Hermione Granger
Die Situation im Krankenflügel schwirrte mir unaufhörlich im Kopf umher und ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte. Sicher hatte er nicht mich gemeint, oder? Aber wen sonst? Er musste einfach mich gemeint haben. Aber wieso sorgte er sich um mich? Das Wochenende über beobachtete ich ihn immer wieder verstohlen beim Essen und grübelte weiter nach. Vielleicht hatte ich es mir aber doch wegen der betäubenden Wirkung der Salbe nur eingebildet. Ein einfaches Hirngespinst. Schließlich hatte ich ihn ja auch wegen der Salbe für attraktiv empfunden. Da ich so mit der ganzen Sache beschäftigt war, bemerkte ich gar nicht, dass ich keinen einzigen weiteren Hass-Brief erhalten hatte, was eigentlich echt merkwürdig war, denn so schnell vergaßen die Leser nie etwas. Aber wie gesagt. Ich war zu beschäftigt mit meinen Gedanken, als dass mir dies hätte auffallen können.
Die nächste Tränkestunde allerdings half mir dabei, den Knoten in meinem Kopf loszuwerden. Er benahm sich noch fieser als sonst mir gegenüber und verglichen mit mir, behandelte er die anderen beinahe schon liebevoll. Spätestens jetzt war mir klar, dass das was er im Krankenflügel gesagt hatte, entweder meiner Einbildung entsprungen war oder nicht über - geschweige denn an - mich war. Er hatte sich kein Stück geändert. Wobei ganz stimmte das nicht, denn so hatte er mich noch nie behandelt. Er schnauzte mich die ganze Zeit an, dass ich besser aufpassen sollte, obwohl ich nichts anderes tat. Schlich andauernd um meinen Trank und mich und kritisierte, was ich da machte, obwohl es genau richtig war und versuchte einfach mich zu verunsichern. Doch ich ließ mich nicht aus dem Konzept bringen. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm bitte getan haben sollte, aber mich beschlich ein ungutes Gefühl und ich erinnerte mich an eine Situation, in der er einmal wirklich wütend auf Harry war. Auch wenn er weiß Merlin keinen Grund hatte, auf mich wütend zu sein!
Ich füllte meinen fertigen Trank ab, ließ den Inhalt aus meinem Kessel verschwinden und ging nach vorne, um ihm die Phiole hinzulegen. Und als ich mich umdrehte, wurde mein Verdacht bestätigt, denn klirrend fiel meine soeben abgegebene Phiole zu Boden. „Ups", sagte er nur emotionslos „Tja das gilt dann wohl als nicht abgegeben. Und wohl als nicht bestanden. Zu schade, dass Sie so voreilig ihren Kessel gereinigt haben. So unfähig wie Sie sind, Miss Granger, war es ja nur eine Frage der Zeit, bis IHNEN etwas runterfällt" Mit einem falschen Fetten grinsen drehte ich mich zu ihm um und flötete „Ach keine Sorge Professor! Ich füll immer zur Sicherheit eine zweite Phiole ab. Man weiß ja nie, wann JEMAND ungeschickt ist" zog diese aus meinem Umhang und blitzte ihn wütend an. Was er erwiderte. Das lief so gar nicht nach seinem Plan, aber ich hatte irgendwie die Vermutung, dass er sowas machen würde. Ein zweites Mal konnte er es schlecht bringen, zumal mittlerweile andere Schüler darauf warteten ihre Phiole abzugeben. Dass ich sonst auch immer eine weitere Phiole abfüllte, war selbstverständlich gelogen, aber vielleicht sollte ich das ab jetzt immer so machen. Schnell verließ ich die Kerkerräume.
„Ach Hermione! Vielleicht warst du ja wirklich ungeschickt? Und die Phiole ist vom Tisch gerollt? Sev würde sowas doch nicht machen!" Der Fakt, dass Harry ihn danach noch immer in Schutz nahm, machte mich unglaublich wütend. Er sollte doch wissen, dass es sich dabei keineswegs um einen Unfall gehandelt hatte. Niemals könnte er vergessen haben, wie er jahrelang zu ihm war. Wütend schnaubte ich auf und starrte ihn entgeistert an. Ruckartig stand ich vom Tisch auf, sodass mein Teller klirrte und stürmte davon. Nicht einmal Ron war so richtig auf meiner Seite. Er war zwar nicht Snapes größter Fan, aber da er ihn irgendwie nicht so behandelte wie mich, hatte er auch nicht mehr so ein großes Problem mit ihm. Welch Ironie! Früher war es eher andersrum... Ron und Harry hassten Snape abgrundtief und waren davon überzeugt er wäre auf der dunklen Seite, während ich ihn zwar auch nicht ausstehen konnte, aber trotzdem in Dumbledores Verstand vertraute und ihn somit verteidigte. Da hatte er sich ja auch noch nicht geweigert mir bei meinen Eltern zu helfen. Wieso war Harry plötzlich so?
