Kapitel 75

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Weiß.

Alles weiß.

Ich krieg noch die Krise!"

„Ach komm Hermione! So ist das nun mal bei Hochzeiten!", lachte Ginny. Ich atmete tief durch. Sie hatte recht. Wir hatten uns schließlich auch darauf geeinigt. Doch dieses Weiß überall machte mich irgendwie nur noch nervöser, als ich ohnehin schon war. „Mensch Hermione! Zieh doch nicht so ein Gesicht! Du tust es für ihn. Es gefällt ihm halt so am besten. Eine ganz traditionelle Hochzeit eben. Dafür hat er für dich auch einige Kompromisse gemacht", sie knuffte mich in die Seite und machte sich dann wieder daran meine Haare zu flechten. Ich seufzte tief und lächelte dann. Sie hatte ja recht. „So ich bin fertig!", grinste Ginny dann schließlich, „Warte kurz hier. Ich hole die anderen, dann können sie dich bestaunen. Ich bin ja so gespannt, wie sie dein Kleid finden." Ihre Augen glänzten ganz aufgeregt und eine Sekunde später war sie bereits aus dem Raum gestürmt um alle zu suchen. Mit zittrigen Knien ging ich in Richtung Spiegel. Ich erkannte mich kaum wieder. Ich schluckte, als mein Blick über mein Gesicht nach unten wanderte und ich das Kleid genauer betrachtete. Ich trug es nur meiner Mutter zuliebe. Es war ihr altes Kleid und sie wollte mich unbedingt darin sehen. Ginny fand es auch wunderbar. Ihr hätte es sicherlich auch gestanden. Aber es machte sowieso keinen Sinn sich jetzt noch über das Kleid zu beschweren. Ich hatte mich meinem Schicksal ergeben.

Bald war es soweit. Nicht mehr lange und ich würde vor den Altar treten. Und das jagte mir unglaublich viel Angst ein, obwohl ich mich gleichzeitig ein wenig freute. Trotzdem war ich mir noch immer nicht sicher, ob heute wirklich der richtige Tag war. Es war seine Idee gewesen. Genau heute vor vier Jahren, hatte die Schlacht eine Großzahl an Opfern gefordert. Er hatte gemeint, so gäbe es wenigstens endlich einen Grund, diesem Tag freudiger entgegenzublicken und so manchen würde das vielleicht auch ablenken. Und da ich wusste, wen er vor allem damit meinte, hatte ich eingewilligt, obwohl ich es noch immer für keine so tolle Idee hielt. Aber es hatte bereits seine Wirkung gezeigt. Vor allem Molly blieb keine Zeit traurig zu sein, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, dass alles bei der Hochzeit glattlief. Und auch George sah heute nicht ganz so schlimm aus, wie die letzten Jahre sonst an diesem Tag. Also war es das wert.

Seufzend wandte ich mich wieder vom Spiegel ab, als es zögerlich an der Tür klopfte und sich kurzdarauf ein schwarzer strubbeliger Haarschopf durch den Spalt schob. Mit zusammengekniffenen Augen rief er „Hermione? Bist du da? Bist du angezogen?" „Harry! Komm rein. Du kannst die Augen aufmachen!", lachte ich. Er machte große Augen, als er mich erblickte, sagte aber nichts zu meinem Kleid, dass er bestimmt auch genauso schrecklich fand wie ich, trat dann ein und schloss die Tür vorsichtig hinter sich. „Wie fühlst du dich?" „Nervös. Aufgeregt. Ängstlich. Freudig. Panisch. Keine Ahnung. Irgendwie alles auf einmal", grinste ich verlegen. „Naja, wer könnte dir das verdenken, wenn man bedenkt, wer dein zukünftiger Ehemann ist", scherzte er. „He! Pass auf, wie du über meinen Bruder sprichst!", kam es von der Tür und Ginny trat wieder ein. Wie ich feststellte, war sie allein, die anderen würden also vermutlich gleich nachkommen. Und so war es auch, wie sie mir kurz darauf erklärte, denn es gab ein kleines Problem, um das sie sich kümmern mussten. Wobei es sich dabei handelte, wollte sie mir aber nicht verraten, um mich nicht zu beunruhigen. Gut. Das hieß, mir blieb noch etwas mehr Zeit, bevor es losgehen würde. „Was machst du eigentlich hier?!", fragte Ginny schließlich Harry. „Ach ich wollte nur mal Hallo sagen und Hermione die Zeitung zeigen. Ich dachte der Artikel würde sie bestimmt amüsieren", antwortete er und hielt mir sogleich den Tagespropheten entgegen, den er scheinbar schon die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. „Ach und hier. Ich wollte dir noch ein kleines Hochzeitsgeschenk vorbeibringen. Ich soll es im Auftrag von Dumbledores Portrait überreichen", fügte er hinzu und stellte ein kleines blaues Päckchen auf den Tisch vor mir. Mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht beobachtete er mich und schien darauf zu warten, dass ich endlich die Zeitung ansah.

