62. Tage im Licht

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Der kühle Sommerwind wehte leicht durch die weit geöffneten Fenster von Elenoras Gemächern und strich der Gryffindor spielerisch über das Haar. Die junge Frau saß an ihrem Schreibtisch und rührte in einer Tasse Tee, während ihre Augen über die Zeilen des Briefes in ihrer Hand flogen:

Soviel erstmal zu Fred und George. Das viel wichtigere Thema hier ist doch wohl dein frischer Geliebter! Ich habe ihn natürlich noch nie getroffen, aber deinen Erzählungen nach scheint er ein ganz netter Kerl zu sein! Nur damit du es weißt, ich freue mich sehr für dich, El. Wirklich. Du hast einen Mann verdient, der dich so liebt, wie du bist, und Aaron scheint mir der Richtige dafür zu sein. Ganz ehrlich, er ist ein Hufflepuff, liebt die Natur und kann gut mit Tieren und Kindern umgehen: Was kann eine Frau mehr wollen?

Kichernd blätterte Elenora auf die nächste Seite des Briefes und nippte an ihrer Tasse. Charlie Weasley war offensichtlich begeistert von ihrer neuen Romanze, und die Gryffindor war sich sicher, dass sich die beiden Männer ausgezeichnet verstehen würden, sollten sie sich endlich einmal persönlich kennenlernen. Sie konzentrierte sich wieder auf die wackeligen Zeilen der zweiten Seite und las weiter:

Spaß beiseite, ich freue mich schon, ihn irgendwann einmal kennenzulernen. Jetzt habe ich auch eine großartige Neuigkeit für dich: Fleur ist schwanger! Der kleine Sonnenkäfer kommt aller Voraussicht nach im Mai nächsten Jahres zur Welt, das Geschlecht ist allerdings noch unbekannt. Ich werde bald Onkel, kannst du dir das vorstellen, El? Ich habe mir von Ginny sagen lassen, dass Mom ganz aus dem Häuschen war und eine ganze Woche von nichts anderem geredet hat. Naja, schließlich ist es ihr erstes Enkelkind... wie dem auch sei, sollte es Neuigkeiten von den beiden geben, schreibe ich dir natürlich. Vermutlich bekommst du aber sowieso bald einen Brief von Fleur und Bill, die werden dir das auch selber erzählen wollen. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja mal wieder, uns alle zu treffen?

Grüß deine Tante und Snape von mir. Obwohl..., wenn ich's mir Recht überlege, lieber doch nur deine Tante.

Mit den besten Grüßen,

Charlie

Baff starrte Elenora auf die letzten Zeilen des Briefpapiers. Die Neuigkeit von Bill und Fleurs Schwangerschaft erfüllte sie mit Freude und Rührseligkeit, und sie presste den Brief an ihre Brust. Wie die Zeit doch vergeht... Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen legte die Gryffindor das Papier zur Seite und nahm sich vor, Minerva und Poppy später davon zu erzählen. Die letzten Tage waren schnell vergangen und Elenora fühlte sich so glücklich wie noch nie. Ihre Beziehung mit Aaron lief großartig, sie kam mit dem Unterricht gut voran und in ihrer Familie herrschte Frieden. Entspannt sah die junge Frau hinaus zu den in einem kräftigen grün leuchtenden Bäumen und sog den Duft der pollenschweren Blüten in ihre Lungen. In diesem Moment schwang ihre Zimmertür auf und eine große Gestalt quetschte sich durch den Türrahmen. „Hallo Schatz! Bist du bereit?", rief Aaron glücklich und drückte seiner Freundin einen Kuss auf die Lippen. Diese lächelte und erhob sich von ihrem Bürostuhl, während sie antwortete: „Ja, ich bin fertig." Der heutige Tag markierte ihr einmonatiges Zusammensein, und zur Feier dessen hatte Aaron sie auf ein Date in Hogsmeade eingeladen. Prüfend besah Elenora sich in ihrem Wandspielgel und fuhr sich mit einer Hand durch ihre langen Haare. Sie hatte sich für einen blauen Faltenrock und eine schöne weiße Bluse mit weiten Ärmeln entschieden, und sogar dezentes Makeup aufgetragen. Aaron kam an ihre Seite und betrachtete seine Freundin im Spiegelbild. „Du siehst gut aus, El." „Du aber auch, Liebling." Aaron trug ebenfalls ein weißes Hemd, über das er ein violettes Jackett geknöpft hatte, mit einer dazu passenden dunklen Anzughose. Seine roten Haare fielen locker über seine Schultern und seine Augen blitzen im Sonnenlicht. „Können wir los?" Der Ire hielt seiner Geliebten wie immer die Tür auf und zusammen spazierten sie durch die Korridore von Hogwarts, natürlich mit dem gebotenen Abstand zweier Kollegen. Mit Ausnahme einiger Individuen im Kollegium wusste der Großteil der Schule nämlich immer noch nicht, dass die beiden ein Paar waren. Erst draußen, auf dem steinigen Weg nach Hogsmeade, erlaubte sich Elenora, die Hand ihres Partners zu ergreifen und verliebt schlenderten sie an den vielen bunt dekorierten Schaufenstern der kleinen Geschäfte des Zaubererdorfes vorbei. „Dir ist bewusst, dass in wenigen Tagen ganz Britannien von uns erfährt, wenn dir jetzt so ins „Drei Besen" reinlaufen?", witzelte Aaron und deutete mit einem Kopfnicken auf den Pub. „Das ist mir egal. Soll Rosmerta es ruhig weitererzählen... du bist nichts, dass ich viel länger verbergen möchte", flüsterte Elenora liebevoll und zauberte dem Iren damit ein verlegenes Lächeln auf die Lippen. Er stieß die Tür zum Gasthaus auf und ließ die junge Frau eintreten, bevor er selbst seine breiten Schultern durch den Türrahmen quetschte. Die blonde Wirtin erblickte den großen Mann sofort und hob angetan die Augenbrauen. „Oh, was führt einen so gutaussehenden jungen Mann wie Sie in meine Gaststube?" „Ich, äh, habe einen Tisch reserviert.", gab Aaron verlegen von sich und jetzt bemerkte Rosmerta auch Elenora, die ein Grinsen nicht verbergen konnte. „Oh, Professor, ich habe Sie gar nicht gesehen, verzeihen Sie mir... so so, einen Tisch für zwei, nehme ich an?" „Richtig.", antwortete Aaron und Rosmerta deutete auf den hinteren Teil des Zimmers. „Folgen Sie mir." Der große Ire ging voraus, und Rosmerta kam mit einem verschwörerischen Grinsen an Elenoras Seite gelaufen. „Alle Achtung, da haben Sie sich ja einen stattlichen Fisch an Land gezogen, Professor.", raunte sie und ließ ihren Blick über Aarons Rücken streifen. Elenora kicherte verhalten und meinte dann: „Er ist vor einiger Zeit der neue Professor für Pflege magischer Geschöpfe in Hogwarts geworden, nachdem ich Verteidigung gegen die dunklen Künste übernommen habe. Und bitte, nennen Sie mich einfach nur Elenora." „Ist gut, meine Liebe. Nun, ich hoffe, er behandelt Sie besser, als der Letzte... oh, Verzeihung, dass hätte ich nicht laut