Kapitel 17

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Am nächsten Morgen ging es mir kein Stück besser. Noch immer war ich komplett verwirrt und durcheinander. Bis zum Mittag blieb ich im Bett liegen und hatte keine große Lust mich da rauszuquälen und der Realität zu stellen. Er würde bestimmt nicht drüber reden wollen, oder? Ich hoffte nicht, denn dafür war ich ganz bestimmt nicht bereit, wollte ich die Sache doch einfach nur vergessen. Vergessen und so tun, als wäre sie nie passiert. Doch so ganz spielte mein Verstand nicht mit bei der Sache. Und auch mein Körper ließ mich dabei so ziemlich im Stich. Ständig fasste ich mir unbewusst an die Lippen und musste an die seinen denken und wie seine Zunge so sanft darübergefahren war. Und die Tatsache, dass ihn das nicht kalt ließ und sein Körper auf meinen reagiert hatte und das bereits schon bei dem Amortentia-Vorfall. Na gut. Er war eben auch nur ein Mann. Das musste jetzt nicht zwingend etwas mit mir zu tun gehabt haben. Dennoch hatte er mich geküsst. Aber wieso nur hatte ich seine Hose geöffnet?! Wie konnte mich mein Gehirn in dem Moment nur so im Stich lassen?! „ACH VERDAMMT!", schrie ich laut auf. Ich wollte doch gar nicht mehr darüber nachdenken. „Mione? Alles okay?", fragte mich eine ziemlich besorgt aussehende Ginny. Verflucht, seit wann war sie bitte wieder hier.

Sie hatte mich schon vorhin mehrmals gelöchert, als ich nicht mit zum Frühstück kommen wollte. Und ihr war auch aufgefallen, dass ich in der Nacht ziemlich spät erst in den Turm gekommen war. Auch dafür verlangte sie eine Antwort, doch die Wahrheit war ich nicht bereit ihr zu erzählen. Also log ich sie an, doch in ihrem Blick war zu erkennen, dass sie mir nicht glaubte. Auch jetzt glaubte sie meine Ausrede, dass mir eingefallen war, das ich vergessen hatte eine Hausaufgabe zu machen, nicht wirklich. Zugegeben ich hatte auch etwas gestammelt gerade eben, denn ihre unerwartete Anwesenheit und meine wirren Gedanken hatten mich etwas aus dem Konzept gebracht.

Na ganz toll... Um meine Ausrede jetzt aber glaubhafter zu machen, musste ich aufstehen. Lustlos erhob ich mich also, um mich erst einmal überhaupt fertig zu machen. Dabei bemerkte ich auch, wie mein Magen nach Essen verlangte. Aber das Mittagessen hatte ich wohl bereits verpasst, also würde ich noch bis zum Abend durchhalten müssen. Na Prima! Jetzt musste ich erstmal in die Bibliothek. Das war mir gerade sowieso der zweit liebste Ort, an dem ich jetzt sein wollte. Den erst liebsten Platz musste ich ja gerade verlassen... Aber vielleicht würden mir die Bücher helfen, meinen Kopf mal für eine Weile komplett auszuschalten. Frisch angezogen startete ich dann auch mal in den Tag.

Wider Erwarten halfen mir die Bücher tatsächlich ein bisschen. Klar, sonst halfen sie auch immer, doch ich war mir sicher gewesen, mich bei diesem Chaos auf nichts konzentrieren zu können.
Eine kalte Stimme riss mich allerdings recht bald wieder aus meiner falschen Realität. „Granger?! Was machst du denn noch hier?! Wieso wurdest du nicht rausgeschmissen?!", spie Bennet mir mit gehässiger und etwas erstaunter Stimme entgegen. „Und wieso sollte ich rausgeschmissen werden?!", stellte ich mich genervt unwissend. „Ich dachte, da du nicht beim Frühstück warst... Ich hab doch genau gesehen, wie du gestern bei Snape ins Büro gegangen bist!", zischte er, „Wie hast du dich da bitte wieder rausmanövrieren können?!" Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, erhellte sich seine Miene, als hätte er eine Eingebung und verzog dann angewidert das Gesicht. „Oh bei Merlin sag nicht, du hast ihn tatsächlich rumgekriegt. Ist ja absolut widerlich! Die Fledermaus hat sich auf ein Schlammblut eingelassen!", schlussfolgerte er.

