Mir wurde langsam schwindlig von dem Gefühl so schnell in der Zeit zurückzureisen. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis meine Umgebung langsamer und klarer wurde und ich wusste, dass ich es gleich geschafft hätte. Die ganze Zeit über konnte ich nur daran denken, wie schlecht es Severus ging und ich machte mir riesige Sorgen, dass ich es nicht schaffen würde ihn zu retten. Obwohl ich es ja genau genommen schon einmal geschafft hatte. Aber Dumbledore hatte gemeint, dass ich mir deswegen keines Wegs sicher sein durfte, dass ich es erneut schaffen würde und alles gut gehen würde. Und ich musste die ganze Zeit daran denken, wie schmerzverzehrt Sevs Gesicht war. Wie er fast verschwunden wäre und möglicherweise dann auch all die Erinnerungen, die letzten Monate, einfach weg. Und dann hätte ich ihn nicht einmal vermissen können, denn dann würde ich mich ja gar nicht an ihn erinnern.
„Nanu, Miss Granger! Sie haben mich aber erschreckt!", vor mir stand ein noch mehr als lebendiger Dumbledore, der seltsamerweise kein bisschen so aussah, als hätte er sich erschreckt. Orientierungssuchend blickte ich mich um und eine Welle der Erleichterung durchströmte meinen Körper. „Es geht dir gut!", ohne groß darüber nachzudenken, warf ich mich in die Arme der dunklen Gestalt, auf die mein Blick gefallen war. Ich schmiegte mich an ihn, sog seinen Duft in mir auf, denn es kam mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her gewesen, dass ich in seinen Armen gelegen war. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht und alles war vergessen – wo, wann oder wieso ich hier war. Doch im Bruchteil einer Sekunde war ich wieder in der Realität angekommen. Severus – oder wohl eher Professor Snape – schleuderte mich mit einer Wucht von sich, dass ich ins Wanken geriet und warf mir einen angewiderten und mehr als wütenden Blick entgegen. Betreten sah ich zu Boden und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Dunkel spie er mir entgegen „Was bei Salazar fällt Ihnen ein! Wie können Sie es wagen..." „Severus... Genug. Würdest du Miss Granger und mich einen Augenblick allein lassen?" Wütend und entgeistert funkelte er den alten Direktor an, doch nachdem dieser seinem Blick standhielt, gab er nach und verließ mit wehendem Umhang das Büro.
„Nun..." Dumbledore nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und deutete mir mit einer Handbewegung, mich gegenüber von ihm hinzusetzten. „Dann legen Sie mal los. Aber bitte... verraten Sie mir nichts allzu Genaues über meine Zukunft", gespannt faltete er seine Hände und lächelte mir abwartend entgegen. Und so begann ich ihm alles zu erzählen und war dankbar dafür, dass er mich nicht einmal unterbrach, oder eine Miene verzog.
„Okay... Nun ich denke ich habe eine Idee, wie wir das Problem am besten angehen können", er schmunzelte, „Aber ich denke Severus wird das ganze ganz und gar nicht zusagen. Ich werde mich jetzt mit ihm unterhalten. Warten Sie bitte solange vor der Tür. Es soll ja niemand sehen, dass hier eine zweite, etwas älter Version von Ihnen hier herumläuft." Ich nickte und stand auf, Dumbledore begleitete mich zur Tür „Ach und vielleicht lassen Sie es langsamer angehen, was den plötzlichen Körperkontakt angeht. Ihrer Geschichte konnte ich entnehmen, dass er sich doch verhältnismäßig leicht auf Sie eingelassen hatte. In dieser Zeit, in der er noch ein Spion und Todesser ist, wird er Sie vermutlich nicht so leicht in sein Herz lassen." Ehe ich reagieren konnte, hatte er die Tür geöffnet, mich nach draußen geschoben und Severus mit in sein Büro genommen.
Besonders lange musste ich nicht warten, denn die Situation war schnell geschildert. Zumindest die Version, die Severus wissen durfte. Demnach hatte ich eine geheime Mission aus der Zukunft, von der er nichts wissen durfte – was ja auch wirklich der Wahrheit entsprach – und da Snape jetzt ja schon einmal wüsste, dass ich da war und er mir den besten Schutz bieten konnte, musste ich bei ihm wohnen. Das war Dumbledores Idee gewesen, denn er war der Meinung, so würde ich oft genug in seiner Nähe sein und so wäre es am einfachsten, dass er sich wieder in mich verlieben könnte. Ich war mir nur nicht so sicher, wie Severus...
Lautes Gebrüll drang durch die Bürotür. „Sie soll was?! Auf keinen Fall!", dann war wieder Stille. Ich nahm an, dass Dumbledore gerade redete. „Nein!!!" Doch kurz darauf wurde die Bürotür aufgerissen und ich erschrak beinahe vor seinem Gesichtsausdruck. Aber nur beinahe. Schließlich hatte ich mich schon darauf eingestellt, dass er das Ganze nicht so leicht hinnehmen würde. Bedrohlich ging er auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Augenblicklich reagierte mein Körper auf seine Nähe, auch wenn meinem Verstand mehr als klar war, dass das hier ein vollkommen anderer Mensch war, der hier vor mir stand, als der, in den ich mich verliebt hatte. Allein schon die Kälte in seinen Augen, in denen ich weder eine Spur der Zuneigung, noch der Anziehung erkennen konnte.
„Ich warne Sie, Miss Granger! Wagen Sie es nicht noch einmal, so etwas zu tun wie vorhin. Auftrag hin oder her. Das überleben Sie nicht! Schlimm genug, dass Sie einfach zu dumm sind, eine Sache richtig zu machen... Und jetzt nehmen Sie durch Ihre Unfähigkeit auch noch meine kostbare Zeit in Beschlag! Ganz zu schweigen von meiner Privatsphäre! Und jetzt kommen Sie endlich und stehen nicht so selten dämlich in der Ecke rum!" „Wie kannst du nur so gemein sein", entfuhr es mir, ohne groß darüber nachzudenken und am liebsten wollte ich mir die Hand vor den Mund schlagen. „Wie können Sie es wagen! Mich einfach zu duzen! Was fällt Ihnen ein!" „Severus! Genug! Denk an dein Versprechen! Denk an Lily und den Jungen! Es ist alles zu seinem Wohl" Diese kleine Lüge schien zu wirken, denn er drehte sich um und lief mit großen Schritten auf die Treppe zu, sodass ich große Mühe hatte ihm zu folgen. "Wenigstens kann er Ihnen keine Hauspunkte abziehen! Sonst würde Gryffindor vermutlich dieses Jahr ganz bestimmt den letzten Platz belegen", schmunzelte Dumbledore, als er Severus nachblickte und ich rang mir ein schwaches Lächeln ab.
Den ganzen Weg über zu seinen Räumen hatte er geschwiegen, doch ich spürte seine Wut und Anspannung förmlich. Laut knallte er die Tür hinter uns zu, ging schnurstracks zu seinem Whiskey und schenkte sich ein Glas ein, das er in einem Zug hinunterkippte. Die Stille machte mich nervös. Ich war zwar schon oft mit ihm allein, aber da war er ein anderer. Jetzt im Moment war er der Professor, den ich fast meine gesamte Schullaufbahn gehasst hatte. Wie sollte ich ihn so dazu bringen, sich in mich zu verlieben, wenn ich mir nicht einmal wirklich sicher war, dass ich ihn so wirklich so lieben konnte, wie in meiner Zeit. Aber er musste irgendwo da drunter sein. Mein Sev. Er steckte dadrinnen. Da war ich mir sicher. Und ich würde alles daransetzten, ihn an die Oberfläche zu bekommen.
Und so setzte ich mich einfach auf sein Sofa und machte es mir bequem. Naja... So bequem wie es eben möglich war, wenn man die ganze Zeit finster angestarrt wurde. Er lehnte mit dem leeren Glas in der Hand gegen seinen Tisch. „Es wird Regeln geben! Und ich dulde keine Abweichungen! Es ist schon spät, deshalb werde ich die erst morgen mit ihnen durchgehen, damit ihr Hirn auch voll da ist und sie ja nichts vergessen! Wir wissen ja beide, dass es nicht besonders aufnahmefähig ist", knurrte er in die Stille. Mir war irgendwie klar, dass dieser Seitenhieb eher als Ablenkung gedacht war. In Wahrheit hatte er noch gar keine Regeln und wollte sich diese über Nacht überlegen.
„Ach also eigentlich bin ich noch gar nicht so lange wach. Ich bin überhaupt nicht müde. In meiner Zeit war es vielleicht gerade erstmal Mittag, als ich los bin. Und um ehrlich zu sein, bin ich auch kurz davor erst aufgestanden", er schnaubte genervt auf, doch ich konnte einfach nicht aufhören zu reden. Vermutlich setzte gerade so etwas wie ein Schock bei mir ein, denn ich bemerkte auch, wie ich anfing zu zittern. „... Was lesen Sie eigentlich gerade so für ein Buch? Also ich habe ja letztens erst..." Wie war ich denn jetzt bitte auf das Thema Bücher gekommen... Ich hörte mir selbst nicht einmal wirklich zu. Meine Gedanken schwirrten unaufhörlich um die vergangenen Ereignisse und meine Aufgabe und vor allem, was dabei eigentlich alles schief gehen konnte.
Plötzlich vernahm ich etwas in seinem Gesicht, dass mich stocken ließ. Aber es war nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen, also war ich mir nicht sicher, ob es nicht einfach Einbildung war. Ein fieses grinsen huschte über seine Züge.
„Sie haben doch bestimmt Hunger, oder? Und wie wäre es mit einem Tee?", säuselte er. Das machte mich stutzig. So aufmerksam war er sicher nicht. „Wieso? Was haben Sie vor?" „Ach mit ein bisschen Glück hören Sie dann endlich auf zu reden!", knurrte er genervt.
Das war ja mal wieder so typisch. „Klar ich sterbe vor Hunger... Keine Ahnung wann ich eigentlich das letzte Mal gegessen habe, ich glaub das war gestern... ach halt naja... mein gestern... Aber..." Genervt schnaubend stieß er sich vom Tisch ab und ging in die Küche. Bald darauf kam er wieder mit einer dampfenden Tasse Tee und ein paar Sandwiches auf einem Tablet, welches er vor mir abstellte. „Danke!", sagte ich und meinte es auch so. Ich war tatsächlich am Verhungern. Schnell biss ich in ein Sandwich und trank einen großen Schluck Tee um den ekligen Geschmack wegzuspülen. Doch der Tee war auch nicht besser. Viel zu bitter. Aber ich wollte nicht undankbar erscheinen. „Hmm das schmeckt... interessant", und nahm noch einen Bissen. Dann riss ich meine Augen auf. Ich kannte den Geschmack. Wütend starrte ich ihn an, doch bevor ich etwas sagen konnte fiel ich um. Dieser Penner hatte mir einen Schlaftrank untergejubelt. Und wie es schien einen ziemlich starken. Sofort sank ich in einen tiefen Schlaf.
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FanfictionNach dem Krieg kehren die Schüler und Schülerinnen wieder zurück nach Hogwarts. Darunter auch Hermione Granger, Kriegsheldin und beste Freundin von Harry Potter. Auf unerklärliche Weise hat der dunkle Professor Snape überlebt, wird als Held gefeiert...