Kapitel 46

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Da ich es nicht zustande brachte einen klaren Kopf zu bewahren, wollte mir mein Patronus einfach nicht gelingen. Ich hatte zu große Angst um ihn und meine Hände zitterten, sodass ich meinen Zauberstab kaum festhalten konnte. Wie hätte ich in diesem Moment auch eine glückliche Erinnerung heraufbeschwören können? Mir blieb keine andere Wahl. Ich musste ihn hier allein zurücklassen und hoffen, dass er noch da war, wenn ich zurückkommen würde. Auch wenn mir das überhaupt nicht recht war, war mir klar, dass ich auf anderen Weg keine Hilfe finden könnte. „Halte durch Sev!", krächzte ich seiner sich vor Schmerzen krümmenden, immer durchsichtiger werdenden Gestalt zu. Als ich versuchte ihm noch einen schnellen Kuss auf die Schläfe zu drücken, zuckte ich erschrocken zurück. Ich konnte seine Haut kaum spüren! Es war beinahe so, als hätte ich versucht die Luft zu küssen. Ich stürmte zur Tür und riss diese Schwunghaft auf. Ich rannte los und wollte auf direktem Weg ins Schulleiterbüro. Dass ich dabei Thorne beinahe umgerannt hatte, war mir in diesem Augenblick mehr als egal. Auch, dass er mir hinterher rief ich solle gefälligst stehen bleiben und noch irgendetwas hinzufügte, was ich nicht verstand, ignorierte ich. Ihn hätte ich auch niemals um Hilfe bitten können oder wollen. Er hätte sowieso nichts getan, das Sev auch nur ansatzweise helfen könnte. Ich war auch zu sehr im Stress, als dass ich mich wundern hätte können, was er überhaupt so nah vor Sevs Räumen zu suchen hatte. Als ich um die nächste Ecke bog, krachte ich mit voller Geschwindigkeit in eine Person. Ich wollte eine schnelle Entschuldigung murmeln und dann meinen Weg fortsetzen, aber als ich in das Gesicht meines Gegenübers blickte, durchströmte mich ganz kurz eine Welle der Erleichterung.

„Professor McGonagall! Schnell! Sie müssen mir helfen!" Ohne länger abzuwarten oder eine Erklärung abzuliefern, packte ich den Arm der Direktorin und schleifte sie hinter mir her. „Also Miss Granger! Ich darf doch sehr bitten!", rief diese Empört aus, doch das war mir egal. Sollte sie mir doch dafür für den Rest des Schuljahres Nachsitzen aufbrummen. „Beeilen Sie sich!", antwortete ich nur gehetzt. „Ah! Professor! Da sind Sie ja endlich! Ach und wie ich sehe, haben Sie dieses arme Kind gleich aufhalten können!" Thorn kam uns eilig entgegengerannt und fing so gleich an, uns voll zulabern. „Ich hatte es ja versucht, sie aufzuhalten, aber sie ist so schnell weggerannt. Aber kein Wunder! Nachdem, was dieser Todesser ihr da angetan hat. Keine Sorge! Jetzt wird alles wieder gut. Er wird Ihnen nie wieder etwas tun können! Zuerst dachte ich ja, Sie würden es freiwillig machen. Entschuldigt meine widerliche Annahme", gegen Ende veränderte sich seine Stimme, als würde er mit einem Baby reden, doch ich schaffte es nicht ganz, seinen Worten irgendeine Bedeutung beizumessen. Ich stoppte auch nicht und zog einfach weiter die Direktorin hinter mir her und Thorne hielt nun auch Schritt mit uns und folgte uns zu Severus' Räumen.

Vor seiner Tür lockerte ich schließlich meinen Griff um den Arm der alten Hexe. Thorne hatte noch immer nicht aufgehört irgendetwas nerviges zu brabbeln, doch weder ich, noch die Direktorin hörten ihm richtig zu. „Also Miss Granger! Was ist denn los! Jetzt sprechen Sie doch endlich! Und Thorne! Sein Sie mal für einen Augenblick still!" „Aber Professor McGonagall! Ich muss protestieren! Schließlich habe ich sie gerufen und hierhergebeten, damit Sie sehen, was hier vor sich geht!" Ich ignorierte seinen Einwand und öffnete die massive Tür vor uns eilig und stellte erleichtert fest, dass Sev noch hier war. McGonagall zog scharf die Luft ein und lief aufgeregt in den Raum „Severus!" Sie wandte sich an mich „Wie lange ist er schon in diesem Zustand?" „Also das ist doch wirklich nicht wichtig! Lassen Sie ihn doch einfach sterben! Sie wissen ja gar nicht, was dieser Todesser getan hat. Er hat es nicht verdient, dass wir ihn retten! Ich hoffe er leidet Höllenqualen. Stimmts Kindchen das wünschen Sie sich auch!"

