Ohne es zu bemerken, waren mir die Tränen in die Augen gestiegen, während ich den Brief von Snape gelesen hatte. Wieso machte mich das so emotional? Wieso berührten mich seine Worte so? Wahrscheinlich war es, weil ich Mitleid mit ihm hatte, seitdem ich wusste, was er alles für die Zaubererwelt geopfert hatte und dass er gar nicht ganz so schrecklich war, wie ich immer gedacht hatte. Ich legte die Zeitung weg und wischte mir vorsichtig unter den Augen entlang, in der Hoffnung mein Make-up nicht ruiniert zu haben. „Man, Harry!", kreischte Ginny plötzlich und schlug ihm auf den Oberarm, „Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast. Hermione weint! Und ruiniert ihr ganzes Make-up!" Oh Mist. Ich hatte Harrys und Ginnys Anwesenheit vollkommen ausgeblendet. Sie stürmte auf mich zu, griff sich blitzschnell ein Tuch vom Tisch und begann unter meinen Augen entlang zu wischen. „Hermione mach dir nichts draus. Es ist egal was diese Kimmkorn über dich und Ron schreibt. Niemand schenkt dem noch groß glauben." Ich nickte leicht und versuchte die Gefühle in mir zu ordnen. „So! Geschafft. Und damit du es nicht nochmal verwischst..." Ginny wedelte mit ihrem Zauberstab vor meinem Gesicht herum und grinste dann zufrieden „Perfekt, jetzt kriegt man das nicht mehr so leicht ab!"
Harry, der die ganze Zeit über nur stumm dagestanden war und aus irgendeinem Grund recht zufrieden vor sich hin gegrinst hatte, ging jetzt auf uns zu und flüsterte Ginny etwas ins Ohr. „Aber... Nein!", protestierte diese, doch er hatte sie bereits an der Hand genommen und zog sie in Richtung Tür. Und einen Augenblick später war ich wieder allein. Vorsichtig warf ich einen Blick in den Spiegel und stellte erleichtert fest, dass Ginny tatsächlich alles wieder hinbekommen hatte. Ich wollte mich wieder voll und ganz auf die gleich bevorstehende Hochzeit konzentrieren und nicht mehr weiter an meinen ehemaligen Professor denken, doch wie von selbst zog es mich jedoch erneut zu der Zeitung. Langsam hob ich sie wieder von dem Tisch auf und starrte auf sein Bild, welches sich kaum merklich bewegte und seinen so typisch grimmigen Gesichtsausdruck zeigte. Es war das gleiche Foto, welches damals im Propheten war, als sie verkündet hatten, dass Snape der neue Direktor werden würde. Je länger ich das Bild musterte, desto seltsamer wurde das Gefühl, welches sich in mir ausbreitete. Ich bildete mir plötzlich ein zu wissen, dass er an seinem Hals eine große Narbe hatte, genau dort, wo Nagini ihn gebissen und damit getötet hatte. Und in seinen Augen konnte man sich verlieren. Ein Geruch nach Kräutern stieg mir in die Nase und ich war mir sicher, dass er so gerochen hatte. Aber woher sollte ich das bitte wissen. Schließlich blieb mein Blick an seinen Lippen hängen und ohne es zu bemerken, hatte ich meine Hand gehoben und sie mit der Fingerspitze nachgefahren. Sie hatten sich gar nicht so hart und kalt angefühlt, wie sie auf dem Foto aussahen. Im Gegenteil, sie waren warm und zärtlich und schmeckten unglaublich gut.
Moment! Was?! Ich schüttelte den Kopf. Das musste an der Panik vor der Hochzeit liegen. Schluss damit. Ich knüllte die Zeitung zusammen und schmiss sie weg. Ich atmete tief durch. Wo blieben eigentlich die anderen? Ginny hatte doch gemeint, sie würden gleich kommen. Nervös lief ich auf und ab und wollte gerade selbst hinausgehen, um sie zu holen, weil ich es hier nicht länger aushielt. Außerdem würde doch jeden Moment die Zeremonie losgehen. Doch dann sah ich ein kleines blaues Päckchen, welches ich schon wieder völlig vergessen hatte. Ein Hochzeitsgeschenk von Dumbledore. Erst dachte ich, dass es warten könnte. Ich könnte es schließlich auch noch in ein paar Tagen öffnen, zusammen mit meinem dann Ehemann. Doch die Neugierde siegte. Schließlich hatte Harry es mir allein vorbeigebracht und es nicht zu den anderen Geschenken gestellt. Vorsichtig zog ich die Schleife ab und schob dann den Deckel von der kleinen Box. Ich staunte. Zum Vorschein kam eine kleine Phiole aus Glas. Sie war wunderschön. Ich hob sie vorsichtig hinaus und sie schien förmlich zu funkeln in dem Licht. Zweifelsohne lag irgendein Zauber auf ihr. Erst jetzt sah ich einen kleinen Metallring, der um den Hals befestigt war und irgendetwas war darauf eingraviert.
Ich zog die Phiole näher zu mir, um zu lesen, was darauf stand. „Alles wovon du geträumt hast", las ich flüsternd vor. Und plötzlich geschah alles auf einmal. Unsagbare Kopfschmerzen überkamen mich und es fühlte sich an, als würde eine Unmenge an Informationen auf einmal in meinen Kopf gestopft werden. Die Phiole glitt mir aus der Hand, zersprang in tausend Teile und ich stützte mich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, während mir alle möglichen Bilder im Kopf umherspukten. Und zu allem Überfluss wurde genau in dem Moment die Tür aufgerissen und alle möglichen Leute strömten herein, doch meine Sicht war zu verschwommen, als dass ich irgendwen genau erkennen konnte. Ich vernahm aber ganz eindeutig die Stimme meiner Mutter und die von Molly. Doch was sie sagten, konnte ich nicht verstehen. Ich war viel zu beschäftigt mit den Bildern in meinem Kopf und ganz nach und nach begann ich mich zu erinnern. Genau das gleiche hatte ich schonmal durchgemacht. Und irgendwann konnte ich nur noch eines denken.
Severus! Oh nein. Sev... Mein Sev. Ich hatte ihn nicht gerettet. Er war fort. Er war tot. Und das alles war nur meine Schuld.
Und dann gaben meine Beine endgültig nach. Schluchzend lag ich auf dem Boden, während die Kopfschmerzen langsam abebbten und alle Erinnerungen scheinbar freigesetzt waren. Und die Geräusche um mich herum wurden immer lauter und lauter. „Hermione!", rief jemand. „Was ist denn los? Schatz steh doch auf!", kam es aufgeregt von einer anderen Stimme. Ich legte mir die Hände auf die Ohren. Sie sollten mich alle in Ruhe lassen. Mein ganzer Körper schmerzte. Er war tot. Tot. Tot. Tot. Und ich fühlte mich mit jeder Sekunde in der mir das klarer wurde auch immer weniger lebendig.
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anything you've been dreaming of
FanfictionNach dem Krieg kehren die Schüler und Schülerinnen wieder zurück nach Hogwarts. Darunter auch Hermione Granger, Kriegsheldin und beste Freundin von Harry Potter. Auf unerklärliche Weise hat der dunkle Professor Snape überlebt, wird als Held gefeiert...