Kapitel 4

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„Granger was habe Sie hier zu suchen!", zischte Snape seine vollkommen unnötige Frage. „Was denken Sie denn?! Offensichtlich suche ich Madam Pomfrey!", antwortete ich schnippisch. „Nun OFFENSICHTLICH ist die nicht hier! Sie müssen also wohl oder übel mit mir vorliebnehmen", grinste er fies. Na super, da würde ich mir lieber die Hände wegätzen lassen, auf seine blöden Kommentare deswegen hatte ich keine Lust. „Dass die kleine Besserwisserin sich nicht selbst helfen kann... Endlich mal ohne Antwort auf etwas? Wobei brauchen Sie denn MEINE Hilfe?", sagte er mit vor Arroganz und hass triefender Stimme. „Vergessen Sie's! Das geht Sie überhaupt nichts an, SIR! Wenn dann werde ich mit Madam Pomfrey reden!", schnauzte ich. „Nun wie bereits gesagt. Die ist nicht hier! Also...", doch ich unterbrach ihn. Die Schmerzen waren mir egal, dagegen könnte ich einen Schmerztrank nehmen. Dann musste ich es halt irgendwie anders schaffen, meine Wunde zu reinigen. Vielleicht hatte ich ja auch noch irgendwo in meinem Gepäck etwas Diptam-Essenz. Die dürfte es auch tun. „Dann komm ich wieder, wenn Sie zurück ist!", schnaubte ich wütend. Sein Blick fiel auf meine Hände als ich gerade dabei war mich von ihm wegzudrehen. Mittlerweile floss schon das Blut runter, an der ein oder anderen Stelle bildete ich mir ein, bereits etwas vom Knochen zu sehen und die Schmerzen schienen langsam doch unerträglich zu werden. Er packte mich am Handgelenk und hielt mich so zurück „Machen Sie sich nicht Lächerlich. Ich habe keine große Lust wegen Ihrer Sturheit Ärger mit Professor McGonagall zu bekommen, weil ihr Schützling seine Hände verloren hat", knurrte er finster. „Machen Sie sich keine Sorgen, Sir", sagte ich sarkastisch, „ich werde der Direktorin einfach nicht verraten, dass ich hier war. Wenn Sie dann so freundlich wären mich loszulassen!"

Doch er ließ mein Handgelenk nicht los, egal wie sehr ich daran zerrte, zischte „Mitkommen, Granger", und zog mich zu einer der Liegen im Krankenzimmer, auf die er mich drückte, damit ich mich hinsetzte. Sanfter als ich es ihm je zugetraut hatte, nahm er mit seiner Hand die Meine und ließ mit der anderen seinen Zauberstab über die Wunden gleiten, um sie zu reinigen. Dann rief er mit einem Accio eine Salbe und verteilte sie federleicht auf meinem Handrücken. In Gedanken verpasste ich mir eine Ohrfeige, als ich feststellte, dass ich dieses Gefühl genoss. Erst jetzt merkte ich, wie weh es tatsächlich getan hatte. Das Gleiche machte er bei meiner anderen Hand. Gleich darauf verpasste ich mir eine weiter gedankliche Ohrfeige, als ich anfing seine großen Hände zu bewundern. Um mich abzulenken, sah ich auf und musterte ihn eingehend. Sein konzentrierter Blick faszinierte mich, hätte ich doch nicht damit gerechnet, dass er sich wegen mir auch nur annähernd Mühe geben würde. Klar hatte er uns früher vor allem Möglichen beschützt, wie beispielsweise vor Professor Lupin in Werwolf Gestalt, aber das war ja alles nur wegen Harry. Ich ließ meinen Blick über sein markantes Gesicht schweifen und blieb kurz an der Narbe an seinem Hals hängen, welche trotz seines hohen Kragens ein wenig zu sehen war. Der Gedanke stieg in mir auf, dass ihn diese in gewisser Weise attraktiv wirken ließ und meine Fingerspitzen begannen zu kribbeln, während in mir der Wunsch aufstieg sie zu berühren. Allerdings schob ich angewidert von mir selbst diesen Gedanken wieder weg. Pah! Was dachte ich da gerade?! Lächerlich! Mit so einem verdorbenen Charakter wie dem Seinen könnte er noch so gut aussehen. Nicht einmal mit der Kneifzange würde ich ihn anfassen! Woher kamen bitte diese Gedanken?! Natürlich! Das musste an der Salbe liegen! Diese betäubte nicht nur meine Hände, sondern auch meinen Verstand ein wenig. Wahrscheinlich, weil die Wunden bereits so tief waren.

Als er gerade dabei war, einen Verband um meine Hände zu wickeln fragte er spöttisch „Wie haben Sie das hingekriegt? Sie sind echt zu unfähig fürs Leben, oder?" Klar er konnte es nicht einfach auf sich beruhen lassen. „Tja ich würde behaupten, nicht jeder fand den Artikel gestern so amüsant wie Sie, Sir", zischte ich lediglich. Er sah auf und blickte mich undefinierbar und durchdringend an. 'Seine Augen!' schoss es mir durch den Kopf, doch konnte ich diesen Gedanken nicht ganz greifen und dachte nicht weiter darüber nach, sondern unterbrach stattdessen den Blickkontakt, der mir etwas unangenehm wurde, und erhob mich von der Liege. „Vielen Dank Professor", sagte ich bemüht emotionslos, jedoch konnte ich nicht verhindern, dass ein Hauch Sarkasmus darin mitschwang, als ich mich an ihm vorbei schob. Ich verlangsamte meine Schritte, weil ich noch etwas Bissiges sagen wollte, doch er kam mir zuvor. „Keine Sorge, ich habe mich bereits darum gekümmert. Kimmkorn wird wohl so bald keinen Artikel mehr verfassen. Ich hätte damit rechnen und es verhindern müssen, dass Sie diese Briefe erhalten", sagte er leise vor sich hin. Es klang, als wäre es an mich gerichtet, jedoch gleichzeitig nicht für meine Ohren bestimmt, wenn das irgendeinen Sinn ergab. Er dachte wohl, ich wäre schon weg und würde ihn nicht mehr hören. Ungläubig blieb ich stehen und blickte ihn an, doch er schien mich gar nicht mehr wahrzunehmen. Er starrte einfach auf den Fleck, wo ich gerade noch gesessen hatte, und war in seinen Gedanken versunken. Was meinte er damit? Schnell, bevor er mich bemerkte, huschte ich aus dem Raum. Hatte er sich etwa doch geändert?

Severus Snape

Tief in Gedanken überprüfte ich die Bestände der Tränke im Krankenflügel, als mich eine mir sehr gut bekannte Stimme aufhorchen ließ. „Madam Pomfrey? Ich bräuchte eine Salbe geg...", sagte sie, brach aber ab, als sie mich erkannte und mit Genugtuung stellte ich fest, dass es ihr zuwider war mich zu sehen. Ich wollte sie wie immer etwas provozieren, doch als ich den Grund erkannt hatte, weshalb sie gekommen war, bereute ich mein Handeln etwas. Aber nur etwas. Schließlich war es besser so. Sie sollte mich keinesfalls mögen. Als ich ihre Hände erblickte, in dem Moment, in dem sie sich wieder zum Gehen wenden wollte, erschrak ich leicht, ließ mir aber nichts anmerken. Das musste höllisch wehtun, doch sie verzog nicht mal eine Miene. Hasste sie mich wirklich so sehr, dass sie nicht mal meine Hilfe in Anspruch nehmen wollte und lieber diese Schmerzen verspüren wollte? Moment mal war das nicht eigentlich mein Ziel? Dass sie mich nicht ausstehen kann? Wobei hassen? Klar war ich kein angenehmer Mensch, aber ich würde doch eine Schülerin mit so etwas nicht allein lassen. Klar... ich und meine bekannte Sorge um die Schüler und Schülerinnen, meldete sich meine innere Stimme sarkastisch, da steckt mit Sicherheit nicht mehr dahinter. Du hättest sicher für jeden deiner Schüler diese Nachrichtentussi mundtot gemacht. Genug!