sagen sollen. Tut mir leid.", flüsterte die Wirtin und schlug sich bedauernd die Hand vor den Mund. „Halb so wild. Ich bin lange über ihn hinweg", beruhigte Elenora sie und ließ sich auf einem der zurückgeschobenen Stühle ihres Tisches nieder. Rosmerta holte ihren Notizblock hervor und notierte sich die Bestellung der beiden, dann machte sie sich rasch aus dem Staub. Aaron ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und grinste. „Ah, da kommen viele alte Erinnerungen aus Schulzeiten wieder hoch." Elenora nickte, als ihr Blick plötzlich auf einen Tisch schräg hinter Aaron fiel. Ihr Miene musste sich verfinstert haben, denn ihr Gegenüber legte verwirrt den Kopf schief. „Alles in Ordnung?" Elenora nickte langsam, ohne ihren Blick von dem Tisch abzuwenden. „Ja, es ist nur..." Jetzt drehte sich auch Aaron zu dem Tisch um und kniff nachdenklich die Augen zusammen, bis sich ein Gedanke in seinem Kopf zu formen schien. „Damien?" „Das war der Tisch, an dem wir unsere frische Zusammenkunft gefeiert haben", erklärte Elenora mit leiser Stimme und in ihrem Herzen blitze ein kurzer Schmerz auf. Aaron legte seinen Arm auf die Tischplatte, um ihre Hand in Seine zu nehmen. „Wir können uns umsetzen, wenn du willst..." „Nein." Elenora riss ihren Blick von dem anderen Tisch los und schüttelte kurz ihren Lockenkopf, dann sah sie ihren Partner mit entschlossenem Blick an. „Damien ist Geschichte, und das wird auch so bleiben. Er wird uns niemals im Weg stehen, das verspreche ich." Das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück und sie fügte hinzu: „Ich bin so froh, dass du hier bist, Aaron." „Das bin ich auch.", antwortete der Hufflepuff und sah sie aus seinen smaragdgrünen Augen liebevoll an, bis Rosmerta sich mit einem Räuspern ankündigte. „So, zweimal Butterbier für die Turteltäubchen. Und jetzt lassen Sie sich von mir nicht weiter stören!", flötete sie und entfernte sich wieder, nicht ohne den beiden noch einmal verschwörerisch zuzuzwinkern. Die Professoren hoben ihre Gläser und stießen an, und als Aaron seinen Krug wieder absetzte, musste die Gryffindor kichern. „Was?" „Du hast da... etwas Schaum auf deinem Bart. Warte, ich erledige das.", grinste Elenora und wischte mit dem Finger kurz über die roten Stoppeln des Iren. Ihre Hand blieb auf seiner Wange liegen und sie zog sein Gesicht näher zu sich heran, um dann in einem innigen Kuss zu versinken. „Ich liebe dich, Elenora McGonagall!", murmelte Aaron und öffnete seine Augen wieder. Elenoras Augen hingen noch immer an seinen Lippen, aber sie ließ ihren Blick zurück zu seinen Augen wandern und erwiderte: „Ich liebe dich noch mehr." So beschäftigt miteinander blendeten sie die Welt um sich herum vollkommen aus, aber plötzlich meinte Elenora, ein leises Kichern zu vernehmen. „Hast du das gehört?" „Hm?" Die Köpfe der beiden schossen herum, doch es war nichts Auffälliges zu sehen. Elenora analysierte die Gaststube mit zusammengekniffenen Augen und meinte: „Mir war, als hätte da... hm, wohl doch nicht." Aaron nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier und die beiden verfielen in ein lockeres Gespräch über Hogwarts und aktuelle Ereignisse. Elenora berichtete von Fleurs Schwangerschaft, und Aaron erzählte von der Reaktion seiner Mutter auf die Nachricht seiner neuen Beziehung. „Sie ist schon sehr gespannt, dich eines Tages kennenzulernen und sendet dir ihre besten Grüße." „Wie lieb von ihr. Richte ihr bitte auch meine Grüße aus. Sie hört sich nach einer ganz wunderbaren Mutter an." „Ja, das ist sie. Nun, manchmal hat auch sie ihre Phasen, aber sie ist eben... irisch.", fügte Aaron hinzu und zuckte grinsend mit den Schultern. Elenora wurde davon angesteckt und gab hinzu: „Wem sagst du das, ich wohne mit einer durch und durch schottischen Frau zusammen!" Lachend lehnten sich die beiden in ihre Stühle zurück. Elenora beobachtete ihren Freund mit milder Miene, während sie an ihrem Glas nippte. Dieser Mann machte sie wirklich zum glücklichsten Menschen auf dieser Erde. 

A Hogwarts Love StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt