55 | distress

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Unzufrieden beiße ich auf das Innere meiner Wange, ich versuche die Blicke der Leute weitestgehend zu ignorieren. Genervt rolle ich mit den Augen, die Supermarkt-Melodien brennen sich in meinen Kopf.

Meine Augen kneifen sich leicht zusammen, als ich eine weitere Packung Binden in den Einkaufswagen schmeiße. Mit neutralem Gesichtsausdruck gehe ich weiter, decke mich mit Schokolade ein. Diese ist allerdings für mich, und nicht für Taehyung. Ich weiß nicht, ob dieses blutsaugende Ding Schokolade überhaupt vertragen würde.

Der Blick der Kassiererin nervt mich. Alles nervt mich. Ich fühle mich, als wäre ich derjenige, der Blut verliert. Stimmungsschwankungen inklusive. Wahrscheinlich färbt es einfach auf mich ab, dass Taehyung momentan so anstrengend und schlecht gelaunt ist. Er ist immerhin mein Dämon.

Als ich ihn letztens spaßeshalber  gefragt habe, ob wir besser verhüten müssen, weil er ja schwanger werden könnte, ist er gefühlt fast in die Decke gegangen. Der Dämon hat sich bis zum Himmel aufgeregt, sich über uns Menschen beschwert und ist dabei im Raum rumgetigert, hat das ganze Blut in der Wohnung verteilt. Was uns zum aktuellen Punkt bringt.

Die Kassiererin schaut mich liebenswürdig an, seufzt ein bisschen und beschwert sich in leisen Tönen, dass sie auch gerne einen Freund hätte, der sich so kümmert. Wenn sie nur wüsste, dass ich einen blutenden Dämon zuhause habe und die Schokolade für meine Nerven ist.

Mein Heimweg fällt recht lang aus, ich schreite langsam dahin, ziehe den Weg so gut wie möglich in die Länge. Irgendwann gibt es allerdings kein Entkommen mehr, seufzend schließe ich die Tür auf.

Jimin kommt mir mitten im Flur entgegen gerannt. "Gott sei Dank bist du wieder da, er ist sooo launisch!"

Die Motivation das Wohnzimmer zu betreten sinkt auf den Nullpunkt. Ich ziehe eine Schnute und gehe an Jimin vorbei, werfe einen vorsichtigen Blick auf die Couch.

Taehyung sitzt mit verschränkten Armen auf dem Sofa, beziehungsweise auf Frischhaltefolie, damit er den Bezug nicht einsaut. Er hat sich beständig geweigert sich etwas anzuziehen, drückt die Wärmflasche gegen seinen Bauch, welche gefühlt dampft, aber ihm wohl trotzdem nicht heiß genug ist.

Die Furchen in seinem Gesicht verschwinden, als er mich sieht. Bemitleidenswert winselt er mich an, streckt seine Arme nach mir aus.

𝐒𝐇𝐀𝐃𝐎𝐖 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt