41. Ein besonderer Heiligabend II

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Während sich Jeder Essen auf dem Teller anhäufte, warf Elenora immer wieder verstohlene Blicke zu Severus, denn sie konnte noch nicht ganz glauben, dass er wirklich hier war." Der Tränkemeister bemerkte diese Blicke und lachte leise. „Keine Sorge, ich werde mich nicht in Luft auflösen oder ähnliches.", beruhigte er Elenora und sah sie belustigt an. Peinlich berührt blickte Elenora schnell auf ihren Teller runter. „Tut mir leid, ich kann's einfach immer noch nicht fassen... es ist so schön, dich zu sehen." Severus fing an, sein Brathühnchen aufzuschneiden und sagte nichts, aber sein Gesicht verriet der Gryffindor, dass ihn ihre Worte berührt hatten. Das Abendessen verlief ähnlich laut wie das Frühstück und Elenora schlug sich den Magen mit all den Leckereien voll, die Isobel auf den Tisch gezaubert hatte. Endlich war die Zeit der Bescherung gekommen, und alle McGonagalls inklusive Snape hatten sich im Wohnzimmer versammelt. Nacheinander tauschten alle Geschenke untereinander aus und sammelten ihre eigenen unter dem Baum auf. Auch Elenora näherte sich neugierig dem Geschenkehaufen und hob ein paar Päckchen vom Boden auf, auf denen ihr Name draufstand. Dann verzog sie sich in die hintere Ecke des Zimmers zu Severus, der auf einem Sessel saß und ruhig das Geschehen beobachtete. Während die junge Gryffindor das Papier ihres ersten Päckchens entfernte, fragte sie den Slytherin: „Hast du meins schon aufgemacht?" Zur Antwort zog Severus das Geschenk von Elenora aus seiner Tasche hervor und hielt es in die Luft. „Natürlich nicht. Übrigens..." Er holte ein weiteres Paket hervor und reichte es seinem Schützling. „Bitte sehr." Mit einem gerührten Lächeln nahm Elenora es an sich und legte es auf dem Stapel neben sich ab. „Danke!" Severus öffnete die Schleife seines Geschenks, als Isobel und Minerva auf ihn zukamen und ihm auch Pakete in die Hand drückten. „Frohe Weihnachten, Severus.", lächelte Minerva und Isobel fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich hoffe, Sie trinken gerne, Mr. Snape." Severus gab sich alle Mühe, seine überraschte Miene zu verbergen und erwiderte: „Ich danke Ihnen. Und bitte, nennen Sie mich einfach Severus." „Gut, dann frohe Weihnachten, Severus! Es heißt dann auch Isobel für Sie." Dankend nickte Snape und fuhr mit dem Auspacken fort, als sich die beiden Damen wieder entfernt hatten. Elenora hatte innegehalten und beobachtete gespannt Severus' Miene, als er ein edles Notizbuch und einen eleganten Federkiel in der Hand hielt. „Ich habe gesehen, dass dein Altes fast voll ist, da dachte ich mir, du könntest vielleicht ein Neues gebrauchen...", murmelte sie dann und Severus lächelte. „Sehr guter Geschmack bei der Lederbandauswahl. Vielen Dank." Glücklich wandte sich Elenora wieder ihren eigenen Geschenken zu. Nach einiger Auspack-Arbeit lagen vor ihr ein neuer Roman ihrer Lieblingsschriftstellerin, ein wunderschön verziertes Fernglas, zwei Karten für das erste Quidditch-Spiel der Saison und ein goldenes Paar Ohrringe in Form zweier kleiner Monde. Drei Pakete lagen noch neben ihr, eines von Minerva, das von Severus und eines ohne Absender. Eben dieses nahm Elenora zuerst in die Hand und drehte es neugierig hin und her, dann öffnete sie vorsichtig das Papier. Als Erstes kam eine Karte zum Vorschein, auf dem ein ungarischer Hornschwanz abgebildet war. Lächelnd drehte Elenora die Karte um und erkannte Charlies schiefe Handschrift:

Liebe El,

frohe Weihnachten! Ich hoffe, das Paket hat die holprige Reise aus Rumänien gut überstanden, denn die Eule hatte einen wirklich weiten Weg! Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und soll dir auch Grüße von Emilia ausrichten. Sie kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen!

