7. Die Anhörung II
Ein erleichtertes Seufzen kam von der Bank der Malfoys und Elenora sank zitternd in den Stuhl. Sie hätte vor Erleichterung weinen können. Da fiel ihr siedend heiß ein, dass sie ja gar nicht wusste, wie die Urteile der anderen beiden Malfoys ausgefallen waren. Als sich das Zauberergamot auflöste, stand auch sie auf und näherte sich langsam den Malfoys. Narzissa hatte Draco in ihre Arme geschlossen und Lucius wechselte ein paar leise Worte mit Snape. Harry trat an Elenora heran und lächelte sie kurz an. Die Gryffindor sah ihn etwas ängstlich an. „Lucius und Narzissa...?" „Beide freigesprochen. Obwohl es bei Mr. Malfoy ähnlich knapp war wie bei Draco." Elenora nickte höflich, in ihrem Inneren jedoch machte ihr Herz einen fröhlichen Purzelbaum. Als Narzissa sich den beiden näherte, machte Harry einen Schritt zurück. „Alles Gute noch. Und grüßen Sie ihre Tante von mir." „Mache ich. Auf Wiedersehen, Harry." Der junge Potter drehte sich um und lief schnellen Schrittes aus der Tür. Auch wenn er für Narzissa gesprochen hatte, so wollte er wohl keine Minute länger mit den Malfoys und seinem ehemaligen Hass-Lehrer im Raum sein. Sobald er weg war, drehte sich Elenora zu Narzissa um und ließ sich von ihr in eine unerwartete Umarmung ziehen. „Danke, dass Sie meinen Sohn gerettet haben" hauchte sie und wischte sich ein paar Tränen von den Augen. „Das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem Sie uns gerettet haben, Narzissa", erwiderte Elenora lächelnd und fügte bei Narzissas erstauntem Gesichtsausdruck noch hinzu „Und wie ich schon sagte: Draco ist kein schlechter Mensch." Sie lächelte den jungen Malfoy an, der von seinem Vater einen Schubs bekam und unsicher die Hand ausstreckte. „Danke, Professor.", sagte er leise und warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor sein Vater ihn aus dem Weg schob, um Elenora selbst die Hand zu reichen. „Ich wusste von Anfang an, dass Sie ein gutes Gespür für Gerechtigkeit haben, Elenora.", sagte er milde lächelnd und drückte ihre Hand. Geschmeichelt neigte sie den Kopf und sah dann Severus an, der die Szene mit ruhigem Blick beobachtete. Lucius reichte seiner Frau den Arm und deutete auf die Tür des Saals. „Wollen wir?" Draco öffnete sie und ließ seine Eltern und ehemaligen Professoren passieren, dann folgte er ihnen. Als die kleine Gruppe aus dem Aufzug stieg, trafen dutzende neugierige Blicke auf sie. Anscheinend hatte sich mittlerweile herumgesprochen, dass der Prozess der Malfoys vorüber war und nicht alle hier schienen erfreut darüber. Lucius richtete sich auf und schritt schnellen Schrittes und mit hoch erhobenem Kopf voran, die Ausrufe einiger seiner ehemaligen Kollegen ignorierend. „Verräter!" „Die gehören alle nach Askaban!" „Verdammt sollst du sein, Malfoy!" „Sperrt sie weg!" Draco schloss schnell zu seinen Eltern auf, als die versammelte Menge immer wütender wurde. Weiterhinten im Gang hatten ein paar Sicherheitsmänner Mühe, die Presse davon abzuhalten, die eilig aufgestellten Absperrung niederzurennen. Lucius blieb stehen, als er den Tumult entdeckte und drehte sich zu Severus und Elenora um. „Wir sollten uns trennen. Ihr beide habt schon genug für uns getan, ihr müsst es nicht auch mit der Presse aufnehmen." Severus nickte der Familie knapp zum Abschied und Elenora tat es ihm gleich, dann bogen sie nach links in Richtung des Besucherausgangs ab. Elenora konnte einen letzten Blick auf das Ehepaar Malfoy erhaschen, die sich aufmunternd zunickten, ihren Sohn schützend in die Mitte nahmen