Kapitel 67

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Die Zeit war nur so verflogen, nachdem Severus mich regelmäßiger in Hogwarts besucht hatte. Und schon bald waren die Sommerferien endgültig vorbei und das Schloss war wieder voller Lehrer und Schüler. Und alles ging wieder seinen gewohnten Gang. Naja. Nicht wirklich.

Ich kniete mich vor den Kamin und wärmte meine kalten Hände an dem flackernden Feuer, dass dank Tipsy auch über Nacht gut geschürt wurde. Ich wollte sie zwar davon abhalten, deswegen nachts extra aufstehen zu müssen, doch erfolglos. Nachdem sie mir versichert hatte, dass sie sowieso in den Gemeinschaftsräumen das Feuer im Auge behalten musste und deswegen eh schon auf den Beinen war, hatte ich nachgegeben. Insgeheim war ich sogar recht froh darüber, denn es wurde langsam Herbst und das hieß, dass es gerade in der Nacht und dann auch noch in den Kerkern erst recht kalt wurde. Es war noch früh und trotzdem war ich allein aufgewacht. Er musste schon wieder irgendwann in der Nacht gegangen sein.

Ich starrte in das Rot der Flammen und dachte nach. Über die Schüler, die dieses Jahr nicht nach Hogwarts zurückkehren konnten, weil es aufgrund ihres Blutstatus zu gefährlich war. Ganz zu schweigen von denjenigen, die zurückkehren mussten und nun den Carrows ausgesetzt waren. Keine Ahnung, wer es schlechter hatte. In gewisser Weise war ich froh, dass ich nichts von der Stimmung im Schloss mitbekam und ich gab mir auch die meiste Zeit Mühe, nicht zu genau darüber nachzudenken. (Es war frustrierend schon wieder all diese Gedanken im Kopf zu haben, nachdem für mich eigentlich der Krieg bereits beendet wäre.) Nur leider ließ sich das nicht wirklich erfolgreich verdrängen. Am liebsten würde ich jedes Mal, wenn ich wieder daran denken musste, hinausstürmen und meine Freunde vor dem beschützen, von dem ich wusste was sie durchleben mussten. Und die armen kleinen Erstklässler. Ich schüttelte meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Nicht, dass ich wirklich hier rausstürmen könnte und einen schwerwiegenden Fehler begehen könnte. Nein. Denn Severus hatte ernst gemacht und einen Bann auf die Räume gelegt, damit ich nicht hinauskam. Und ganz ehrlich... Im Anbetracht dessen, wie viel Wut und wie wenig Selbstbeherrschung ich gerade verspürte, fand ich das nicht einmal wirklich schlecht. Deswegen machte ich mir auch nicht die Mühe zu versuchen ihn zu brechen oder Sev zu überreden ihn aufzuheben. Außerdem musste ich mir leider eingestehen, dass er recht hatte. Es war zu gefährlich in den Gängen rumzurennen. Aber den Teufel würde ich tun und das vor ihm zugeben.

Ich seufzte laut und stand auf. Jetzt würde ich sowieso nicht wieder weiterschlafen können, also machte ich es mir in dem Sessel vor dem Kamin bequem und nahm mir eins der Bücher von dem Stapel. Severus brachte mir beinahe täglich neue Bücher zum Lernen mit und gab mir sogar immer Aufgaben auf. Hauptsätzlich Aufsätze. Manchmal ließ er mich auch Tränke brauen. Oder, wenn er mal etwas mehr Zeit hatte, Duellierte er sich sogar mit mir. So konnte ich mich beschäftigen und etwas Sinnvolles lernen. Und es machte sogar meistens ziemlich Spaß. Auch wenn er dabei oft nicht unbedingt nett war und in seine typischen Lehrermanieren verfiel. Aber ich war echt froh darüber. Ich hatte sozusagen Privatunterricht und ich fand es total süß von ihm, dass er sich die Zeit nahm, meine Sachen zu korrigieren. Insgeheim glaubte ich, dass er es sogar ein wenig vermisste zu unterrichten und mich deshalb so begeistert dabei unterstützte. Denn Severus war jetzt Schulleiter und hatte eindeutig weniger Zeit für mich, als noch letztes Jahr, aber die Zeit für meinen Unterricht nahm er sich immer.

Immer wieder, wenn wir diese Augenblicke miteinander verbrachten, hatte ich Déjà-vus. So wie gestern Abend. Vom Türrahmen aus hatte ich ihn beobachtet, wie er über seinen Schreibtisch gebeugt saß und meine Arbeiten korrigierte. Dieser Moment kam mir schon ziemlich vertraut vor, doch ich dachte erst, dass es nur daran lag, weil er das in letzter Zeit ziemlich oft tat und ich ihn dabei heimlich beobachtete. Mein Blick war auf die wirren Strähnen gefallen, welche ihm ins Gesicht fielen. Und es war auf einmal, als hätte ich keinerlei Kontrolle über mein eigenes Handeln und so war ich langsam auf ihn zugeschritten, um ihm einige seiner schwarzen Haare aus dem Gesicht zu streichen. Er hatte aufgeblickt und mich angelächelt. Moment, er lächelte?!, war es mir durch den Kopf geschossen. Ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln. Ich fragte mich, woher dieser Gedanke gekommen war, denn so selten war es gar nicht mehr, dass er in meiner Gegenwart lächelte. Und plötzlich war es, als säße ich wieder im Unterricht für Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Thorne. Denn schlagartig war mir aufgefallen, dass ich diesen Augenblick schon einmal, als vermeidlichen Tagtraum damals, bei ihm im Unterricht hatte. Doch dieses Mal war es Realität. Und ich hatte weiterhin wie von selbst gehandelt, da ich ja bereits wusste, was geschehen würde. Gespielt entsetzt und erstaunt hatte ich ihn angestarrt. „Was ist? Wieso schaust du so? Habe ich was im Gesicht?", hatte er gegluckst mit seiner sanften unglaublichen Baritonstimme. Ich wusste noch genau wie erstaunt ich von meinem eigenen Tagtraum war, weil Sev mich duzte. Ich hatte noch immer kein Einfluss auf das, was ich tat also hatte ich gesagt, „Um ehrlich zu sein... Ja. Irgendwas stimmt mit IHREM Mund nicht, Professor! Seit wann lächelst du?!" Meine Stimme hatte so gespielt entsetzt geklungen und sein Grinsen war nur noch breiter geworden.

„Soll ich etwa damit aufhören?" „Nein ich liebe es, wenn du lächelst! Auch wenn es noch etwas gruselig ausschaut", hatte ich gescherzt. Voller entsetzten war mir dann aber aufgefallen, was ich da gesagt hatte. Liebe. Ich hatte mich kurz versteifte. Er war ganz sicher noch nicht bereit dafür. Doch er schien es zum Glück nicht zur Kenntnis genommen zu haben. „Vorsicht Weib!", hatte er geknurrt, mit einem Schwung war er aufgesprungen und hatte mich in seine Arme geschlossen. Ich musste auflachen, doch dann legten sich seine Lippen sanft auf meine und das pure Verlangen war in mir aufgelodert. Fordernd hatte ich mit meiner Zunge über seine Lippen gestrichen und er ließ mich rein. Unser Kuss war immer heißer geworden, dann hatte er schnell seinen Zauberstab geschwungen und uns somit von unseren Klamotten befreit, mich hochgehoben, mit einem Schwung seinen Schreibtisch freigeräumt, um mich darauf abzusetzen und war dann hart in mich eingedrungen.

Bei dem Gedanken daran errötete ich leicht und kam wieder im hier und jetzt an. Momente, wie dieser Gestern, ließen mich hoffen, dass ich das ganze hier schaffen würde. Dass er mich lieben und der Trank seine Wirkung entfalten würde. Doch trotzdem gab es diese Augenblicke zwischen uns, in denen ich das Gefühl hatte, irgendetwas würde zwischen uns stehen. Als würde er sich nicht voll und ganz auf uns einlassen.

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Sternchen nicht vergessen!

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