Das Rauschen von Wasser weckte mich aus meinem tiefen, traumlosen Schlaf. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und richtete mich benommen auf. Orientierungslos ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich war in Sevs Wohnzimmer eingeschlafen? Und wieso fühlte sich mein Kopf wie in Watte gepackt an? Was war gestern passiert? Das letzte, woran ich mich erinnerte, war die Silvesterparty... Und... Sev!
Vorsichtig erhob ich mich vom Sofa und geriet gefährlich ins Wanken. Verdammt! So viel Alkohol hatte ich doch auf der Party gar nicht getrunken. Und von dem Ausdruck betrunken vor Liebe hatte ich zwar schon gehört, aber ich bezweifelte, dass sich das wirklich so zeigen würde und wörtlich zu nehmen war. Wieso hatte Severus mich eigentlich hier auf der Couch gelassen? Das war eigentlich gar nicht seine Art. Und wo bei Merlin steckte er eigentlich? Mein Kopf war immer noch wie betäubt, deshalb dauerte es einen Moment, bis mir wieder das Wasserrauschen auffiel. Natürlich!
Ich lächelte verträumt, als mir seine raue Stimme wieder durch den Kopf schoss, als er mir letzte Nacht immer und immer wieder ins Ohr geraunt hatte, dass er mich liebte. Ich wurde zwar das Gefühl nicht los, dass ich irgendetwas vergessen hatte, aber darüber konnte ich ja schließlich nachher, wenn mein Verstand wieder ganz bei mir war, genauer nachdenken. Ich begann mich meiner Kleidung zu entledigen und langsam in Richtung Badezimmer zu tapsen, während sich meine Umgebung noch immer etwas drehte. Das war gar nicht so einfach und ich kam mehr als einmal der Wand gefährlich nah. Eine Dusche würde mir sicher helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und außerdem konnte ich Sev ja nicht so ganz allein unter der Dusche stehen lassen. Lautlos – wie auch immer ich das in meinem Zustand hinbekommen hatte – kam ich vor der Kabine zum Stehen und betrachtete ihn ausgiebig, wie er so dastand, mit geschlossenen Augen und sich die Haare einshampoonierte. Wie die Seife seinen Körper hinunter rann, der mir ziemlich vertraut vorkam, aber merkwürdigerweise auch verändert aussah. Irgendwie anders. Doch ich konnte nicht genau sagen wieso. Kurz beschlich mich das dumpfe Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmen konnte, doch ich war noch nicht dazu fähig, klar zu denken.
Deshalb öffnete ich nun rasch die Glastür und stieg zu ihm, was er natürlich bemerkte und schockiert die Augen aufriss. Ich musste ihn wohl erschreckt haben. Ein Ausdruck des Entsetzens huschte jedoch über sein Gesicht, während sich sein Körper scheinbar versteinerte „Was zum...?!"
„Was? Hast du mich etwa schon wieder vergessen?", säuselte ich und trat näher auf ihn zu, direkt unter den Wasserstrahl. Ich zuckte zusammen. Das Wasser war eiskalt. Aber es spülte die Müdigkeit aus meinen Knochen und augenblicklich schien mein Gehirn sich wieder im Wachzustand zu befinden. Oh verdammt! Ich steckte in Schwierigkeiten! In ganz, ganz großen Schwierigkeiten!
Er erwachte aus seiner Starre, packte meinen Oberarm fest, riss zeitgleich die Duschtür auf und zerrte mich mit hinaus. Dann ließ er endlich ab von mir und trat mit großen Schritten von mir weg. Er griff nach seinem schwarzen Bademantel und einem großen Handtuch. Den Bademantel zog er sich blitzschnell an und schleuderte mir wütend das Handtuch entgegen, welches ich eher weniger elegant vor meinem Bauch auffing und zitternd, vor Kälte, aber auch vor Nervosität, um mich schlang. Ich konnte nicht umhin die leichte röte in seinem Gesicht zu bemerken und irgendetwas sagte mir, dass die nicht allein von seiner Wut kam.
„Sind Sie eigentlich noch ganz dicht?!", schrie er los. Doch ehe ich auch nur irgendetwas hätte erwidern können stürmte er schon aus dem Badezimmer, rief „Ziehen Sie sich augenblicklich etwas an!", und ich hörte, wie er in sein Schlafzimmer verschwand und laut die Tür hinter sich zuknallte.Verdammt, wie konnte ich nur so dumm sein. Wie konnte ich das alles bitte vergessen? Na klar! Dieser bescheuerte Schlaftrank war schuld! Genau genommen war er - Severus - Schuld! Er hätte ihn mir nicht einfach so verabreichen dürfen. Vor allem keinen so starken. Oh bei Merlin! Das alles war so verdammt peinlich! Oh verflucht! Er würde bestimmt Antworten verlangen! Und ich konnte es ihm ja wohl schlecht erklären! 'Ach halb so wild. Wir sind in der Zukunft ein Paar. Du liebst mich und wir haben schon ziemlich oft miteinander geschlafen. Also reg dich nicht so auf. Nach dem Trank war ich einfach noch nicht ganz wach' Klar! Super Idee. Mal ganz abgesehen davon, dass ich das überhaupt nicht „dürfte", würde er mir das ganze sowieso niemals glauben. Er würde mich so oder so als verrückt abstempeln, also konnte ich auch einfach nichts sagen. Ich würde mich ihm einfach nicht erklären und schweigen. Und seinen Zorn wohl oder übel ertragen müssen.
Erst jetzt stellte ich fest, dass ich ja überhaupt nichts zum Umziehen hatte, also musste ich wohl oder übel meine Klamotten anziehen, mit denen ich hierhergekommen war. Um dieses verhältnismäßig geringe Problem würde ich mich wohl auch noch kümmern müssen. Wieder angezogen saß ich nervös auf dem Rand der Couch und wartete ungeduldig, dass er aus seinen Räumen kommen und mich anschreien würde. Ich musste gestehen, dass ich tatsächlich richtige Angst vor seiner Reaktion bekam, je länger er mich warten ließ. Denn in dieser Zeit wurde mir mehr und mehr bewusst, dass es sich hier um einen anderen Severus Snape handelte. Einen Todesser. Einen Spion. Einen fiesen, Schüler verachtenden Professor. Er war unberechenbar. Also noch unberechenbarer, als in meiner Zeit. Natürlich war ich mir sicher, dass er mir nichts antun würde... also physisch gesehen. Das mit dem psychisch fertig machen, hatte er ja schon früher ganz gut beherrscht. Also heute... In seiner Zeit. Bei Merlin war das verwirrend!
Ich zuckte zusammen, als er auftauchte. Jedoch kam er gar nicht, wie ich es eigentlich erwartet hatte, aus seinem Schlafzimmer. Er stieg aus seinem Kamin. Direkt mir gegenüber. Und so konnte ich seine blanke Wut direkt erkennen und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Ich blickte verlegen weg - auf meine Hände - und stellte ein leichtes Zittern fest. Mensch Hermione! Reiß dich zusammen! Also räusperte ich mich und stand auf, um mich ihm nicht all zu unterlegen zu fühlen. Ich machte mich darauf gefasst, aufs übelste angeschrien und beschimpft zu werden, doch er schwieg. Stattdessen begann er wütend auf und ab zu laufen und es sah so aus, als würde er nachdenken. Dann blieb er ruckartig stehen, verschränkte seine Arme vor der Brust und warf mir einen vernichtenden Blick zu.
„Regel Nummer eins! Wagen Sie es nie wieder, zu mir unter die Dusche zu steigen! Oder mir auch nur sonst irgendwie körperlich nah zu kommen. Ich will nicht einmal, dass ihr Arm mich zufällig streift! Sie halten verdammt nochmal Abstand von mir!", knurrte er bedrohlich. Ich verkniff mir den Kommentar, dass es auch nicht wieder vorkommen würde, solang er mir nicht wieder einen Schlaftrank unterjubelte – wobei ich eh beschlossen hatte, nichts mehr anzurühren, was er mir vorsetzten würde – oder er mich darum bitten würde. Das hätte meine Lage vermutlich nicht wirklich entspannt.
„Regel Nummer zwei! Gehen Sie mir nicht auf die Nerven! Sprechen Sie mich nicht wegen irgendetwas privatem an! Niemals! Wenn es etwas zu klären gibt, werde ich auf Sie zukommen! Es reicht schon, dass ich mich mit Ihrer jüngeren Version im Unterricht herumschlagen muss!
Regel Nummer drei! Dumbledore meint zwar, dass dies unnötig zu erwähnen ist, allerdings habe ich nicht so viel Vertrauen in Ihren Verstand wie er. Sie werden niemanden treffen und erst recht laden Sie niemanden in meine Räume ein!
Regel Nummer vier! ..." Und so ging das ganze weiter. Ich passte schon gar nicht mehr wirklich auf, denn seine Regeln waren zum Teil echt lächerlich. Ich durfte hier nichts anfassen, nicht nackt durch die Wohnung rennen, nicht in die Großen Halle zum Essen gehen, und so weiter. Als ob ich das nicht selbst wüsste. Außerdem hatte ich eh nicht vor mich so richtig an irgendwelche Regeln zu halten. Schließlich hatte ich ja eine 'Mission' zu erfüllen.
„Wenn Sie sich nicht daran halten, ist es mir egal, was Dumbledore sagt! Bei dem nächsten Fehltritt fliegen Sie raus! Und ich werde mich nicht noch einmal von diesem alten Mann weichquatschen lassen!"
Klar er war ja total weichgequatscht.Wie sollte ich bitte jemals zu diesem Sturkopf durchdringen?
-----------------------------
Sternchen nicht vergessen!
DU LIEST GERADE
anything you've been dreaming of
FanfictionNach dem Krieg kehren die Schüler und Schülerinnen wieder zurück nach Hogwarts. Darunter auch Hermione Granger, Kriegsheldin und beste Freundin von Harry Potter. Auf unerklärliche Weise hat der dunkle Professor Snape überlebt, wird als Held gefeiert...