und dann auf den Pressemob zuschritten. Severus schob Elenora in eine der Zellen, stieg dann selbst hinein und schloss die Tür. Mit einem leichten Ruckeln setzte sie sich in Bewegung und erhob sich in die Lüfte, bald außerhalb der Blickweite der Schaulustigen. Erst als Elenora die Kabine verlassen und auf die nachtschwarze Straße Londons hinausgetreten war, erlaubte sie sich, einmal tief durchzuatmen. „Alles in Ordnung?", kam hinter ihr die dunkle Stimme von Severus und sie fuhr sich durch die Haare. „Ich... denke schon." „Du warst vorhin in der Befragung ziemlich blass um die Nase, ich hatte schon Angst, du würdest umkippen." Elenora brachte gerade noch ein müdes Lächeln zustande. „Ich war auch kurz davor, glaub mir." Stillschweigend bot Severus ihr seinen Arm an und sie machten sich auf den Rückweg zum Portschlüssel. Plötzlich brach der Tränkemeister die Stille. „Ich... muss dir danken. Du hast Draco vor einem schlimmen Schicksal bewahrt. Letztendlich ist er immer noch mein Patenkind." Unfähig darauf zu antworten senkte Elenora den Kopf und murmelte: „Gern geschehen. Er hat die Freiheit verdient." Plötzlich blieb Severus stehen und sah sie durchdringlich an. „Genau das ist es, was ich an dir nicht verstehe, McGonagall. Warum hast du dich so für die Malfoys eingesetzt? Schließlich waren sie alle Todesser und ihre Weste ist nicht ganz so rein, wie sie immer behaupten. Müsstest nicht gerade du alle Todesser hassen, wo doch deine Eltern..." Er brach ab, doch Elenora vervollständigte seinen Satz: „...von Todessern umgebracht wurden?" Severus sah zu Boden und die junge Frau brauchte eine Weile, bis sie eine passende Antwort gefunden hatte. „Also... ein gewisser Jemand hat mich gelehrt, dass man nicht jeden vorschnell wegen seinen Taten und seiner Zugehörigkeit verurteilen sollte, auch wenn die Person ein Todesser ist. Nicht jeder ist wirklich das, was er vorgibt zu sein..." Etwas schüchtern nahm sie Severus Arm in die Hand und strich über die Stelle, an der einmal das Todessermal gewesen war. Severus hatte sich eines Abends den Unterarm zerschnitten, um es unkenntlich zu machen, sodass jetzt nur noch weiße Narben zu sehen waren. In Severus Augen ging ein Licht auf und er starrte Elenora lange an. Dann blinzelte er ein paar Mal und setzte endlich zu einer Antwort an. „Dieser Jemand... ist darüber sehr dankbar. Das hat er dir nie gesagt." Lächelnd hakte sich Elenora wieder bei ihm ein und sie setzten ihren Weg in Stille fort. Als sie fast beim Portschlüssel angekommen waren, stolperte Elenora plötzlich und Snape konnte sie gerade noch so auffangen. Sie abschätzend begutachten meinte er: „Ich glaube, es ist besser, wir nehmen den Zug bis zur Grenze und porten erst dort. Du bist zu müde für so einen weiten Port von hier bis nach Hogwarts." Ehe Elenora widersprechen konnte, hatte Severus auch schon ein Taxi gerufen und sie hineinbugsiert. „Zum Bahnhof bitte.", sagte er zum Taxifahrer und das Auto setzte sich sogleich in Bewegung. Auf der Fahrt bemerkte Elenora, dass Severus Recht gehabt hatte: Sie war wirklich zu müde zum Porten. Das gleichmäßige Rattern des Motors brachte sich dazu, kurz wegzunicken, und als sie aufwachte, waren sie schon am Bahnhof. Severus bezahlte den Fahrer und Elenora fragte sich schläfrig, woher er so viel Muggelgeld hatte. Sie ließ sich von ihm durch den Bahnhof ziehen, bis er sie irgendwann auf eine Bank drückte. „Du bleibst hier. Ich werde die Tickets kaufen gehen. Und nicht einschlafen!", ermahnte er sie und machte auf dem Absatz kehrt. Elenora nutzte all ihre verbleibende Konzentration, um die Mosaiksteinchen in der Säule vor ihr zu zählen, und konnte sich so wirklich wachhalten, bis Severus mit den Tickets und einem dampfenden Becher Kaffee zurückkehrte. „Unser Zug geht in zehn Minuten. Hier." Er reichte ihr den Becher und Elenora nippte an dem schwarzen Gebräu. „Danke Severus..." erwiderte sie und unterdrückte ein Gähnen. Der Slytherin schüttelte nur den Kopf und zog sie von der Bank hoch. Zusammen suchten sie das richtige Gleis und stiegen in den Zug, der schon dastand. Severus führte seine Kollegin bis ganz nach hinten in ein leeres Abteil und Elenora ließ sich auf die Sitzbank neben ihm plumpsen. Das entlockte Snape doch ein kleines Schmunzeln. „Hat der Kaffee denn nichts gebracht?" Elenora antwortete mit einem erneuten Gähnen und lehnte sich zurück. Als der Zug sich langsam in Bewegung setzte, war Elenoras Kopf schon schwer, und wenig später konnte sie gegen die Müdigkeit nicht mehr ankämpfen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Das laute Pfeifen des Zuges weckte Elenora aus ihrem kurzen Nickerchen und sie öffnete schläfrig die Augen. Es war mittlerweile tiefste Nacht und sie hatten die Grenze zu Schottland wohl bald erreicht. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Kopf auf der Schulter der Person neben ihr lag und sie setzte sich ruckartig auf. „Gut geschlafen?", fragte Snape amüsiert, während er sich die Schulter massierte. Die junge Gryffindor verzog das Gesicht zu einer Grimasse und antwortete gespielt selbstsicher: „Ja vielen Dank, deine Schulter ist äußerst bequem." Da atmete sie erschrocken die Luft ein, aber Severus wusste was sie besorgte und beruhigte sie schnell: „Keine Sorge, das war die gesunde Schulter." „Es tut mir trotzdem leid, dass ich auf dir eingeschlafen bin. Du hättest mich wecken sollen!" „Wie, damit ich dich nachher nach Hogwarts tragen muss? So hast du wenigstens etwas Kräfte gesammelt, schließlich haben wir noch einen Port vor uns.", erwiderte er bestimmt und stand auf. Elenora hatte gar nicht gemerkt, dass der Zug schon stehen geblieben war und erhob sich ebenfalls. Während sie die Bahnhofshalle verließen, erklärte Severus, dass Minerva ihnen bereits einen Portschlüssel besorgte hätte und sie machten sich auf den Weg dorthin. Elenora fühlte sich immer noch nicht richtig fit für einen Port, hütete sich aber, es Snape zu sagen. Der Tag war sehr anstrengend und nervenaufreibend gewesen und sie wollte nur noch nach Hause. Eine kleine Stimme im Hinterkopf sagte ihr zwar, dass das Benutzen eines Portschlüssels in so einem Zustand ähnlich gefährlich wie mit einer Verletzung, aber sie ignorierte es gekonnt. Im Gegensatz zum Apparieren war ein Port nämlich viel kräftezehrender und erforderte ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen. Elenora strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht und blendete ihre Zweifel aus. Der Portschlüssel stellte dieses Mal ein alter Autoreifen dar, der in einer Seitengasse lehnte. Severus rückte seinen Mantel zurecht und reichte Elenora wieder eine Hand. „Bereit, McGonagall?" Sie atmete kurz durch, nahm Severus Hand in die ihre und berührte den Portschlüssel.
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A Hogwarts Love Story
Hayran Kurgu(ABGESCHLOSSEN) Nach dem Sieg über Voldemort wird Hogwarts wiederaufgebaut und eine neue Ära beginnt, doch was wird sie bringen? Dies ist eine Geschichte aus der Sicht der jungen Lehrerin Elenora, eine Geschichte über familiäre, freundschaftliche un...