Kapitel 2

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„Harry! Ron!", schrie ich und schon hatte ich sie in eine stürmische Umarmung gezogen. Wir hatten uns zwar erst vor zwei Wochen gesehen, dennoch hatte ich meine beiden besten Freunde vermisst. „Mione da bist du ja!", sagte Harry erfreut. Ihm war anzumerken, dass er sich sichtlich unwohl fühlte mit den ganzen Menschen, die uns anstarrten, ganz im Gegensatz zu Ron, welcher die Aufmerksamkeit genoss, die endlich auf ihm lag. Ich sah das Ähnlich wie Harry, es war echt nervig. Denn, sobald wir uns begrüßt hatten, fingen die Menschen an auch auf mich einzureden. Was für Heuchler! Viele von ihnen hatten mich nie gemocht, geschweige denn ein Wort mit mir gewechselt und jetzt taten sie alle so, als wären sie meine Freunde. „Kommt! Lasst uns reingehen!", schlug ich laut vor, um die Masse zu übertönen. Hoffentlich würde das in der Schule nicht so weitergehen.

Da die meisten noch draußen standen und sich nun wieder ihren Familien widmeten, um sich zu verabschieden, hatten wir das Glück ein Abteil für uns allein zu erwischen.

Es war eine angenehme Fahrt. Irgendwann gesellten sich auch Ginny, Luna und Neville zu uns und es fühlte sich beinahe an wie früher. Vor dem Krieg. Doch je näher wir Hogwarts kamen, desto ruhiger wurden wir alle. Es war das erste Mal, dass wir wieder dort sein würden. An dem Ort, an dem jeder von uns so viele Freunde und Familienmitglieder verloren hatte. Der Ort, welcher sich gleichzeitig wie unser Zuhause anfühlte. Doch würde es so sein wie früher? Ruckelnd kam der Zug zum Stehen und mit einem lauten Zischen öffneten sich die Türen. Draußen begann der Tumult loszubrechen. Jedoch bewegte sich keiner von uns. Wir alle schienen noch tief in Gedanken versunken zu sein. Okay fast alle. Die sanfte Stimme von Luna zog meine Aufmerksamkeit auf sich, „Eure Köpfe sind wohl voll mit Schlickschlupfen. Die sind echt gefährlich, ihr dürft euch von denen nicht so ablenken lassen." Dann stand sie auf und schwebte davon. Anders konnte man das bei ihr nicht bezeichnen. Auch die anderen waren aus ihrer Starre erwacht und langsam erhoben wir uns und verließen schweigend den Express. Draußen herrschte größtenteils eine bedrückte Stimmung. Nur die Erstklässler schienen unbeschwert zu sein, abgesehen von der typischen Angst über die Ungewissheit, was ihnen bevorstehen würde.

„Erstklässler zu mir!", durchbrach die vertraute Stimme von Hagrid meine Gedanken. Er erblickte uns und winkte uns zu, was wir erwiderten. Dann machten wir uns schnell dran eine Kutsche zu erwischen. Aber vor den Kutschen hatten sich erneut viele Schüler angesammelt und kaum einer schien bereit einzusteigen. Als mein Blick genauer auf die Wagen fiel wurde mir auch klar wieso. Die Thestrale! Seit der Schlacht konnten sie nun beinahe alle Schüler sehen und für viele war es vermutlich auch das erste Mal, dass sie welche zu Gesicht bekamen. Das versetzte mir einen Stich. Wieder mal wurde mir bewusst, was Voldemort der ganzen Zaubererwelt angetan hatte.

Betrübt von dem Gedanken setzte ich mich in die Kutsche, welche sich auch bald darauf in Bewegung setzte und uns zum Schloss brachte. Sobald ich Hogwarts erblickte begann der Sturm in meinem Inneren erst recht zu toben. Einerseits durchflutete mich eine Welle der Vertrautheit und Sicherheit. Andererseits prasselten vereinzelt die Ereignisse erneut auf mich ein. Zu meiner Verwunderung war sogar die Szene mit Snape dabei. Wahrscheinlich nur, weil ich bedauerte, dass er überlebt hatte, während andere es so viel mehr verdient hatten. Sofort verachtete ich mich für diesen Gedanken. Wer war ich zu entscheiden, wer es verdient hatte zu leben und zu sterben. Das passte so gar nicht zu mir. Bei diesem miesen Professor vergaß ich mich manchmal einfach, keine Ahnung wieso. Er trieb meinen Puls einfach immer in die Höhe. Ich war echt gespannt, wie er sich den Schülern in Zukunft gegenüber verhalten würde, leider wusste ich mit Sicherheit, dass er weiter unterrichtete, denn das hatte er Harry bereits erzählt. Jedoch zweifelte ich daran, dass er sich anders benehmen würde. Erneut erwischte ich mich dabei, wie ich über den dunklen Professor nachdachte und komplett mein Gefühlschaos wieder hier zu sein vergessen hatte. Was war heute nur mit mir los?