„So, Mister Bennet? Ist ja interessant. Zufälligerweise war ich schon den ganzen Tag auf der Suche nach Ihnen!", knurrte eine dunkle Stimme und kurz darauf bog genau die Person, die ich heute am wenigsten sehen wollte, um die Ecke. Blöderweise fing mein Bauch an seltsam zu kribbeln, als ich ihn anblickte. Das lag bestimmt nur am Hunger, redete ich mir ein. „Ich empfinde es als äußerst beleidigend, dass Sie mir, als großen Tränkemeister, nicht zutrauen, die Wirkung eines Amortentias zu erkennen! Und dass Sie wirklich denken, ich würde mich mit einer Schülerin einlassen, die unter dem Einfluss von einem Liebestrank steht, ..." (stimmt, unter dem Einfluss des Trankes stand ich nicht mehr, meldete sich mein überaus kaputter Humor)"...Noch dazu einer Gryffindor! Einem Kind! Ist äußerst beleidigend! Und haben Sie sie mal angesehen? Ich bitte Sie!" Autsch! Was für ein Idiot. Konnte er es nicht einmal lassen mich zu beleidigen? „Die Direktorin ist bereits über alles informiert und wünscht Sie zu sehen", grinste er fies. Dann packte er ihn am Oberarm, um ihn mit sich zu zerren. Ein winziger Teil in mir, war verletzt und enttäuscht darüber, dass er mich kein einziges Mal angesehen hatte, und so getan hatte, als wäre ich nicht da. Doch der größte Teil von mir war echt froh darüber. Dadurch fühlte ich mich darin bestätigt, dass er nicht mit mir über das Vorgefallene reden wollte und ich wusste nicht, was ein Blick von ihm bei mir ausgelöst hätte. Außerdem zeigte es auf, was für ein Arsch er war. Und genau das brauchte ich jetzt. Das war die Bestätigung, nach der ich den ganzen Tag gesucht hatte. Er war es nicht wert. Er hatte einen verdorbenen Charakter. Jetzt blieb nur noch der Ekel zurück, dass ich mich mit so einem schlechten Menschen eingelassen hatte.

Endlich war es Abend. Mein Magen schrie mittlerweile schon nach Essen. Ich hätte zwar in die Küche gehen können, doch ich wollte nicht, dass die Hauselfen extra wegen mir etwas machen mussten. Ich war noch immer dagegen, wie sie behandelt wurden. Deshalb stürzte ich mich jetzt regelrecht auf mein Essen. „Hermione was ist denn mit dir los?", fragte Ron mich erstaunt. „Ja genau! Du schaufelst rein, wie es sonst nur Ron kann!", schaltete sich Harry ein. Daraufhin musste ich laut loslachen. Eigentlich war das gar nicht so witzig, ich hatte keine Ahnung was mit mir los war, geschweige denn, was das sollte. Ich musste einfach lachen. Wahrscheinlich, weil mir alles zu viel wurde. Niemals könnte ich ihnen erzählen, was passiert war. Beide blickten mich nur komisch an und so sah ich an ihnen vorbei in der Hoffnung, mich dann wieder einkriegen zu können. Und genau da streifte ich den stechenden Blick von Snape und mein Lachen erstarb urplötzlich. Durch seinen Blick – in dem gerade so wenig Abscheu lag, doch auf die Entfernung konnte ich nicht genau erkennen, was stattdessen darin lag – begann schon wieder alles in mir zu brodeln. Dummerweise auch meine verräterische Mitte. Schnell unterbrach ich unseren Augenkontakt, ehe sich mein Gehirn verabschieden würde und widmete mich mit heißen Wangen meinem Essen. Normal schrie mein Verstand danach, aufzuspringen und die Halle zu verlassen, doch mein Magen hielt mich noch für ein paar Minuten hier.

Was für ein Tag schon wieder. Morgen würde ich ganz bestimmt nicht zum Nachsitzen gehen.

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Sternchen nicht vergessen!

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