Kapitel 3

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Die ersten Schulwochen strichen nur so dahin. Es war fast alles so wie vor dem Krieg und mit meiner Vermutung, dass Snape sich nicht geändert hatte, lag ich vollkommen richtig. Bis auf das kleine Detail, wie er sich Harry gegenüber verhielt, denn er bevorzugte ihn nun deutlich in seinem Unterricht. Er machte ihn auch nicht mehr fertig, wenn er einen Trank versaute, sondern sah einfach darüber hinweg. Tat so, als hätte er nichts gesehen. Bei den anderen hingegen war er genauso pingelig wie sonst auch und flippte bei jedem kleinen Fehler aus. Glücklicherweise machte ich aber nie welche, wobei er es sich nicht nehmen ließ, mich mit allem erdenklichen zu schikanieren. Es war schon erstaunlich, wie sich die Beziehung der Beiden verändert hatte und so langsam stieg in mir die Neugierde auf, was bei Merlins Bart in diesen Erinnerungen zu sehen war. Harry hatte Snape immer mehr als nur verachtet. Was hätte jemals seine Meinung so ändern können. Irgendwie musste ich das herausfinden. Momentmal... Wieso genau interessierte mich das?

Ich saß gerade in der großen Halle beim Frühstück, während ich darüber nachdachte. Harry, Ron und Ginny unterhielten sich über Quidditch, womit ich echt nichts anfangen konnte, also fiel es eh nicht auf, dass ich tief in meinen Gedanken versunken war. Wieso war es immer dieser Arsch von Professor, über den ich nachgrübelte! Schnell schob ich meine Gedanken beiseite und genau in dem Moment kam die Post. Eine Eule warf mir den Tagespropheten zu – wieso ich diesen noch immer abonniert hatte, wusste ich nicht genau – und ich begann zu lesen. Ungläubig blieb ich an einem Artikel hängen. Das konnte nicht ihr Ernst sein?! Diese Kimmkorn würde ich umbringen. Ich schnaubte lauter als beabsichtigt auf. „Was ist denn los, Hermione?", fragte Ginny und so schob ich ihr den Artikel zu. Ihr Blick fiel auf das Bild, welches Ron und mich zeigte, wie wir uns umarmten. Das war vor zwei Tagen, als ich ihn getröstet hatte, nachdem wir über Fred gesprochen hatten.

Kriegsheldin Hermione Granger, die einst eine Beziehung zu Harry Potter pflegte und diesen dann für Victor Krumm abserviert hatte, scheint nun eine Affäre mit dem dritten im Goldenen Trio zu führen. Was wohl unser beliebter Held Potter dazu sagt? Ob er schon über sie hinweg ist? So hintergangen zu werden von seinen angeblichen Freunden musste echt tragisch für den armen Jungen sein. Erst verliert er seine Eltern, dann betrügt und verlässt ihn das Mädchen, dem er sich endlich geöffnet hatte, kurz darauf verliert er seinen Paten und im Krieg muss er sich von weiteren Personen verabschieden. Und dann hintergehen seine Freunde ihn einfach. Dass er noch immer nicht über Miss Granger hinweg war, hat uns eine anonyme Quelle vertrauenswürdig versichert. Und das sein Freund Ronald Weasley darüber in Kenntnis war. Doch es scheint keinen der Beiden zu interessieren. Wie viel Schmerz muss Harry Potter noch durchleben, ehe er endlich das Glück finden würde?" , las Ginny laut vor.

Harry spuckte als Reaktion darauf seinen Kürbissaft wieder zurück ins Glas und Ron riss Gin die Zeitung aus der Hand, um es selbst zu sehen. „Das ist ja vollkommen lächerlich!", knurrte Harry. Allerdings. Zum einen hatte ich nie eine Beziehung mit Harry und Kimmkorn wusste das genau, und zum anderen war Harry mit Ginny zusammen und zwischen Ron und mir lief absolut nichts. Weder hatte er Gefühle für mich, die über das Geschwisterliche hinaus gingen, noch umgekehrt. Zugegeben es gab mal eine Zeit, in der ich dachte, es wäre anders, aber so war es nicht. Wir beide passten einfach nicht zusammen.

„Wieso darf die überhaupt noch da arbeiten?", schaltete sich Ginny dazwischen und Ron versuchte mich zu beruhigen, denn ich schäumte sichtlich vor Wut. Ich hätte sie in diesem Einmachglas verrotten lassen sollen. „Hermione beruhig dich. Es bringt nichts sich deswegen aufzuregen. Es liest doch bestimmt keiner mehr den Propheten und wenn doch, spätestens seit dem Krieg dürfte doch jedem klar sein, dass da nichts Wahres drinnen steht!" Er hatte recht, deswegen war ich trotzdem sauer, und es gab einige Schüler hier, die dieses Schundblatt trotzdem lasen und das mit Sicherheit nicht einfach unter den Tisch fallen ließen. Und leider gab es immer noch genug Menschen, die dem ganzen Glauben schenkten.

Mir entgingen keinesfalls die Blicke der anderen Schüler, als wir uns auf den Weg zum Zaubertränkeunterricht machten. Was für ein Morgen! Ausgerechnet jetzt auch noch eine Doppelstunde bei der Fledermaus. Und wie hätte es auch anders sein sollen, ließ Snape ständig irgendwelche sarkastischen Kommentare ab, die zweifelsohne auf den Artikel anspielten. Dabei müsste er ja am besten wissen, dass nicht ein Wort davon stimmte. Wahrscheinlich machte es ihm deshalb nur noch mehr Spaß. Ich war mehr als froh, diesen Tag hinter mich gebracht zu haben. Das alles ging mir dermaßen auf die Nerven und ich hoffte, dass das Thema bald wieder vergessen war.

Da der nächste Tag ein Samstag war, gingen wir erst später zum Frühstück, scheinbar genau rechtzeitig für die Post. Na super! Genervt rollte ich mit den Augen, denn ich erkannte an dem dicken Bündel, dass wieder einmal Briefe von Lesern des Propheten dabei waren. Genauso wie in unserem vierten Jahr nach dem Artikel. Leider dachte ich zu spät darüber nach, was damals passiert war und öffnete seufzend den ersten Brief. Eigentlich hätte ich sie direkt verbrennen sollen, wieso ich dies nicht tat, wusste ich nicht genau. Aber ich bereute es sofort es nicht getan zu haben. Wieder einmal ergoss sich eine ätzende Flüssigkeit über meine Finger. Das war doch nicht deren ernst! Meine Finger wurden augenblicklich rot und Brandblasen bildeten sich. „Mione", rief Ginny entsetzt auf. „Schon gut. Ich geh in den Krankenflügel", sagte ich nur gelangweilt. Klar tat es weh, aber im Vergleich zum Cruciatus war das nichts. Der Krieg hatte mich in der Hinsicht definitiv verändert – ich war nicht mehr so schmerzempfindlich oder emotional.

Schwungvoll öffnete ich die Tür zum Krankenflügel, welcher verlassen vor mir lag. Ich trat ein und sah mich suchend um, als ich ein leises Geräusch aus dem angrenzenden Zimmer – der Raum, in dem die Tränke und sonstige Medizin gelagert wurden – vernahm. „Madam Pomfrey? Ich bräuchte eine Salbe geg...", ich stoppte, als ich sah, dass es nicht die Medihexe war und verzog stattdessen mein Gesicht. Wieso ausgerechnet er?

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Nicht vergessen das Sternchen auszufüllen!

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