Tief in Gedanken machte ich mich auf den Weg zur großen Halle und wäre beinahe in jemanden reingerannt, oder viel mehr in eine große Schülermenge. Doch eine starke Hand packte mich etwas unsanft am Oberarm, zog mich zurück und riss mich so aus meinen Gedanken. „Miss Granger! Halten Sie es etwa nicht für nötig mehr darauf zu achten, wo sie hinlaufen. Wenn Sie weiterhin so anmutig durch das Leben laufen wie ein Troll, wird bald der Krankenflügel voll sein mit verletzten Schülern!", schnarrte mir eine bekannte tiefe Stimme ins Ohr. Bitte was?! Was erlaubte sich dieser Arsch! Wütend wirbelte ich herum und starrte in das arrogante Gesicht von Professor Snape, der eine Augenbraue spöttisch gehoben hatte, doch ehe ich auch nur irgendetwas erwidern konnte, ließ er meinen Arm los und verschwand mit wehendem Umhang zum Lehrertisch. Die Stelle an meinem Arm, wo er mich gepackt hatte, kribbelte seltsam. Wahrscheinlich, weil er zu fest zugepackt hatte, oder es war eine Abwehrreaktion meines Körpers auf diesen Idioten. Wut kochte in mir hoch und ich rieb fest über meinen Arm, um dieses Gefühl loszuwerden. Ich sagte es doch, er hatte sich kein Stück geändert. Immer wieder durfte ich mir in den Ferien solch abwertende Kommentare von ihm geben, wenn er mir bei Harry über den Weg lief.

Noch immer wütend ließ ich mich auf meinen Stammplatz sinken und bald darauf kamen auch Harry und Ron zu mir. „Mione was ist denn dir über die Leber gelaufen?", fragte mich Harry, nachdem er mir ins Gesicht gesehen hatte. Ich grummelte nur etwas unverständliches, denn ich hatte keine große Lust darauf, dass er ihn erneut in Schutz nehmen würde und ihn als Held anpries. Bevor er weiter nachhaken konnte, unterbrach die Wurzel allen Übels – Snape – das laute Treiben in der großen Halle. Vor ihm standen die verängstigten Erstklässler, während er den Hut in der Hand hielt. Klar als stellvertretender Direktor war das nun seine Aufgabe, McGonagall war ja nun die Direktorin. Seine dunkle Stimme durchbrach die Stille und er begann die Schüler vereinzelt vor zurufen, um ihnen den Hut aufzusetzen. Die armen. Die Aufregung, in welches Haus man kommen würde war so ja schon groß, aber dann ausgerechnet von solch einer furchteinflößenden Persönlichkeit darauf vorbereitet zu werden... Und unter seinem stechenden Blick nach vorne treten zu müssen...

Nachdem alle Schüler ihr Haus gefunden hatten, erhob sich die Direktorin, hieß alle willkommen, stellte uns die neuen Professoren vor und gab die üblichen Anweisungen zum Schulbeginn. „... Bevor das Festessen beginnt, wollte ich nochmals mein Beileid aussprechen für alle, die jemanden verloren haben. Wir haben den Krieg gemeinsam überstanden und so werden wir es auch gemeinsam überstehen, wieder hier zu sein. Zögern Sie nicht, zu einem von uns Lehrern zu kommen, wenn es Ihnen schlecht gehen sollte", endete sie liebevoll.

Auf ihre Worte kam wieder eine bedrückte Stimmung über die Schüler und so ganz war diese auch nicht verschwunden, als das Essen auftauchte. Nicht einmal Ron stürzte sich so drauf wie sonst.

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