Wahre Liebe siegt! Unglaubliche Hochzeit steht bevor!
Harry Potter steht zu seinen Freunden, obwohl sie ihn einst so hintergangen hatten, wo doch Hermione Granger eigentlich zuerst seine Freundin war... Sprang es mir gleich entgegen. Und direkt darunter war ein riesiges Foto von mir und Ron. Ich schnaubte leise. Wie lächerlich. Doch so richtig konnte ich mich nicht darüber aufregen, dass Rita noch immer an diesem Gerücht festhielt, dass sie einst selbst in die Welt gesetzt hatte, denn irgendwie blieben meine Gedanken an dem „Wahre Liebe" hängen. Sofort breitete sich ein schlechtes Gewissen in mir aus. Ron war super. Er war wirklich der perfekte Mann. Ich war bereit mit ihm diesen Schritt zu gehen, weil ich überzeugt war, dass er das Beste war, das mir passieren konnte. Aber ich liebte ihn nicht. Zumindest nicht so wie ich sollte. Aber das würde noch kommen. Ganz bestimmt.

Ich wollte mich zwingen, weiter zu lesen, denn Harry beobachtete mich noch immer mit einem abwartenden Ausdruck im Gesicht, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Bild von Professor Snape war direkt unter diesem Artikel abgebildet und wie immer, wenn ich etwas über meinen alten Professor las, oder ein Bild von ihm sah, breitete sich ein seltsames Gefühl in mir aus. Ehe ich mich davon abhalten konnte, begann ich den Artikel zu lesen.

Todestag von Professor Severus Snape!

Noch immer tauchen neue Erkenntnisse über den dunklen Professor von Hogwarts auf. Vier Jahre ist er bereits Tod und seit etwa dieser Zeit, wissen wir auch, dass er gar nicht so böse war, wie ihm immer nachgesagt wurde. Er war ein Spion und hat auf unserer Seite gestanden. An einem Buch über ihn wird bereits gearbeitet und im Zuge dieser Recherchen ist etwas aufgetaucht, das uns zeigt, wie gut er in Wirklichkeit war. Es ist ein Brief aufgetaucht und es wird um Hinweise gebeten, um wen es sich bei „H." handeln könnte.

H.

Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber noch weniger könnte ich sie aussprechen. Zumindest jetzt noch nicht. Aber ich will, dass du es weißt, für den Fall, dass ich es dir nicht mehr sagen kann, bevor ich soweit bin. Als du es heute zu mir gesagt hattest, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte und ich fürchte, dass ich dich verletzt habe. Ich kann nur einfach nicht verstehen, wieso. Wieso ich und vor allem, was du an mir findest. Du scheinst mehr in mir zu sehen, als da wirklich ist.

Ich habe in den letzten Monaten eine Vermutung aufgestellt, wieso du hier bist und was deine Aufgabe ist. Ich werde es nicht zulassen, dass du dein Leben meinetwegen riskierst und dich erneut in Gefahr begibst. Und wenn ich es verhindern kann, werde ich es tun, denn das bin ich nicht wert. Wenn das der Fall ist, wirst du vermutlich ziemlich sauer auf mich sein und nie wieder etwas von mir wissen wollen.

Aber falls ich es nicht verhindern konnte und du es trotzdem nicht geschafft hast, deinen Auftrag auszuführen, musst du wissen, dass es okay ist. Leb dein Leben und vergiss mich. Du hast was Besseres verdient als mich. Du verdienst nur das Beste.

Trotzdem sollst du wissen,
was auch immer geschehen wird...

Ich liebe dich.

S.

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