In der Großen Halle herrschte ein regeres Treiben als üblich, denn die komplette Schulfamilie war an diesem Mittag anwesend. Die letzten Unterrichtsstunden des Tages waren beendet und nun hatten sich alle, Schüler wie Lehrer, hier zusammengefunden, um das Festessen am Abschlussfest zu genießen. Minerva saß auf ihrem hölzernen Thron an der Mitte des Lehrertisches und beobachtete die Schülermenge, die munter plaudernd die leckeren Mahlzeiten genoss. „Was für ein Jahr", murmelte die Schulleiterin gedankenverloren, und Elenora blickte von ihrem Teller auf. „Das kannst du laut sagen, Mina." Mit einer Mischung aus Grauen und Nostalgie dachte die junge Frau daran, was sie dieses Jahr alles durchgemacht hatte. Severus und sie hatten die Malfoys vor Askaban gerettet, dann passierte das Dilemma mit dem Tränkemeister, was sie für einige Monate begleiten sollte. Kurz darauf traf Elenora zum ersten Mal seit Schulzeiten während der Wiedereröffnungsfeier von Hogwarts auf ihren Ex, der ihr erneut bewies, was für ein schlechter Mensch er war. Nach der Versöhnung mit Severus hatte sie Bill und Fleur besucht, Weihnachten bei Isobel gefeiert und war mit neuer Hoffnung in das neue Jahr gestartet. Und dann... nun, dann kam Aaron und machte ihr Leben um so viel besser. Elenora warf einen liebevollen Blick zu ihrem Freund, der ihr mit einem kurzen Luftkuss antwortete. „Bitte, macht das woanders...mir wird sonst übel.", kommentierte Severus trocken und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Neben Minerva rollte Rolanda Hooch mit den Augen und warf dem Tränkemeister ein: „Spar dir deine Kommentare für deine Schüler auf, Severus!" entgegen, was der Slytherin mit einem tödlichen Blick quittierte. Minerva schüttelte nur den Kopf und beendete ihre Mahlzeit, dann erhob sie sich und trat zu ihrem Rednerpult auf den Treppenstufen. Nach und nach wurden die Anwesenden ruhig und wandten ihre volle Aufmerksamkeit der Direktorin zu, die zu sprechen begann: „Nun, ein weiteres Schuljahr ist vergangen, liebe Schüler. Wie jedes Jahr wird heute bekannt, welches der vier Häuser den diesjährigen Hauspokal gewinnt." Man konnte förmlich sehen, wie die Spannung in der Halle anstieg, und auch Elenora setzte sich aufrechter hin. Minerva fuhr fort: „Im Moment liegen Gryffindor und Slytherin gleich an auf dem ersten Platz mit 315 Punkten, dicht gefolgt von Hufflepuff mit 300 Punkten und schließlich Ravenclaw mit 280 Punkten." Elenora drehte den Kopf zum Hauslehrer von Slytherin, der sie mit Blicken durchbohrte, und schoss einen selbstsicheren Blick zurück. „Wie immer werde ich jetzt die finalen Punkte zum Jahresende verteilen", fügte Minerva hinzu und sah hinüber zu den großen Sanduhren an der hinteren Wand der Halle, in denen die Punkte gezählt wurden. „Zuerst einmal verdient das Haus Ravenclaw fünfzehn Punkte für Ayden O'Connor, der dieses Jahr die beste Abschlussprüfung abgelegt hat." Der Tisch der Ravenclaws klatschte laut und der O'Connor nickte mit hochrotem Kopf dankbar. Der blaue Punktezähler sprang auf das neue Endergebnis 295, und Minerva räusperte sich. „Des Weiteren verdient Hufflepuff 50 Punkte dafür, dass Sie Professor Sprout und Professor ó Racghnail so bereitwillig unter die Arme gegriffen haben, als diese Hilfe in den Gewächshäusern benötigten. Glückwunsch zu einer Endpunktzahl von 350." Mit großen Augen starrten die Hufflepuffs zu ihrer Schulleiterin herauf, die ihnen anerkennend zunickte. Dann fingen sie freudig an zu applaudieren und einzelne Pfiffe wurden laut. „Typisch Hufflepuff", grinste Madame Hooch und beobachtete amüsiert Elenora und Severus, die mit angespannter Miene zu Minerva heraufsahen. Doch diese hatte ihre Punkteverteilung