21. Versöhnung
Zurück im Schloss lief Elenora schnurstracks zu ihrem Zimmer, um ihr Ausgeh-Outfit gegen ihre Lehrerrobe zu tuschen. Auch wenn sie davon ausgehen konnte, dass sich die Neuigkeit der Änderung ihres Beziehungsstatus zumindest unter ihren Kollegen schon verbreitet hatte, wollte sie trotzdem unauffällig bleiben. Schließlich musste sie noch ein paar Dinge aus dem Lehrerzimmer holen. Fröhlich summend spazierte sie durch die Gänge und dachte an die Ereignisse des Abends. Schwungvoll trat sie durch die Tür zum Lehrerzimmer, wo sie aber dann abrupt stehen blieb. Dort vor einem Regal stand Minerva mit dem Rücken zu ihr und sortierte ein paar Bücher ein. Elenora stand eine Sekunde wie erstarrt da, dann drehte sie sich langsam um und wollte sich leise davonmachen, als die Stimme ihrer Tante erklang: „Elenora." Die Angesprochene schloss kurz die Augen und wappnete sich innerlich für das bevorstehende Gespräch, das sowieso schon lange überfällig war. Sie drehte sich wieder zu ihrer Tante um, die sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck ansah. Dann öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, doch ihre Nichte kam ihr zuvor. „Mina, es tut mir leid", platzte es aus ihr heraus und sie sah zu Boden. „Ich hatte meine Gefühle nicht unter Kontrolle und dann ist es einfach aus mir herausgeplatzt! Es...es hat mich nur so wütend gemacht, dass ihr mich aus euren Gesprächen ausgeschlossen habt, aber das ist noch lange kein Grund, dich eine Verräterin zu nennen..." Elenora fühlte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen, doch sie traute sich nicht, ihre Tante anzuschauen. „Du hast mich aus diesem furchtbaren Kinderheim herausgeholt und mich mein ganzes Leben lang beschützt und aufgezogen, obwohl du es nicht hättest tun müssen. Und ich komme dir mit solchen Aussagen... ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen kann." Sie schluchzte und starrte auf den steinernen Boden des Raumen, als sie plötzlich eine Berührung an ihrem Kinn spürte. Minerva hob den Kopf ihrer Nichte an und sah sie liebevoll an. „Elenora, Liebes, ich habe dir schon längst vergeben. Ehrlich gesagt wollte ich mich gerade bei dir entschuldigen, weil ich dich so ausgeschlossen habe." Elenora wischte sich mit der Hand über ihre tränennassen Augen und ließ sich von ihrer Tante in eine Umarmung ziehen. „Ich habe dich sehr lieb, weißt du das?", sagte Minerva und strich ihrer Nichte übers Haar. „Ja, das weiß ich, Mina... und ich habe dich noch mehr lieb" murmelte Elenora und gab ihrer Tante einen Kuss auf die Wange. Sie standen noch eine Weile eng umschlungen da, bis Elenora murmelte: „Ich bin so froh, dass wir das endlich geklärt haben... du hast ja keine Ahnung, wie schwer es ist, einem Animagus auszuweichen." Minerva lachte herzlich und strich ihrer Nichte über die Schulter. „Ja, ich bin auch froh. Hat Severus schon mit dir gesprochen?" Elenora legte den Kopf schief und sah ihre Tante fragend an. „Nein, über was denn?" Minerva blinzelte kurz und winkte dann ab. „Ach, nicht so wichtig. Komm, es wird Zeit fürs Abendessen. Ich hoffe doch sehr, dass du dich jetzt wieder umsetzt?" „Äh, natürlich!", antwortete Elenora und folgte ihrer Tante zur großen Halle, immer noch verwirrt über Minervas Frage. Wieso sollte der Slytherin mit ihr sprechen wollen? Ihre Gedanken wurden von Pomona unterbrochen, die sich ihnen auf dem Weg anschloss. „Ah, wie ich sehe habt ihr zwei euch endlich wieder vertragen, wie schön! Dann sollten wir wohl wieder Plätze tauschen", rief sie und lächelte Elenora an. „Wisst ihr, die ganze Kollegschaft hat schon gerätselt, was wohl der Grund für eure kleine Auseinandersetzung war... aber ich gehe mal davon aus, dass das jetzt aus der Welt geschafft wurde", fügte sie hinzu und zwinkerte den beiden zu, bevor sie zu ihrem alten Platz am Lehrertisch lief. Minerva und Elenora sahen sich an und mussten kichern, bevor sie sich auch auf ihre Plätze begaben. Severus' Platz war leer, was Elenora aber nicht wunderte, denn der Tränkemeister erschien seit einer Weile nur noch selten zum Abendessen. Sie ließ sich auf ihrem Platz nieder und begann zu essen, nach einer Weile jedoch fiel ihr auf, dass ein paar ihrer Kollegen immer wieder verstohlen in ihre Richtung sahen und leise tuschelten. Ich wusste es, Rosmerta kann einfach nichts für sich behalten, dachte Elenora. Sie blickte hinüber zu ihrer Tante, doch diese sah noch nicht so aus, als ob sie die Neuigkeiten schon gehört hatte. Die junge Frau beschloss, diese Chance zu nutzen und es ihr selbst zu sagen, bevor die Direktorin es durch jemand anderen erfuhr. „Äh, Tante Mina, es gibt da noch etwas was ich dir sagen muss..." „...du bist wieder mit Damien Durant zusammen?", beendete Minerva ihren Satz beiläufig und biss in ihr Brötchen. Als sie Elenoras überraschtes Gesicht sah, grinste sie. „Liebes, wenn du nicht möchtest, dass jemand von deinen Verabredungen erfährt, solltest du dich nächstes Mal vielleicht nicht in die am besten besuchte Gaststätte von Hogsmeade setzten." „Also hat Rosmerta es dir erzählt?" „Nein, ich habe es selbst gesehen. Eine sehr schöne Brosche hast du da übrigens bekommen.", antwortete Minerva und legte ihr Brötchen ab. Jetzt hatte sie ihre Nichte endgültig von den Socken gehauen und grinste süffisant. „Tja, was soll ich sagen, ich trinke eben auch gerne einmal ein Butterbier." Elenora schüttelte nur langsam den Kopf, sie war sich sicher gewesen, dass ihre Tante noch im Unklaren über ihren Freund war. Die ehemalige Gryffindor sah sie jetzt wieder ernst an. „Elenora, was ich dir noch sagen wollte: Da ich euch heute gesehen habe, nehme ich alles was ich gesagt habe zurück. Er scheint sich wirklich geändert zu haben, und ich weiß jetzt, dass er dich sehr glücklich macht." Dankbar lächelte Elenora und spielte mit ihrer Halskette, die sie vergessen hatte abzulegen. Dann war ja sogar das jetzt auch geklärt. Kann der Tag heute eigentlich noch besser werden? fragte sie sich und strahlte ihre Tante glücklich an. „Ich bin froh, dass du das auch so siehst, Minerva." erwiderte sie. Die Schulleiterin lächelte und widmete sich wieder ihrem Essen und Elenora tat es ihr gleich. Eigentlich war sie sogar ganz froh darüber, dass Severus Tränkebrauen dem Abendessen vorzog, denn seine mürrische Stimmung wäre hier jetzt eindeutig fehl am Platz gewesen. Nachdem sie die Mahlzeit beendet hatte, lief sie zusammen mit Minerva zu ihren Räumen zurück, denn es war mal wieder Zeit für eine gemütliche Runde zu zweit. Die beiden Frauen machten es sich vor Elenoras Kamin bequem und während Elenora den Teekessel im Auge behielt, bewunderte Minerva die Rosenbrosche von Damien. Sie hielt das Schmuckstück gegen das Licht des Kaminfeuers, sodass die Farben der gläsernen Blüten wunderschön schimmernden. „Eins muss ich dem Jungen lassen, er hat Geschmack" kommentierte die Schulleiterin anerkennend und legte die Rose zurück in ihre Schatulle. Elenora goss ihnen beiden Tee ein und lehnte sich gegen ihre Sessellehne. „Eines der vielen Dinge, die sich an ihm geändert haben." Sie kicherten und Minerva nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Oh, wie habe ich das vermisst", schwärmte sie und sah ihre Nichte liebevoll an. „Ja, ich auch. Nur..." Elenora starrte in ihre Tasse. „...Severus fehlt.", beendete Minerva ihren Satz und seufzte. „Er hat mir grob erzählt, was im Krankenflügel geschehen ist, weißt du." „Hat er?" „Ja... es gibt für alles einen Grund, musst du wissen. Auch für sein, nun ja, zurückgezogenes Verhalten seitdem. Deine Offenheit hat ihn wohl etwas überfordert." Frustriert schnaubte die Gryffindor. „Und gibt es auch einen Grund, warum er es mir nicht einfach erzählen kann? Ich meine, das ist doch jetzt schon Monate her, und es war doch wirklich genug Zeit, sich zu erklären!" „Sagt die Richtige.", gab Minerva zurück und sah sie tadelnd über den Rand ihrer Brille an. Elenora war verstummt und biss sich auf ihre Lippe. Sie wollte es zwar nicht einsehen, aber ihre Tante hatte Recht; sie hatte sich auch lange genug vor einer Entschuldigung gedrückt. Trotzdem. Die Direktorin seufzte und setzte ihre Tasse ab. „Manche Dinge brauchen einfach mehr Zeit als andere. Und wie du weißt, ist Severus nicht gerade gut mit Worten." Als ihre Nichte immer noch schwieg, fügte sie hinzu: „Eines Tages wird er sich dir erklären, da bin ich mir sicher." Elenora zuckte nur mit den Schultern und rührte ihren Tee um. „Anderes Thema. Du wärst doch sicher wieder so nett, mir bei den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest zu helfen?", fragte Minerva und sah sie bittend an, vorauf Elenora mit: „Ja, sicher!", antwortete. „Wunderbar. Aber eines kann ich dir versprechen, diesmal werde ich mich mit Händen und Füßen gegen Weasley-Knaller wehren, nur damit du es weißt", sagte die Schulleiterin und Elenora grinste. „Das werden wir noch sehen."
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A Hogwarts Love Story
Fanfiction(ABGESCHLOSSEN) Nach dem Sieg über Voldemort wird Hogwarts wiederaufgebaut und eine neue Ära beginnt, doch was wird sie bringen? Dies ist eine Geschichte aus der Sicht der jungen Lehrerin Elenora, eine Geschichte über familiäre, freundschaftliche un...