In der Hoffnung, dass wir uns bald wiedersehen,

Charlie

Elenoras Herz machte bei diesen Worten einen kleinen Hüpfer und sie legte die Karte beiseite. Charlies Geschenk war in ein blaues Stofftuch eingewickelt, und als die Gryffindor es entfernte, wurde eine Kette sichtbar. Der Anhänger bestand aus der Spitze eines Drachenzahns, die geschliffen und poliert worden war und im Schein des Feuers glänzte. „Wow", hauchte Elenora und drehte das Schmuckstück in der Hand. Sie war ziemlich angetan von Charlies Geste und nahm sich vor, ihm in ihrem nächsten Brief zu danken. Als nächstes war Minervas Geschenk an der Reihe, das in einem roten Paket steckte. Gespannt öffnete Elenora auch dieses Geschenk und nahm einen Federhalter in Form einer Eule und einen Fotorahmen heraus. Das Foto war relativ neu und zeigte Elenora und Minerva, die vor dem Stadion der Montrose Magpies standen und in die Kamera lächelten. Das Bild stammte vom letzten Sommer, als Elenora zusammen mit Minerva, Poppy und Rolanda bei einem Quidditch-Spiel gewesen waren. Glücklich betrachtete Elenora das Foto einen Augenblick lang und warf ihrer Tante dann einen Blick zu, die sie liebevoll anlächelte. „Montrose Magpies, hm? Die waren dieses Jahr wieder sehr erfolgreich.", kam es da plötzlich von Severus, der einen Blick auf das Foto erhascht hatte. Verwirrt starrte Elenora den Slytherin an. „Du verfolgst Quidditch?" „Nein, aber Minerva redet beim Essen meist pausenlos darüber.", gab der Tränkemeister trocken von sich und erntete einen genervten Blick seiner Vorgesetzten. Grinsend stellte die junge Gryffindor das Foto zu den anderen Geschenken und nahm dann das letzte Päckchen in die Hände. Das Geschenkpapier war natürlich dunkelgrün und wurde mit einer weißen Schleife zusammengehalten, die Elenora jetzt langsam öffnete. Zum Vorschein kamen ein paar lederner Handschuhe, ein Brief und ein kleines Glas, gefüllt mit... „Feeneier?" Severus grinste süffisant. „Ich dachte, ich helfe deinem Vorrat auf die Sprünge, bevor du wieder Meinen plündern musst." Lachend antwortete Elenora: „Das Ereignis wirst du mich wohl nie vergessen lassen, was?" Sie nahm die Handschuhe in die Hand und fuhr über die edel verarbeitete Oberfläche, dann keuchte sie erstaunt auf. „Warte mal, sind das..." „feuerfeste Handschuhe, ja. Ich dachte mir, die könntest du bei deinem Job noch gebrauchen, wenn du zu den Feuerwesen kommst.", beendete Severus ihren Satz und kniff dann fragend die Augen zusammen. „Ich hoffe...sie entsprechen deinem Geschmack." „Das tun sie! Danke Severus, die sind wirklich toll!", erwiderte die junge Frau schnell. Jetzt fehlte nur noch der Brief, aber Elenora legte ihn beiseite, als sie das Unwohlsein auf Severus' Gesicht entdeckte. „Den...lese ich lieber später, in Ruhe.", beschloss sie und beobachtete, wie sich der Slytherin wieder entspannte. Zufrieden lehnte er sich zurück und nahm die Flasche Whiskey in die Hand, die er von Isobel bekommen hatte. „Ein guter Jahrgang", sagte er dann mit dem Blick auf das Etikett gerichtet. „Und stark ist er auch." „Was hast du von Mina bekommen?" Der Tränkemeister hielt ein spezielles Schneidemesser hoch, dass in keinem guten Labor fehlen durfte. Elenora nickte anerkennend, als Isobels Jauchzer ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. „Eine Kamera? Oh Audra, Malcolm, vielen Dank!", rief sie aus und hielt die magische Kamera vor sich hin, um sie von allen Seiten zu bewundern. „Ich bin dafür, dass wir sie gleich ausprobieren! Das letzte Familienfoto ist...30 Jahre her?", schlug Malcolm vor und Isobel nickte begeistert. Sie winkte alle Familienmitglieder an das Sofa und befahl ihnen, sich geordnet aufzustellen. Severus, der sich von seinem Sessel nicht bewegt hatte, beobachtete das Ganze sichtlich amüsiert. Als Isobel das sah, winkte sie auch ihn herüber mit der Erklärung: „Sie auch, Severus! Sie gehören doch praktisch schon zur Familie!" Das Familienoberhaupt zwinkerte ihrer Enkelin zu, die wiederrum Minerva anstarrte. Die hob entschuldigend die Schultern und meinte: „Ich musste ihr doch erklären, warum Severus heute Abend auch dabei sein sollte." Snape war ganz offensichtlich überfordert mit der Gesamtsituation, weshalb die kleine Frau kurzerhand zu ihm trat und ihn zum Sofa zog. Isobel positionierte den Tränkemeister neben seinem Schützling und wies dann alle an: „Und jetzt, bitte lächeln!" Alle Anwesenden grinsten in die Kamera, mit Ausnahme von Severus, der nur ein gequältes Lächeln hervorbrachte. Die Kamera gab ein leises Klick von sich und Isobel lief hinüber, um das Ergebnis zu bewerten. Zufrieden nickte sie und berichtete: „Wunderbar! Ich schicke es gleich morgen zum Entwickeln." Ein Seitenblick zu dem Slytherin sagte Elenora, dass er noch immer perplex war und sie fasste ihn am Arm. „Geht's wieder?", grinste sie und Snape schüttelte kurz verwirrt den Kopf, um sie dann von oben herab genervt anzuschauen. Elenoras Grinsen wurde nur breiter und sie begleitete ihn zurück zu den Sesseln. Jetzt kehrte Ruhe im Hause McGonagall ein und alle genossen die friedliche Atmosphäre. „Das war der beste Heiligabend seit Langem.", sagte Elenora irgendwann und beobachtete, wie Audra und Minerva zusammen über Malcolms Grimasse lachten, die er vor Isobel zog. Snape nahm einen Schluck von dem Feuerwhiskey, der heute Abend die Runde machte, und nickte dann zögerlich. Sein Blick fiel auch auf die anderen Erwachsenen und er neigte leicht den Kopf, um dann zu sagen: „Deine Familie ist... so friedlich. Hätte ich nicht gedacht, bei dem Temperament von euch beiden Gryffindors." „Du hast sie nur noch nicht im Kampf oder beim Streiten gesehen!", lachte Elenora und trank ebenfalls aus ihrem Glas. Von Severus kam nur ein nachdenkliches „Hm" und danach verfielen die beiden Professoren in ein lockeres Gespräch über schottischen Whiskey und magische Kameras. 

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