Die Entschlossenheit, herauszufinden, was für Erinnerungen er von Snape gesehen hatte, damit sich seine ganze Ansicht auf ihn veränderte, wuchs in mir heran. Ich wusste von Gin, dass er diese nämlich aufbewahrt hatte, also müsste ich nur irgendwie an sie rankommen. Harry hatte generell nach dem Krieg begonnen, alle seine Erinnerungen zu sammeln, so wie Dumbledore, keine Ahnung wieso. Allerdings musste ich dafür den richtigen Moment abwarten. Das nächste Quidditchspiel wäre die Perfekte Gelegenheit dafür, denn dann wäre keiner im Gryffindorturm und die Wahrscheinlichkeit, dass sie länger wegblieben, war auch sehr hoch. So konnte ich ungestört suchen und da McGonagall auch bei dem Spiel sein würde, könnte ich ihr Denkarium benutzen. Das einzige Problem war, dass das nächste Spiel erst in über einem Monat stattfinden würde. Und ich musste das Passwort für das Schulleiterbüro rausbekommen.
Diese Nacht träumte ich wieder mal von dieser obsidianen Unendlichkeit und das Gefühl der Geborgenheit durchströmte mich. Doch dann passierte etwas, dass noch nie passiert war. Ich spürte sinnliche Hände, die meinen Körper entlangglitten, während ich nur diese wohlige Dunkelheit vernahm und die Lust meinen Körper ausfüllte. Es war, als würden sich samtig weiche Lippen auf meine legen, und mein Körper begann zu kribbeln. Ich sollte mich eigentlich unwohl fühlen, dass alles zu verspüren, ohne eine Person zu sehen, doch das tat ich nicht. Das Obsidian-Meer gab mir die Sicherheit. Als sich wieder die schwärze etwas verkleinerte und ich mir erneut einbildete, wie bereits am letzten Ferientag, eine Iris zu erkennen, wachte ich keuchend auf.
Was zur Hölle war das denn bitte?! Das war doch nicht normal! Oder?! Eher krank! Ich entschloss mich, dass es so nicht weiter gehen konnte und ich unbedingt in die Bibliothek musste. Vielleicht war dort eine Erklärung. Jedoch wollte ich das irgendwie nicht tagsüber machen, vor allem schon einmal, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Außerdem wollte ich noch etwas anderes in der Verbotenen Abteilung nachschlagen und da wusste ich, würde ich niemals die Genehmigung bekommen. Ich würde wohl Harry fragen müssen, ob er mir seinen Tarnumhang leihen würde. Möglicherweise auch die Karte der Rumtreiber. Eigentlich war ich noch immer ziemlich sauer auf Harry. Das würde ich ihn auch heute erst einmal spüren lassen, abends könnte ich ihn dann fragen. Aber erst mal musste ich den Tag überstehen, wobei das dürfte, recht leicht werden, denn heute hatten wir kein Zaubertränkeunterricht. Also keine unberechenbaren Launen von Snape. Und die anderen Fächer waren eigentlich spannend wie immer. Wobei spannend... Eigentlich kannte ich ja schon so ziemlich alles. Trotzdem liebte ich es hier in der Schule zu sein, den Stoff zu wiederholen und möglicherweise auch aufzufrischen. Naja, Verteidigung gegen die Dunklen Künste war aber leider nicht so großartig. Nicht etwa, weil ich das Fach nicht mochte, sondern wegen dem neuen Lehrer – Professor Thorne. Er verströmte eher so eine Ausstrahlung von Unfähigkeit, Arroganz und Boshaftigkeit. Fast schon wie Umbridge. Okay das war nicht fair... Niemand reichte an diese abscheuliche Person Umbridge ran. Aber er war schon echt grenzwertig und mal wieder vom Ministerium gestellt. Auch wenn sich dieses etwas gebessert hatte seit dem Krieg. Aber eben nur etwas.
Ich stand auf, ging ins Badezimmer, um mich zu duschen und den Traum von mir zu spülen. Gut gelaunt startete ich in den Tag und gegen Abend war ich froh, dass es ein ganz durchschnittlicher Schultag war, bei dem ich Gryffindor sogar einige Hauspunkte holen konnte, dadurch, dass ich die Bücher alle bereits gelesen hatte und so genaustens über alles Bescheid wusste. Beim Abendessen saßen wir wie üblich zusammen und redeten über alle möglichen Dinge. Jedoch brannte mir mein Vorhaben die ganze Zeit auf der Zunge, aber ich wollte es lieber allein mit Harry besprechen. Irgendwie würde ich das hinbekommen. Und da Harry froh schien, dass ich nach gestern wieder mit ihm redete, würde er bestimmt einwilligen.
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Denkt an das Sternchen!
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anything you've been dreaming of
FanfictionNach dem Krieg kehren die Schüler und Schülerinnen wieder zurück nach Hogwarts. Darunter auch Hermione Granger, Kriegsheldin und beste Freundin von Harry Potter. Auf unerklärliche Weise hat der dunkle Professor Snape überlebt, wird als Held gefeiert...