33 | aura

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Fest presse ich meine Lippen zusammen, werfe einen kleinen Blick auf den schluchzenden Dämon, bevor ich mir ein frisches Shirt über den Kopf streife. Sein Weinen ist herzzerreißend, was mich mehr oder weniger aggressiv macht. Wer ist hier eigentlich das Opfer?

Und trotzdem kann ich nicht standhalten und gehe schließlich doch vor ihm in die Knie. Behutsam streiche ich die Tränen von seinen Wangen. "Na komm, hör auf zu weinen."

Er schnieft ein bisschen, bevor er mich mit seinen großen Kulleraugen ansieht. Ach, man.
Seine Unterlippe zittert immernoch ein bisschen, aber er gibt keinen Laut mehr von sich.

Der Dämon atmet ein paar mal tief durch und schaut dann auf seinen Schoß. Ob alle Dämonen so krass niedlich sind? In Filmen und sowas sind die ja alle böse und hässlich. Aber auf Taehyung trifft das alles überhaupt nicht zu. Vielleicht ein wenig manipulativ, aber sonst. Allerdings hat das Bild von der Hölle ja auch nicht gestimmt, also ist es wahrscheinlich ebenfalls ein menschengeschaffenes Urteil.

"Deine Aura", nuschelt Taehyung irgendwann leise. Ich ziehe eine Augenbraue nach oben, warte auf weitere Wörter, mit denen ich mehr anfangen kann. Verlegen streicht der Dämon sich über seinen Arm, bevor er seinen Blick hebt und mich ansieht.

"Ich kann in deiner Aura sehen, was du willst und was nicht." Unsicher sieht er mich an. Leicht beiße ich auf meiner Unterlippe herum, hebe eine Augenbraue. "Wie genau funktioniert dieses Aura-Ding? Was ist das genau?"

"Das ist schwierig zu erklären. Du kannst das noch nicht sehen, weil du...naja, weil das dein erstes Leben ist, beziehungsweise weil du eben auf der Erde geboren wurdest und nicht zum Beispiel in der Hölle oder im Himmel. Deine Aura...spiegelt deine Gefühle wieder, in einem gewissen Grad. Es ist wie ein unterschwelliger, farbiger Schimmer um dich herum. Aber wirklich sehr, sehr blass." Er nagt an seiner Unterlippe. "Deine Aura ist sehr schön, sie ist Lavendelfarben."

Seufzend schließe ich die Augen und lasse mir dieses ganze Aura-Ding durch den Kopf gehen. Leicht massiere ich meine Schläfen, bevor ich meine Augen wieder öffne.

Es macht Sinn, denke ich. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefällt, dass ich Taehyung anscheinend doch unterschwellig will. Damit wäre nicht nur mein Weltbild zerstört, sondern auch meine Sexualität. So ein Müll aber auch.

"Nagut", sage ich schließlich aufseufzend.

Sofort funkeln seine hellen Augen mich an. "Also verzeihst du mir?"

Wie kann man auf ihn böse sein, wenn er so niedlich guckt? Ich fühle mich davon sehr hintergangen.

Leicht rolle ich mit den Augen, nicke schlussendlich doch, woraufhin er mir quiekend (und sehr unangezogen) in die Arme springt.

"Aber in Zukunft mehr darauf achten, was mein Mund sagt, nicht meine Aura. Okay?" Es nickt heftig an meinem Nacken.

So, jetzt muss ich das alles nur noch irgendwie Jimin erklären.

𝐒𝐇𝐀𝐃𝐎𝐖 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt