Schwarz.
Das war alles was ich sah, sobald ich meine Augen schloss und in einen tiefen Schlaf sank. Seit Monaten schon. Immer wieder träumte ich davon. Ein Meer wie Obsidian, welches mich umgab. Und ich hatte keine Ahnung woher das kam oder was das zu bedeuten hatte. Doch heute war der Traum anders, tauchte ich endlich etwas aus dem dunklen See auf und bildete mir ein, dass er sich zu einer Iris formte. Plötzlich waren da Augen. Augen, die mich durchbohrten, doch ich fühlte mich nicht unwohl unter diesem vermeintlichen Blick. Im Gegenteil, es ließ mich tiefe Geborgenheit und Leidenschaft spüren. Doch ich hatte keine Ahnung, wessen Augen dies sein sollten. Wenn es überhaupt Augen war, denn viel zu schnell hatte sich das Bild bereits wieder geändert und ich war wieder tief darin eingetaucht. Und so sah ich wieder nur diese Farbe. Ob es tatsächlich eine Iris geformt hatte, konnte ich bereits nicht mehr genau sagen. Vielleicht bildete ich es mir lediglich ein.
Unsanft wurde ich aus meinem Schlaf gerissen „Hermione! Wach auf! Es gibt Frühstück!" Langsam öffnete ich meine Augen und das Schwarz wich dem grellen Sonnenlicht, welches das Zimmer durchflutete. Schon hatte ich den Traum wieder vergessen. Erst wollte ich mich beschweren, wieso ich in den Ferien so früh geweckt wurde, doch dann fiel es mir wieder ein. Euphorisch und von plötzlicher Energie durchströmt, wie ich sie seit Monaten kaum verspürt hatte, sprang ich aus meinem weichen Bett auf. Ich würde heute wieder nach Hogwarts fahren. Unser letztes Schuljahr stand bevor. Schnell warf ich mir etwas über und ging bester Laune nach unten.
„Morgen, Mum! Morgen, Dad!", flötete ich und umarmte die beiden stürmisch. Ich umarmte die beiden eigentlich bei jeder Gelegenheit, die sich mir bot, denn ich war so froh, dass ich sie wieder hatte. Ich hatte es doch tatsächlich geschafft ihnen ihre Erinnerung nach dem Krieg wieder zu geben. Es war nicht leicht. Allein schon sie aufzuspüren, stellte sich als kleine Herausforderung raus. Aber mit Harrys und Rons Hilfe hatte ich es geschafft. Und wie ich leider zugeben musste – mit der Hilfe von Snape.
Ja, richtig... Professor Snape. Diese Hilfe kam jedoch nicht freiwillig. Vielmehr musste Professor McGonagall ihn dazu zwingen. Von ihm kam der entscheidende Trank, ohne welchen meine Eltern ihre Erinnerungen nie zurückbekommen hätten. So gesehen hatte ich echt Glück, dass er Naginis Angriff überlebt hatte. Nur Merlin wusste wie. Ich hatte tatsächlich versucht ihn zu retten, als er sterbend vor uns lag, hatte aber wenig Erfolg, weshalb er also überlebte, blieb ein Rätsel. Später bereute ich es, es überhaupt versucht zu haben, schließlich war er auch nicht bereit mir zu helfen. Aber ich wollte meine Gedanken nicht an dieses arrogante Ekel verschwenden.
Ich mein... klar hatte er viel für Harry getan, aber ich konnte nie darüber hinwegsehen, wie er uns behandelt hatte. Spion hin oder her. Für die Sache mit meinen Eltern hätte ich ihm dankbar sein sollen, doch die Tatsache, dass er nicht freiwillig geholfen hatte, obwohl er der einzig bekannte Zauberer war, der diesen Trank brauen konnte, linderte meine Dankbarkeit allerdings gewaltig. Ich hätte ihm gänzlich die letzten Jahre verzeihen können, doch er zeigte dadurch, dass er es nicht wert war. Harry hatte ihm verziehen und zu meinem Leidwesen verstanden sich die beiden auch noch gut miteinander, nur weil er irgend so eine läppische Erinnerung von ihm gesehen hatte. Was konnte da schon so überzeugendes drinnen gewesen sein? Und je mehr Zeit er mit Harry verbracht hatte, desto öfter hatte ich ihn gesehen und durfte feststellen, dass er sich wirklich kein Stück geändert hatte. Von Wegen 'Fassade des Spions die er ewig aufrechterhalten musste und nicht seine wahren Emotionen zeigen konnte'. Jetzt könnte er sich ja normal – nicht in seinem Sinne normal, sondern so wie ein höflicher gewöhnlicher Mensch eben – verhalten, doch das tat er nicht. Und Harry verteidigte ihn auch noch ständig, denn er war für ihn genauso wichtig geworden, wie Sirius es einst war.
Das war mir völlig unbegreiflich. Wie man es vielleicht bemerken konnte, hasste ich meinen Professor und das bereits seit dem vierten Jahr. Ich war zwar immer der Überzeugung, dass er auf unserer Seite stand, denn Dumbledore hätte ihm nie blind sein Vertrauen geschenkt, was aber nicht hieß, dass ich ihn persönlich mögen musste. Als er mich wegen meiner größten Unsicherheit – meine Zähne – fertig gemacht hatte, hatte ich auch das letzte bisschen Sympathie für ihn verloren. Wenn ich ganz ehrlich zu mir war – was ich aber nicht war – hatte ich davor mehr als nur Sympathie für ihn empfunden. Dieser verbitterte alte Arsch!
Momentmal... wollte ich nicht aufhören über ihn nachzudenken! Schnell schüttelte ich den Kopf und kehrte wieder ins hier und jetzt zurück. Meine Gedanken hatten meiner guten Laune kurzzeitig einen Dämpfer verpasst, aber als ich wieder meine Eltern anblickte überkam mich wieder diese Harmonie. „Was ist den los mit dir mein Schatz? Wieso bist du denn so nachdenklich?", fragte mein Vater. „Was? Ach, nichts... Hmmmm Lecker Pancakes!", lenkte ich ab, denn darüber wollte ich mit meinen Eltern nicht reden. Sie wurden immer noch sauer bei dem Thema, denn so einfach hatten sie das nicht hingenommen, dass ich ihnen die Erinnerungen an mich genommen hatte. Aber da ich ihre einzige Tochter war und sie viel zu froh waren, mich lebend wieder zu sehen, hatten sie mir größtenteils Verziehen. Das hieß nicht, dass sie nicht empfindlich auf das Thema reagierten.
Grinsend ließ ich mich auf den Stuhl fallen und lud mir eine große Portion auf den Teller. „Ich kann es kaum glauben. Dein Abschlussjahr! Wie bist du nur so schnell so groß geworden", fing meine Mutter wie so oft in den letzten Tagen an. Ich lächelte sie nur an, denn was sollte ich schon groß darauf erwidern. Genüsslich – nicht etwa, weil sie so gut schmeckten, sondern weil ich daran dachte, bald wieder die aus Hogwarts essen zu können – verspeiste ich meine Riesenportion Pancakes, während Mum und Dad sich mal wieder über Zähne unterhielten. Als Zahnärzte waren meine Eltern noch immer streng gegen Zucker, so waren auch die Pancakes zuckerfrei. Klar schmeckten diese hier nicht schlecht, aber im Vergleich zu denen aus Hogwarts – die wahrscheinlich zum größten Teil aus Zucker bestanden – schnitten sie einfach nicht gut ab.
Als wir mit dem Essen fertig waren, lief ich schnell nach oben, um meine Sachen zu holen, denn wir würden uns jetzt auf den Weg nach London machen. Eigentlich hätte ich auch zum Bahnhof apparieren können, aber meine Eltern bestanden darauf mich auf Muggel-Art dorthin zu bringen. Schließlich war es ja mein letztes Jahr. Ich hatte kein Problem damit, denn die Fahrt mit dem Auto war immer wieder ein lustiges Erlebnis. Meine Eltern drehten das Radio so laut und grölten schief bei der Musik mit und das war so ansteckend, dass ich lachend mitmachte. Das hatten wir früher immer getan.
Als wir endlich ankamen, verabschiedeten wir uns vor der Barriere, ehe ich hindurchglitt und meinen Blick suchend über die vielen Schüler gleiten ließ. Lange brauchte ich nicht, um die richtigen Personen auszumachen, denn allein schon der unverkennbare rote Haarschopf zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Und die Menschentraube, welche sich um sie gebildet hatte, war auch ein entscheidender Hinweis. Alle wollten sie mit den Kriegshelden sprechen. Unbemerkt quetschte ich mich durch die Massen an Schülern und Eltern hindurch, bis ich endlich bei ihnen ankam.
---------------
Lasst doch gerne einen Stern beim ersten Kapitel da!
DU LIEST GERADE
anything you've been dreaming of
FanfictionNach dem Krieg kehren die Schüler und Schülerinnen wieder zurück nach Hogwarts. Darunter auch Hermione Granger, Kriegsheldin und beste Freundin von Harry Potter. Auf unerklärliche Weise hat der dunkle Professor Snape überlebt, wird als Held gefeiert...