Kapitel 74

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Es war soweit. Heute war der erste Mai. Ich hatte kaum ein Auge zugetan. Heute Abend würde es losgehen. Und niemand hier im Schloss wusste davon. Niemand wusste, dass es heute stattfinden würde. Außer mir. Es würde so viele Tote geben und ich konnte es nicht verhindern. Doch wenigstens einen Tod würde ich verhindern können. Hoffentlich. Die ganze Nacht war ich meine Pläne noch einmal durchgegangen. Es musste einfach klappen.

Ich gab mir Mühe Severus gegenüber unauffällig zu sein, damit er keinen Verdacht schöpfen würde, denn er hatte bereits angekündigt, wenn es soweit wäre, wollte er mich hier einsperren. Was bedeutete ich musste mich rausschleichen, bevor Harry, Ron und ich in Hogsmeade auftauchen und er alarmiert werden würde. Zum Glück war er gar nicht hier und er meinte, dass er heute auch nicht so früh wieder da wäre. Bis wir drei im Schloss auftauchen würden und die Todesser darüber in Kenntnis gesetzt werden würden, sollte ich längst im Bad von Myrte sein und warten. Meine Tasche hielt ich dicht bei mir seit ich aufgestanden war. Und die Stunden strichen unaufhaltsam dahin. Und ehe ich mich versah, war es höchste Zeit mich auf den Weg zu machen. Doch dann durchkreuzte Severus meine Pläne, indem er plötzlich in der Tür erschien, als ich gerade den Umhang aus meiner Tasche ziehen wollte. Was bitte machte er hier?! Sonst tauchte er auch nie so früh hier auf. Er hatte doch gesagt es würde heute spät werden. „Sev... Severus... Was... Was machst du denn schon hier?", stammelte ich, während ich das Stück Stoff eilig wieder in meine Tasche stopfte. Er musterte mich skeptisch und antwortete schulterzuckend „Pläne ändern sich." Was sollte das denn bitte heißen. Na toll. Jetzt musste ich irgendwie an ihm vorbeikommen. Und zwar schnell.

Ich versuchte alles Mögliche. Ich versuchte auf einen 'Spaziergang' zu gehen, doch er meinte grimmig „Kommt nicht in Frage. Die Carrows haben heute Nachtaufsicht!" Ich wollte ihm vorschlagen ins Bett zu gehen, damit ich mich dann unbemerkt davon machen könnte, wenn er sich nicht mehr hier im Wohnzimmer vor der Tür befand. Ich überlegte sogar kurz, ob ich nicht einfach aus der Tür stürmen sollte oder ihm einen Fluch auf den Hals hetzen. Doch das kam nicht wirklich in Frage. Dummerweise rannte mir aber die Zeit davon. Und gerade als ich mich entschieden hatte, ihm doch einen ganz kleinen Fluch aufzuhalsen stand er auf und ging ins Bad. Ich konnte mein Glück kaum fassen und sah zu, keine weitere Zeit zu verlieren. Rasch warf ich mir den Umhang über und schlüpfte aus der Tür.

Eilig lief ich die Korridore entlang, als mich plötzlich eine Hand von hinten packte und mir den Tarnumhang vom Leib riss. Erschrocken keuchte ich auf und drehte mich mit vor Panik aufgerissenen Augen schwungvoll um. „Was bei Merlin denkst du dir!", zischte da schon Severus Stimme wütend. Wie hatte er mich gesehen?! „Sev! Du verstehst das nicht... Bitte...!" „Ich werde dich jetzt zurückbringen. Ich weiß genau, dass Potter hier ist! Und du denkst... Wobei... Nein ich würde nicht sagen, dass du denkst! Du darfst nicht eingreifen in die Zeit! Du willst dich und alle anderen einfach in Gefahr bringen. Da hast du den Krieg einmal überlebst und versuchst gleich noch einmal darin zu sterben! Das lasse ich nicht zu", fauchte er und sein Gesicht war vor Zorn total gerötet. Er hatte meinen Oberarm so fest umklammert und zerrte mich bereits wieder zurück, als ich plötzlich eilige Schritte vernahm. Ich erkannte, um wen es sich handelte und dass ich mich jetzt wirklich beeilen musste, denn Ron und ich mussten bereits auf dem Weg sein. McGonagall kam mit großen Schritten genau in unsere Richtung. Doch anhand der Schritte die ich hörte, wusste ich, dass sie nicht allein war. Auch wenn ich niemanden sah. Harry und Luna waren bei ihr. Unter dem Tarnumhang. Rasch drückte Sev mich hinter eine Rüstung, doch die alte Hexe bemerkte, dass jemand anwesend war. „Wer da?", sagte sie kampfbereit. Sev drückte mir meinen Tarnumhang wieder in die Hand und zischte mir ins Ohr, „Du gehst auf der Stelle wieder zurück! Bitte!" Dann sagte er leise „Ich bin es", und trat hinter der Rüstung hervor.

Während sie redeten, hatte ich keine Chance unbemerkt weiterzukommen und so musste ich weiter abwarten, bis schließlich die Professorin ihren Zauberstab gezogen hatte und sich die beiden duellierten. Ich musste mich noch enger an die Wand pressen, um nicht von einem Fluch getroffen zu werden. Dann riss Sev auf einmal die Rüstung neben mir vor sich und benutzte sie als Schutzschild. Da sah ich meine Gelegenheit. An die Wandgepresst lief ich weiter vorwärts. Ich musste schleunigst hier weg. Als endlich die anderen Professoren auch an mir vorbei waren, konnte ich mich von der Wand lösen und rannte los. Hinter mir ertönte McGonagalls Stimme, „Feigling! FEIGLING!"

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