Ich packte sie am Handgelenk, denn diese Wunde musste definitiv versorgt werden. Wie hatte dieses untalentierte Gör es nur wieder hingekriegt sich so zu verletzten! Spöttisch fragte ich sie schließlich danach, unteranderem auch, da ich ihren Blick auf mir Spürte, wie sie mich musterte und mir das unangenehm war. Aber mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet. Wut überkam mich und ich blickte sie an. Sah direkt in ihre wunderschönen Augen... Halt was?! Augen... nur Augen. Ich sah in ihre Augen... Verdammt!

Sie stand auf, bedankte sich und ging. Keine Ahnung, wieso ich das Folgende laut ausgesprochen hatte, aber glücklicherweise war niemand hier, um es zu hören. Ich starrte noch immer auf den Platz, wo sie gesessen hatte, und flüsterte das was ich ihr insgeheim sagen wolle. „Keine Sorge, ich habe mich bereits darum gekümmert. Kimmkorn wird wohl so bald keinen Artikel mehr verfassen. Ich hätte damit rechnen und es verhindern müssen, dass Sie diese Briefe erhalten." Wieso war ich da nicht selbst draufgekommen. Wenn ich mich richtig erinnerte, war so etwas schon einmal passiert. Aber wieso kümmerte es mich überhaupt. Bestimmt nur, weil sie Harry so am Herzen lag. Aber sicher doch, dass wird es sein, hallte es in meinem Kopf wider.

Harry, noch so eine Sache die mir unbegreiflich war. Seit er meine Erinnerungen gesehen hatte, mochte er mich plötzlich. Er verstand mich und hatte mir alles verziehen. Viel mehr noch, er war mir dankbar für die Dinge, die ich seiner Ansicht nach 'geopfert' hatte. Anfangs kam er nur zu mir, weil er mehr über seine Mutter erfahren wollte und er ließ nicht locker, bis ich ihm von früher erzählte. Klar es gab nicht so viele Menschen in seinem Leben, die ihm etwas über Lily erzählen konnten oder eben wollten. Immer nur über James. Und keine Ahnung wie das weiter passiert war, aber wir bauten eine familiäre Beziehung auf. Damit hätte ich niemals im Leben gerechnet. Sicher, ich hatte begonnen mir Sorgen um ihn zu machen und das bereits bevor der Krieg direkt begonnen hatte. Sorgen die nicht allein mit dem Versprechen für meine Taten zu büßen und Lilys Sohn zu beschützen zu tun hatten. Nicht allein mit meinen Schuldgefühlen. Und spätestens ab dem Moment, in dem ich realisierte, dass Harry nicht im Geringsten nach seinem Vater kam, war er mir wichtig geworden. Ich bin mir sicher, dass dies zu Dumbledores Plan gehörte, denn deshalb hatte er wahrscheinlich mich ausgewählt, um Harry Okklumentik beizubringen. Ich hatte seine Kindheit gesehen, die zum Teil erschreckende Parallelen zu meiner hatte. So etwas sollte niemand durchleben müssen.

Deshalb war es doch nur logisch, dass ich mich auch um seine Freunde kümmerte. Schließlich waren sie sein festes Umfeld. Redete ich mir zumindest ein. Dass mir Granger aber zum Teil besonders unter die Haut fuhr, konnte ich leider nicht komplett leugnen, weshalb ich ihr mit Sicherheit nicht meine 'gute' Seite – wenn ich diese überhaupt hatte – zeigen würde. Genug jetzt! Wieso dachte ich überhaupt darüber nach.

Ich ging wieder zurück in den Tränkeraum und machte mich daran, weiter aufzuschreiben, was ich alles nachbrauen musste. Poppy würde erst heute Abend wieder kommen und da Minerva mich dazu verdammt hatte, derweil hier die Stellung zu halten, war das die sinnvollste Aufgabe, die mir eingefallen war.

Beim Essen die nächsten Tage fiel mir auf, wie sie einen fragenden Blick auf mich geheftet hatte und mich beschlich das ungute Gefühl, dass sie vielleicht doch gehört hatte, was ich gesagt hatte. Irgendwas an ihrem Blick verriet mir das. Aber das durfte nicht sein. Sie musste denken, wenn sie es wirklich mitbekommen hatte, dass es nicht um sie ging. Ich wusste genau, wie ich das anstellen musste.

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Das Voten nicht vergessen!

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