„So um die fünf Minuten!", brachte ich unter zusammengebissenen Zähnen heraus und ignorierte Thorne. Ich hatte nicht genug Zeit, um mich jetzt mit diesem Idioten auseinander zu setzten. „Okay... Uns läuft die Zeit davon... Sie müssen jetzt zurückreisen. Ich nehme an, dass Sie uns mittlerweile Glauben schenken?", sagte McGonagall. „Okay! Er hatte etwas mit Miss Granger! Jetzt ist es raus! Er hat sie zu all dem Gezwungen! Wie denn auch sonst! Ich habe die Beiden eine Weile beobachtet und zuerst dachte ich wirklich, sie würde es freiwillig machen... Aber dann ist mir aufgefallen, wer würde schon mit so jemand widerlichen... freiwillig... und als sie jetzt auch noch so panisch und offensichtlich angewidert aus seinen Räumen geflüchtet ist, nachdem sie ihn niedergestreckt hatte, war mir alles klar... Sie..." Thorne redete so schnell, dass es kaum möglich war ihm zu folgen, aber niemand versuchte das auch ernsthaft. „Es reicht jetzt! Halten Sie ihren Mund Thorne! Wir beide reden nachher! Wir müssen uns jetzt um weitaus wichtigeres kümmern! Verschwinden Sie!", blaffte McGonagall. Doch er hörte nicht auf sie und blieb beleidigt stehen. Wir schenkten ihm jedoch keine weitere Beachtung. Auch dass er leise vor sich hinmurmelte blendete ich größtenteils aus. Ich hörte einzelne Worte wie „Kinderschänder" und „Widerling" und ich musste mir die größte Mühe geben, meine Wut zu unterdrücken. Es ging um Severus' Leben, das war das Einzige, was jetzt wirklich zählte! „JA! Ja ich glaube Ihnen!", antwortete ich auf die Frage von der alten Hexe, die sie gestellt hatte, bevor wir von diesem Idioten unterbrochen wurden. „Wir müssen Severus erst einmal zu Madam Pomfrey bringen... Poppy wird sagen können, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen... Außerdem können wir ihn hier nicht einfach so ohne Hilfe liegen lassen!" Sie entschied sich dazu, dass wir am besten in ihr Büro sollten, denn dort wäre er am besten geschützt vor neugierigen Schüleraugen. Also überbrachte sie Madam Pomfrey eine dringende Nachricht.

Madam Pomfrey war total schockiert, als sie Sev gesehen hatte, jedoch hatte sie tatsächlich etwas, das ihm half. Er lag jetzt schlafend auf einer provisorischen Liege im Schulleiterbüro und war nicht mehr ganz so durchsichtig wie zuvor. „Das wird ihm nicht lange helfen... Ich denke... ihm läuft die Zeit davon!", sagte sie besorgt. „Albus hat schon gemeint ich sollte den hier sicherheitshalber bei mir tragen. Er hat nehme ich an schon wieder mehr gewusst, als ich und wusste, dass es nun soweit ist." Sie zog aus ihrer Manteltasche eine goldene Kette heraus. Ein Zeitumkehrer. Schnell gab sie mir die nötigen Anweisungen. Wie oft ich drehen musste – was zum Glück nicht so oft war, wie ich vermutet hatte, da dieser Zeitumkehrer in Monaten funktionierte und nicht in Stunden, wie der, den ich einst benutzt hatte – und dass ich Dumbledore die Situation schildern musste.

Ich beugte mich über Severus und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Halte durch! Ich liebe dich!", und dann begann ich an dem Rädchen zu drehen. Ich bekam am Rand mit, wie die Tür zum Büro aufgestoßen wurde, als ich ihn geküsst hatte und hörte jetzt einen entsetzten Aufschrei „Was?! Das lassen Sie zu? Das ist ja...", hörte ich noch die nervige Stimme von Thorne und dann verschwamm alles vor meinen Augen.

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