beendet und klatschte in die Hände, sodass sich die Farben der Hogwarts-Fahnen an der Decke in einem sonnigen Gelb färbten. „Hufflepuff gewinnt den Hauspokal!", verkündete sie nun und sah zu, wie am Tisch der Hufflepuffs ein tosender Jubel ausbrach. Elenora saß mit offenem Mund da und brachte nur ein „Wie jetzt" heraus, und auch Snape bedachte seine Vorgesetzte mit ungläubigen Blicken. Minerva wirkte allerdings sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hob überrascht die Augenbrauen, als sie die ungläubigen Gesichter ihrer beiden Kollegen erblickte. „Was habt ihr denn?" „Ich dachte, wir...", setzte Elenora an, und Severus warf „Slytherin war doch so weit vorne!" dazwischen. Minervas Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, während Rolanda und Poppy nun endgültig in Gelächter ausbrachen. Auch die anderen Professoren konnten ein Kichern nicht verbergen, und Elenora fühlte sich überhumpelt und ein wenig gedemütigt. „Ich war mir so sicher, dass wir euch dieses Jahr schlagen würden...", murmelte sie zu Severus hingewandt, der nur missbilligend dreinschaute. „Oh, immer diese ewige Rivalität zwischen Slytherin und Gryffindor... ich dachte, nach dem Krieg hätte sich das endlich einmal gelegt!", seufzte Poppy Pomfrey und Rolanda gab grinsend hinzu: „Nicht, solange eine McGonagall Hauslehrerin ist..." „... oder Snape noch an dieser Schule lehrt.", schloss sich Elenora an, was Severus ein grimmiges Grinsen entlockte. „Wohl wahr." „Na warte, nächstes Jahr zeigen wir es euch!", fügte Elenora noch hinzu, als sich die anwesende Gemeinschaft langsam auflöste und auf den Weg zur Eingangshalle machte. Der Tränkemeister schnaubte amüsiert und warf seiner Rivalin mit den Worten „Träum weiter!" einen selbstgefälligen Blick zu. Minerva unterbrach die Zankerei der beiden und fasste ihren zweiten Schulleiter am Arm. „Gute Heimreise, Severus." Dankend nickte Snape und wandte sich dann noch Elenora zu, die ihren Ziehvater lange ansah, bevor sie sich zum Abschied für eine kurze Umarmung entschied. „Auf Wiedersehen, Severus, und grüß die Malfoys von mir. Du fährst sie doch besuchen, oder?" „Tatsächlich kommen sie in zwei Wochen nach Spinner's End. Aber ich werde es ihnen ausrichten, keine Sorge." Dann räusperte er sich und murmelte: „Für dich steht meine Tür auch jederzeit offen, wenn du möchtest." „Oh, du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich für ganze acht Wochen in Ruhe lasse? Natürlich komme ich dich besuchen!", rief Elenora fröhlich aus und boxte dem Slytherin leicht in die Schulter. Severus' Gesicht behielt seine Emotionen wie immer für sich, aber seine Augen leuchteten verräterisch, dann sagte er: „Nun denn, bis bald, Elenora." Die Gryffindor beobachtete, wie er in der Seitentür der Großen Halle verschwand, und lächelte leicht. Sie würde den Slytherin die nächsten Wochen wahrlich vermissen, so viel stand fest. Die junge Frau drehte sich um und lief jetzt hinüber zu der anderen Seite des Tisches, an dem Rolanda gerade Pomona Sprout zu ihrem Sieg beglückwünschte. Auch Elenora schüttelte der Hauslehrerin von Hufflepuff die Hand zum Sieg, dann näherte sie sich ihren Freunden und tippte ihrem Freund auf die Schulter. „Dein Haus hat also gewonnen, meinen Glückwunsch." „Unterschätze niemals einen Hufflepuff!", lachte Aaron und strich sich durch das rote Haar. „Kommt schon, ihr Turteltauben, sonst verpassen wir noch den Zug!", rief Aria und zog ihre beiden Freunde mit sich die Treppen hinunter zum Halleneingang. Aaron schnappte sich seinen Koffer und Aria tat es ihm gleich, dann liefen die drei den Weg zum Hof hinunter, an dem die von Thestralen gezogenen Kutschen schon auf die Schüler warteten. Sie suchten sich eine leere Kutsche und nahmen darauf Platz, und sogleich setzte sich das Gefährt ruckelnd in Bewegung. Der Anblick der majestätischen Tiere erinnerte Elenora an ihre Thestralen-Fohlen Ghost und Diablo. Wie es den beiden wohl geht? fragte sich die junge Frau und beobachtete das ruhige Heben und Senken der Flanken des Geisterpferdes. Gedankenverloren ließ die junge Frau ihren Blick über den Wegrand schweifen und fixierte sich dann auf einen Punkt am Horizont. Gemächlich bewegte sich die Karawane dahin, bis der kleine Bahnhof von Hogwarts in Sicht kam. Die schwarz-rote Lok stand schon auf dem Gleis, und ihr entwich in unregelmäßigen Abständen zischend eine Rauschwolke. „Ich hoffe, ihr zwei schreibt mir über die Ferien?", fragte Aria bestimmt in die Runde, während sie ihren Koffer von der zum Stehen gekommen Kutsche hievte. „Natürlich, Gnädigste! Jede Woche", scherzte Aaron und hob ebenfalls seinen Koffer von dem Gefährt. Augenrollend umarmte Aria den Iren und zog dann auch Elenora in eine Umarmung. „Minerva und du, ihr bleibt doch die ganzen Ferien hier, habe ich Recht?" „Ja, auch wenn ich denke, dass ich Severus zwischendurch einmal einen Besuch in Spinner's End abstatten werde.", antwortete die Gryffindor und Aria neigte den Kopf. „Nun, er wird das sicherlich sehr begrüßen. Dann wünsche ich dir erstmal viel Spaß in dem leeren Schloss. Wenigstens kannst du dich erstmal ein wenig von den Strapazen dieses turbulenten Jahres erholen.", kommentierte Aria und erhielt ein zustimmendes Nicken von der Gryffindor. Sie hatte eine Pause auch dringend nötig. „Grüß Joseph, Kai und Liv von mir! Bis bald!", rief Elenora ihrer Freundin hinterher, die winkend in den Zug stieg. Nun drehte sich die junge Frau zu ihrem Freund um, und richtete seinen Kragen. „Gute Heimreise, Liebling." Aaron drücke ihr einen Kuss auf die Stirn, doch die junge Frau seufzte und murmelte dann: „Es wird hier sehr einsam sein ohne dich." „Du hast doch noch Minerva. Außerdem komme ich dich besuchen, versprochen.", meinte Aaron und strich ihr lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich." „Ich dich auch, Aaron." Elenora stieg auf die Zehenspitzen, um ihrem Partner einen langen Abschiedskuss auf die Lippen zu geben und trennte sich dann wieder von ihm. Aaron stieg hinter Aria in den Zug, drehte sich aber noch einmal um und lächelte Elenora an, die mit belegter Miene kurz die Hand hob. Du siehst ihn doch bald wieder, sagte eine bestimmte Stimme in Elenoras Kopf, aber ihr Herz schmerzte trotzdem ein bisschen, als sich die Türen der Abteile schlossen und sich der Zug langsam in Bewegung setzte. Ein paar Schüler streckten die Köpfe aus den Fenstern und winkten der Professorin zum Abschied zu, was Elenora mit einem gerührten Grinsen erwiderte, und auch Aaron und Aria steckten kurz die Köpfe aus dem Zug. „Bis bald, El!" riefen sie unisono, dann ertönte die schrille Pfeife des Schaffners und der Zug lief langsam an. Die junge Frau trat ein paar Schritte zurück, um nicht vollends in Rauch eingehüllt zu werden, und sah dem Hogwarts-Express hinterher, der Richtung Sonnenuntergang fuhr. Erst nachdem die große Rauchwolke nicht mehr zu sehen war, drehte sich die Gryffindor um und machte sich langsam auf den Heimweg in Richtung Hogwarts, dessen Türme und Mauern im goldenen Licht der Abendsonne geheimnisvoll funkelten.
E N D E
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A Hogwarts Love Story
Fanfiction(ABGESCHLOSSEN) Nach dem Sieg über Voldemort wird Hogwarts wiederaufgebaut und eine neue Ära beginnt, doch was wird sie bringen? Dies ist eine Geschichte aus der Sicht der jungen Lehrerin Elenora, eine Geschichte über familiäre, freundschaftliche un...