Damien irgendwann auch einen Hass dagegen entwickelt. Da sie wusste, wie hart die beiden manchmal aneinandergeraten waren, war Elenora über diesen Friedensschluss sehr verwundert. Sie antwortete langsam: „Nun, das... freut mich für euch. Auch wenn es mir schwerfällt, es zu glauben." Seufzend nickte Damien. „Ich konnte es anfangs selbst kaum fassen, aber ich bin doch ganz froh darüber." In diesem Moment kam der Kellner zurück und stellte den beiden ihre Gläser hin. Elenora nahm einen Schluck von ihrem Gin und spürte zufrieden das leicht brennende Gefühl in ihrem Rachen. Damien hob sein Glas und nickte ihr zu. „Was ist mit dir? Was hast du so getrieben die letzten Jahre? Ich meine, abgesehen vom Krieg natürlich." „Nicht viel. Ich habe studiert und bin dann direkt zurück nach Hogwarts gekommen. Zwar unterrichte ich zurzeit nicht in meinem Hauptfach, aber Pflege magischer Geschöpfe macht auch Spaß." Ihr Gegenüber nahm einen Schluck von seinem Bier. „Verteidigung gegen die dunklen Künste ist deine Spezialisierung, richtig? Solche Leute machen sich immer gut in den Ministeriumsreihen, falls du dich auch mal nach etwas Abwechslung sehnst.", erwiderte er und grinste. Sofort schüttelte die Gryffindor den Kopf. „Oh nein, vielen Dank. Ich bin mit meinem Beruf mehr als zufrieden." „Das sehe ich. Und, äh... wie sieht es mit deinem Umfeld aus? Hat sich da irgendwas geändert? Nicht, dass mich das irgendwas anginge, aber..." „Ich hatte seit der Schule keinen Partner mehr, falls du das meinst", unterbrach Elenora den umständlichen Versuch ihres Ex-Freundes, mehr über ihr aktuelles Liebesleben herauszufinden. Ertappt zog der Slytherin eine verlegene Grimasse, antwortete aber dann: „Tja, ich auch nicht, falls dich das interessiert. Dort oben in den Bergen lebt man ziemlich abgeschnitten." Natürlich interessierte es Elenora, aber sie hütete sich, irgendeine Form von Interesse zu zeigen. Am Ende glaubt dieser Mann noch, ich würde ihm seit acht Jahren nachtrauern, sagte sie zu sich und nippte an ihrem Glas, um die unangenehme Stimmung zwischen ihnen zu ignorieren. „Nun, ich bin mir sicher, früher oder später wird dir die Richtige über den Weg laufen. Vor allem da du jetzt in London arbeitest.", sagte sie nur und Damien zuckte mit den Schultern. „Mal sehen." Erneut bildete sich eine peinliche Stille zwischen den beiden, bis Damien kopfschüttelnd auflachte. „Es ist schon seltsam. In unserer Jugend ist uns nie der Gesprächsstoff ausgegangen, und jetzt sitzen wir hier wie zwei Fremde und ringen mit den Worten." Elenora wurde von seinem Lachen angesteckt und nickte dann zustimmend. Damien wurde plötzlich wieder ernst und sah sie aus seinen grünen Augen unsicher an. „Hör mal, ich... ich weiß, ich habe mich wie ein Vollidiot benommen, mehr als nur einmal sogar. Diese Sache mit dem Slytherin-Mädchen tut mir ehrlich leid, wie ich es dir schon hundert Mal gesagt habe... ich wollte das mit uns nie zerstören, aber ich war jung und dumm." Als Elenora nichts erwiderte, fuhr er fort: „Ich habe viel über mein Verhalten nachgedacht und versucht mich zu verbessern. Ich würde wirklich gerne wieder mit dir befreundet sein, El. Können wir es noch einmal versuchen? Einfach ganz von vorne starten?" Elenora starrte ihren Ex-Freund eine Zeit lang stumm an, dann sah sie hinunter auf die Tischplatte. Ihr Herz hatte sich natürlich schon längst entschieden, aber ihr Verstand machte noch eine letzte Risikoanalyse. Schließlich seufzte sie und sah Damien durchdringend an. „Schön. Wir sind wieder Freunde. Aber du musst mir hoch und heilig versprechen, mich nie wieder sitzen zu lassen." Damiens Augen leuchteten auf und er hob die Hand, als wollte er einen feierlichen Schwur ablegen. „Versprochen, El." Plötzlich war die unangenehme Spannung verflogen und Elenora lehnte sich entspannt zurück. Sie fühlte sich seltsam leicht, als hätte jemand eine große Last von ihren Schultern genommen. Damien leerte sein Glas und bestellte gleich ein neues, dann verfielen die beiden in ein langes Gespräch über die alten Zeiten und die Jahre nach ihrer Trennung. Mit jeder Stunde die verging, fühlte sich Elenora besser und besser in Damiens Gegenwart, woran die paar Gläser Gin nicht ganz unschuldig waren. Ihr Vorhaben, weniger zu trinken, ging in letzter Zeit eindeutig den Bach hinunter. Damien erzählte von seinem Job als Drachenwärter und davon, wie er seine Narben bei einem Kampf mit einem tollwütigen Drachenweibchen erhalten hatte. Zusammen mit Charlie hatte er halb Europa auf der Suche nach rumänischen Langhörnern bereist und hatte auch wirklich Gefallen an dem Job gefunden, bis er eines Tages einen Brief von seinem Onkel erhalten hatte, der ihn nach London einlud. Dort erfuhr Damien, dass sein Onkel schwerkrank war und vor seinem Tod unbedingt Frieden mit seinem einzigen Neffen schließen wollte. Die beiden hatten ein langes, schwieriges Gespräch über Damien und dessen Eltern gehabt, aber am Ende hatten sie endlich Frieden geschlossen. Damiens Onkel hatte ihm daraufhin einen Job im Ministerium angeboten, sodass Damien ihn öfter besuchen konnte und sich im Falle seines Todes gleich um die Papierarbeit kümmern konnte. Ein seltsames Angebot, wie Elenora fand, aber sie hielt sich mit Kommentaren zurück, denn sie genoss es, den Slytherin von seinen Erlebnissen erzählen zu hören. Wie ihr bewusst wurde, hatte sie die Anwesenheit des jungen Mannes doch mehr vermisst als sie zugeben wollte. Schließlich war sie an der Reihe mit dem Erzählen, auch wenn ihr Studium und ihre ersten Jahre in Hogwarts nicht so spannend und dank des Krieges eher trübselig gewesen waren. Damien hörte dennoch aufmerksam zu und seine grünen Augen fixierten sie ununterbrochen. Die beiden wurden erst von dem Barkeeper unterbrochen, der den Ladenschluss ankündigte. Erstaunt stellte Elenora fest, dass es schon nach zwei Uhr morgens war. Lachend traten die beiden Freunde aus dem kleinen Pub auf die schwach beleuchtete Straße hinaus und liefen zusammen bis zum kleinen örtlichen Bahnhof, von wo aus sich ihre Wege trennten. Damien wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augen und sagte: „Ich habe seit Langem schon nicht mehr so gut gelacht. Danke." Elenora grinste. „Gern geschehen. Oh, und danke für die Einladung. Ich hoffe, dein Geldbeutel kann meine Sauferei verkraften." Ein verschmitztes Lächeln glitt über die Lippen des Slytherin. „Du würdest dich wundern, was man als Drachenwärter so verdient." Beide mussten wieder lachen und Elenora strich Damien über den Arm. „Es ist wirklich schön dich zu sehen, Damien. Ich bin froh, dass wir uns versöhnt haben." „Und ich erst!", rief der junge Mann und sah sie glücklich an. „Ich schreibe dir aus London. Vorausgesetzt, du liest diesmal wirklich meine Briefe!" „Das werde ich, keine Sorge. Also, ich muss langsam mal zurück nach Hogwarts..." Damien kratzte sich im Nacken und erwiderte: „Ja, ich sollte mich auch auf den Weg machen. Also dann, auf Wiedersehen. Er lächelte sie zum Abschied an, drehte sich um und schritt den Bahngleis entlang bis in die dahinter liegende Dunkelheit. Elenora sah ihm nach bis er im Nebel verschwand, dann drehte sie sich ebenfalls um und machte sich auf den Weg zurück zum Hogwarts-Gelände. Still vor sich hin lächelnd reflektierte sie den Abend und fühlte wie ihr Herz einen Sprung machte, wenn sie an Damiens giftgrüne Augen dachte.
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A Hogwarts Love Story
Fiksi Penggemar(ABGESCHLOSSEN) Nach dem Sieg über Voldemort wird Hogwarts wiederaufgebaut und eine neue Ära beginnt, doch was wird sie bringen? Dies ist eine Geschichte aus der Sicht der jungen Lehrerin Elenora, eine Geschichte über familiäre, freundschaftliche un...