Kapitel 10

1.1K 73 3
                                    

Hungrig und genervt machte ich mich schlussendlich auf den Weg zum Nachsitzen. Den ganzen Weg zum Kerker regte ich mich innerlich über diesen Arsch von Professor auf. Was fiel ihm ein, mich zu bestrafen, obwohl ich ihm geholfen hatte! Wer weiß, was noch alles passiert wäre, hätte ich ihn nicht beruhigt. Aber klar! Das sah er natürlich nicht! Nein! Lieber ließ er keine Gelegenheit aus, mich zu bestrafen! So ein Mistkerl! Wie ich ihn doch hasste! AAARGH! Ich könnte meine Zeit so viel sinnvoller nutzen! Allein schon mit Essen! Oder Schlafen! Aber sicher, er war ja der Meinung, mich lieber noch zu bestrafen! Schneller als mir lieb war, war ich bereits vor seinem Büro angekommen. Wütend klopfte ich an die dunkle Holztür, welche Sekunden später aufgerissen wurde. „Sie sind zu spät!", knurrte er und seine dunkle Gestallt ragte imposant vor mir auf und unweigerlich katapultierte es meine Gedanken zu meinem Traum zurück. Die Bilder schossen mir einfach vor mein geistiges Auge und wollten sich nicht so einfach wegdrängen lassen. Verflucht! Wieso? Wieso er? Er war ein Widerling! Reiß dich zusammen Hermione!!! Lass dich nicht von so einem lächerlichen Traum fertig machen! Das hatte absolut nichts zu bedeuten! Mit diesen Worten versuchte ich, die Bilder zu verscheuchen, doch so ganz gelang es mir nicht. Das Bild, wie seine starken Hände über meinen entblößten Körper strichen, hatte sich auf meiner Hornhaut festgebrannt. Von meinen aufkommenden Gedanken gefesselt, bemerkte ich gar nicht, dass ich noch immer vor seiner Tür stand und ihn einfach anstarrte, während er mich mit erhobener Augenbraue abschätzig und gleichzeitig abwartend musterte. „Miss Granger! Würden Sie endlich die Güte besitzen! Oder wollen Sie ewig hier stehen? Warten Sie etwa auf eine extra Einladung?! Oder hat sich die kleine Gryffindor-Prinzessin etwa einen königlicheren Empfang vorgestellt?!", knurrte er schließlich dunkel, was mich zurück in die Realität beförderte. Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. Schnell und ohne etwas zu sagen, da ich meiner Stimme gerade einfach nicht traute, trat ich an ihm vorbei ein.

Mein Blick schweifte peinlich berührt durch den Raum, was es nicht besser machte. Denn mein Blick blieb an seinem Schreibtisch hängen und erneut schossen mir die Bilder aus meinem Traum im Kopf herum... Schnell eiste ich ihn davon und sah mich weiter um. Es sah alles aus wie in meinem Traum. Merkwürdig! War ich doch nur einmal hier und das in meinem zweiten Jahr, um einige Zutaten aus dem Vorratsraum zu stehlen. Wieso erinnerte ich mich noch genau daran, wie es hier drinnen ausgesehen hatte? Mein Blick blieb erneut hängen. Dieses Mal an dem Sessel. Der Sessel, auf den ich ihn gedrängt hatte, weil ich es nicht mehr abwarten konnte ihn zu spüren... verflucht ich musste damit aufhören! Schnell schüttelte ich meinen Kopf und entfernte somit den letzten unangebrachten Gedanken und ließ stattdessen meine Wut auf ihn zurückkehren. Das half einfach am besten, denn nichts – nicht einmal ein unangebrachter Traum – konnte mich vergessen lassen, dass er ein schlechter Mensch war.

„Na worauf warten Sie, Miss Granger!", scharrte er wütend und riss mich erneut aus meinen Gedanken. Verflucht, ich hatte ihm nicht zugehört... „Auf die Knie mit Ihnen!", sagte er, während er sich abwartend mit verschränkten Armen vor mich hinstellte. Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. „W-w-was...?", stammelte ich. Genervt von meiner Begriffsstutzigkeit rollte er mit den Augen, streckte seinen Arm zur Seite aus, welchem ich mit den Augen folgte und deutete auf einen dutzend schmutzige Kessel. Erleichterung überkam mich. „Ach so... äh... ja klar..., Sir...", stammelte ich erneut, Hitze stieg schon wieder meine Wangen empor und ich trat auf die Kessel zu. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass er seine Worte mit Absicht so gewählt hatte. Aber das wollte ich einfach nicht glauben, denn sonst wüsste er, was ich gedacht hatte und das durfte definitiv nicht sein. Wahrscheinlich hatte er es aber nur gesagt, um mich etwas aus dem Konzept zu bringen. „Wenn Sie weiterhin so unaufmerksam sind, wird sich ihr Nachsitzen verlängern, bis Sie etwas daraus gelernt haben! Und jetzt fangen Sie an! Ich habe nicht vor, den ganzen Abend mit Ihnen zu verbringen! Und keine Magie!", sagte er mit kalter Stimme und setzte sich dann hinter seinen Schreibtisch, um Aufsätze zu korrigieren.

Es war keine leichte Angelegenheit, diese Kessel zu schrubben. Was bei Merlin hatte er bitte darin gebraut?! Und wie lange hatte er es bitte eintrocknen lassen?! Meine Hände schmerzten bereits und auch meine Knie taten weh, denn es war definitiv nicht angenehm so auf diesen rumzurutschen. Aber ich hatte es endlich geschafft. Zwei Stunden hatte ich dafür gebraucht! Zwei Stunden einfach sinnlos verschwendet! Während dieser Zeit wuchs mein Hass auf ihn immer mehr. Er hätte mir auch eine sinnvolle Aufgabe geben können. Die ganze Zeit über versuchte ich mich in Gedanken selbst davon zu überzeugen, wie abstoßend er war. Schnell richtete ich mich auf und streckte mich ausgiebig, wobei meine Knochen nicht gerade leise knackten. Doch er sah nicht auf. Deshalb räusperte ich mich. Aber immer noch nichts. Dann stellte ich fest, dass er gar nicht korrigierte, sondern einfach nur mit leerem Blick auf das Pergament vor ihm starrte, während die Tinte von seiner angehobenen Feder tropfte. Ich wollte zu gern wissen, worüber er nachdachte, so dass er seine Umgebung komplett ausblendete. Das war doch ganz und gar nicht typisch für ihn. Moment... Was interessierte mich das. „Professor! Ich wäre dann fertig!", sagte ich also mit fester und lauter Stimme. Immer noch keine Reaktion. „PROFESSOR SNAPE?" Nichts. Das konnte doch nicht wahr sein! Vorsichtig trat ich auf ihn zu, „Professor?", und berührte seinen Arm. Augenblicklich zuckte er zusammen und seine Augen trafen die meinen. Ein verdächtiges Funkeln und Schimmern war darin zu erkennen, doch ich konnte es nicht ganz einordnen. Und im Sekundenbruchteil, ehe ich genauer darüber nachdenken konnte, war es wieder verschwunden und kälte trat stattdessen hinein. „Was fällt Ihnen ein mich anzufassen?! Wieso schrubben Sie keine Kessel?!", schrie er aus dem nichts wütend. Ich zuckte zusammen und wich einige Schritte zurück. „Tut mir leid... Sie waren ... Ich ... Also ich bin fertig und Sie haben nicht reagiert... deshalb..." Mit einer Handbewegung unterbrach er mich „Dann können Sie jetzt ja gehen! Morgen selbe Zeit!" Skeptisch sah ich ihn an. Er würde mich doch nicht wirklich schon nach nur zwei Stunden der Strafarbeit gehen lassen... Aber ich wollte mich nicht beschweren, weshalb ich mich schnell umdrehte und verschwand, bevor ihm möglicherweise noch auffiel, dass es viel zu kurz war. Was hatte ihn wohl so aus dem Konzept gebracht? Schluss! Was interessierte mich das?!

Doch dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust, welches sich seitdem ich das Funkeln gesehen hatte, dort eingenistet hatte, hörte einfach nicht auf. Konnten das wirklich Tränen gewesen sein? Hatte ich wirklich Panik darin gesehen? Und Selbsthass? Nein! Niemals! Als ob man solche Emotionen aus den Augen anderer Menschen ablesen könnte. Das war pure Einbildung. Er war zu arrogant. Zu selbstverliebt. Niemals würde er so empfinden. Ich war einfach nur übermüdet.

Oder?

-------------------
Lasst gerne ein Vote da!

anything you've been dreaming ofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt