Kapitel 32

926 63 0
                                    

Seit geschlagenen zehn Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, wartete ich bereits nun schon vor dem Büro der Direktorin. Sie hatte mich angewiesen dort auf sie zu warten, während sie noch drinnen etwas mit Dumbledores Portrait alleine besprechen wollte. Gedämpft drang ihre aufgebrachte Stimme an mein Ohr. Es klang nach einem ziemlich heftigen Streit zwischen den Beiden. Vereinzelte Wortfetzen drangen an mein Ohr allerdings war ich zu nervös, als das ich irgendetwas Sinnvolles hätte verstehen können. Ich lief unruhig auf und ab, meine Hände zitterten unkontrolliert und meine Panik steigerte sich ins unermessliche. Ihre Art war dermaßen kühl, das kannte ich so gar nicht von ihr. Und ihr angewiderter Blick den sie mir immer wieder zugeworfen hatte auf dem Weg aus den Kerkern nach oben, ließ mich vermuten, dass sie definitiv Bescheid wusste. Ich gab mir die größte Mühe, gegen meine Tränen anzukämpfen. Ein riesiger Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet und der Knoten in meiner Brust wurde immer größer und größer und erschwerte mir immer mehr das Atmen. Jetzt würde ich von der Schule fliegen. Jeder würde erfahren, was geschehen war. Was ich getan hatte. Eigentlich wäre es mir egal, wenn er mich lieben würde. Dann wüsste ich, dass wir das zusammen schaffen würden, ungeachtet dessen, was die anderen davon halten und denken würden. Aber so... Ich war allein. Alle würden denken, ich hätte es für bessere Noten getan. Oder für sonst etwas. Oder, dass er mich dazu gezwungen hätte. Vermutlich auch, dass das ganze schon länger laufen würde. Oder was auch immer. Ich wäre nur diejenige, die Sex mit ihrem Lehrer hatte.

Aber viel schlimmer war... Er wollte mich nicht. Er liebte mich nicht. Ich bedeutete ihm nicht das geringste. Und trotzdem machte ich mir Sorgen um die Konsequenzen die ihm drohten. Aber ich wollte mir keine Sorgen um ihn machen! Ich war so unglaublich wütend auf ihn. So enttäuscht. Und was sollte ihm schon passieren. Nach Askaban würde er deswegen wohl kaum kommen, schließlich war ich bereits Volljährig. Aber seine Anstellung würde er ganz bestimmt verlieren. Und vermutlich keine andere mehr finden. Weder als Professor, noch als sonst irgendetwas. Aber das dürfte ihm nicht viel ausmachen. Geld hatte er genug. Und besonders viele Menschen, die ihm etwas bedeuteten hatte er auch nicht. Und an seinem Job hing er, wenn er ehrlich war, vermutlich auch nicht sonderlich. Mein Leben war dadurch eigentlich viel mehr ruiniert worden. Meine Freunde würden sich auch von mir abwenden. Ich würde allein sein. Für den Rest meines Lebens. Wie sollte ich das jemals ertragen?! Niemand würde jemals wieder etwas mit mir zu tun haben wollen. Ich spürte wie eine große Welle der Panik auf mich zurollte.

Und irgendwie konnte ich die Gedanken, die seit unserem Gespräch in meinem Kopf herumspukten nicht abschalten. Und das war mit das Schlimmste. Meine Zukunft stand auf dem Spiel. Mein ganzes Leben. Alles. Und ich hatte nichts Besseres zu tun, als daran zu denken, dass er mich nicht liebte. Dass er mich nicht attraktiv fand. Dass ich nur Spaß für ihn war. Und dass alles meine eigene Schuld war. Und, dass ich ihm vermutlich nie wieder so nah sein würde. Ihn nie wieder küssen könnte. Mein Herz war gebrochen. Ich liebte ihn. Und gleichzeitig hasste ich ihn dafür, dass er nicht dasselbe für mich empfand. Obwohl er nichts dafürkonnte. Schließlich hatte er von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Und niemand konnte etwas für seine Gefühle, oder eben seine nicht vorhandenen Gefühle. Ich war selbst schuld, dass ich mir Hoffnungen gemacht hatte. Dass ich mich überhaupt darauf eingelassen hatte. Ich war diejenige, die nicht mit offenen Karten gespielt hatte. Wie sollte ich jetzt mit all dem auf einmal fertig werden. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn gerade bei mir zu haben. Dass er mir sagen würde, dass alles wieder gut werden würde. Dass ich mir einfach nur zu viele Gedanken mache und überreagiere. Und, dass er mich liebte. Doch mein gesamtes Leben ging gerade den Bach runter.

Ich versuchte mir gut zuzureden. Schließlich wusste ich nicht genau, was McGonagall von mir wollte. Vielleicht machte ich mich auch einfach nur vollkommen unnötig verrückt. Ich blieb ruckartig stehen und mein Herz klopfte, wenn überhaupt möglich, noch schneller. Gleich würde ich es wissen, denn gerade hatte sich die Tür zum Büro geöffnet und eine mehr als wütend aussehende McGonagall forderte mich mit einem Blick auf einzutreten.

Mit verbissener Mine ließ sie sich hinter ihrem Schreibtisch nieder und deutete mir mit der Hand mich zu setzen. Nervös kam ich ihrer Aufforderung nach und versuchte mich ein wenig zu beruhigen.

„Was bei Merlins Bart haben Sie sich dabei gedacht!", durchschnitt ihre eisige Stimme die Stille. „Als Albus es mir erzählt hatte, konnte und wollte ich es nicht glauben! Ich wollte es einfach nicht glauben! Doch dann konnte ich die Anzeichen nicht mehr übersehen! Ich versteh es nicht! Das ist absolut unbegreiflich! Und ausgerechnet Sie! Wie..."
„Minerva! Das hatten wir doch gerade schon geklärt! Sie kann nichts dafür! Es ist jetzt nun einmal so und wir können nichts dagegen tun. Man könnte fast sagen, es ist Schicksal", unterbrach die ruhige aber bestimmte Stimme von Dumbledore die Direktorin. „Ich kann so etwas in meiner Schule nicht gutheißen. Ich kann darüber nicht hinwegsehen. Wie könnte ich! Ich hätte echt mehr von Ihnen erwartet, Miss Granger! Wie konnten Sie nur?! Sie wissen doch gar nicht, was Sie da tun!"
„Minerva!", kam es drohend von dem Portrait des alten Schulleiters. „Aber Albus! Sie ist noch ein Kind! Und er... Ich werde das nicht weiter zulassen können!", klagte sie. „Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht Stimmt! Und außerdem weiß ich genau, wie wichtig er dir ist, auch wenn du das nicht gerne zugibst. Wenn du willst, dass er lebt, musst du das akzeptieren!" Daraufhin verstummte sie. Und ich konnte dem ganzen Gespräch nur verwirrt folgen. Ich verstand kein Wort, doch ich traute mich auch nicht nachzufragen. Meine Panik hatte ich kurzzeitig vergessen.

„Also Miss Granger, verzeihen Sie, dass Sie sich das anhören mussten. Sie sind bestimmt ziemlich verwirrt. Aber diese Situation ist nun mal auch nicht alltäglich für uns", richtete sich Dumbledore schließlich an mich. McGonagall schnaubte daraufhin abschätzig „Nein. Allerdings ist es nicht alltäglich! Das wäre ja zu schön, wenn ständig eine SCHÜLERIN eine körperliche Beziehung zu ihrem LEHRER pflegen würde!" Das traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Damit war klar, dass sie Bescheid wussten.

Das wars dann also.

--------------------
Nicht vergessen das Sternchen zu drücken!

anything you've been dreaming ofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt