Kapitel 50

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Hermione Granger:

Was für ein Idiot! Unglaublich, wie er sich mir gegenüber benahm! Mir war zwar klar gewesen, dass es nicht einfach werden würde und Dumbledore hatte mich ja auch davor gewarnt, dass es nicht so leicht werden würde. Dass Snape sich mir gegenüber sehr verschlossen verhalten würde. Schließlich war er in dieser Zeit ein Todesser und Spion und ein enormer Druck lastete auf ihm. Aber niemals hätte ich damit gerechnet, dass es tatsächlich so hart sein würde auch nur ein bisschen an ihn ran zu kommen. Noch nicht einmal eine freundschaftliche Beziehung ließ er zu! Er versperrte sich mir gegenüber komplett. Okay. Ich musste zugeben, dass ich irgendwie auch eine gewisse Mitschuld daran hatte. Er hatte mich einfach so wütend gemacht und auch wenn es so wirkte, als konnte man ihm nichts anhaben, war mir klar, dass ich ihn verletzt hatte. Schließlich kannte ich ihn genaugenommen ziemlich gut. Und das hatte er nicht verdient. Es war nun mittlerweile über eine Woche vergangen, seit ich hier angekommen war und ungefähr so lange war es auch her, dass er auch nur ein einziges Wort mit mir gesprochen hatte.

Es fing alles damit an, als er zurückkam und mir einen Stapel an Klamotten vor die Füße warf, die nebenbei bemerkt mehr schlecht als recht passten. Aber wozu war ich denn eine Hexe, also konnte ich sie wenigstens was das betraf, ziemlich schnell anpassen. Deswegen sahen sie dann aber trotzdem nicht wirklich besser aus. Es war fast, als hätte er sich absichtlich die hässlichsten Kleidungsstücke geschnappt, die er finden konnte. Und um ehrlich zu sein, traute ich ihm das auch zu, dass er das tatsächlich mit voller Absicht getan hatte. Obwohl Mode sowieso noch nie von allzu großer Bedeutung für mich war und mich ja auch nie wirklich jemand in ihnen sehen würde, hatte ich trotzdem den nächsten Tag darauf verschwendet, sämtliche Modezauber anzuwenden, die mir einfielen. Ich hatte sowieso nichts Besseres zu tun gehabt, weil er mir erst am nächsten Abend die Bücher gebracht hatte, die ich benötigte, um den Trank, der sein Leben retten sollte, zu brauen. Er hatte sich vermutlich extra so viel Zeit gelassen, wegen unserem vorausgegangenen Streit.

Ich hatte mich geweigert, mein Essen bei den Hauselfen zu bestellen und ihnen einen extra Aufwand aufzuladen, damit sie mir extra mein Essen hier her in seine Räume bringen würden. Er hatte mich überhaupt nicht verstanden und meinte, dass sie ja schließlich dafür da waren. Und dann war ich nicht mehr zurückzuhalten gewesen. Ich diskutierte heftig mit ihm über die ungerechte Behandlung der Hauselfen, doch er wollte mich nicht verstehen. Er hatte sichtlich keine Lust auf diese Diskussion gehabt und am Ende spie mir dann nur noch genervt entgegen "Entweder Sie lassen sich ihr Essen von den Hauselfen bringen, oder Sie essen gar nichts!" und dann verschwand er zum Abendessen. Ich weigerte mich allerdings, mir etwas zu 'bestellen'. Mir war klar, dass die Hauselfen sowieso das Essen machten, aber deswegen mussten sie es mir doch nicht gesondert liefern. Selbstverständlich konnte ich nicht mit den anderen in der Halle essen, aber er könnte mir doch auch etwas mitbringen, oder frische Zutaten bringen, damit ich mir selbst etwas kochen konnte. Schließlich war ja hier eine voll funktionsfähige Küche vorhanden. Am nächsten Tag weigerte ich mich schließlich etwas zu essen und so stritten wir uns am Abend erneut, nachdem er mir meine Bücher gebracht hatte, da ich ihn noch einmal davon überzeugen wollte, mir das Essen einfach aus der Großen Halle mitzubringen. Er kam wieder mit derselben Antwort und meinte, in Zukunft müsste ich jetzt auch die Hauselfen beauftragen mir meine Bücher zu bringen. 

Bevor er ging schrie ich ihm noch hinterher "Weißt du was? Du bist wirklich das Monster für das dich alle halten!" Das war vermutlich ein großer Fehler, denn danach sprach er nicht mehr mit mir. Aber ich war einfach so sauer auf ihn gewesen. Allerdings brachte er mir von da an immer etwas zu Essen mit. So gesehen war das ein kleiner Triumph.

Ich hatte es natürlich seitdem noch einige Male versucht, mit ihm zu reden, doch er behandelte mich einfach, als wäre ich Luft. Auch meine Entschuldigung ignorierte er komplett. Er besorgte mir sogar, so wie er es versprochen hatte, weiterhin alles was ich benötigte aus der Bibliothek und sogar alle möglichen Utensilien zum Trank brauen, aber mehr auch nicht. Mich hatte der Verdacht beschlichen, dass Dumbledore dafür verantwortlich war. In den letzten Tagen war mir klar geworden, dass ich wahrscheinlich nur eine einzige Möglichkeit hatte, ihn dazu zu bringen, mich nicht zu ignorieren. Ich musste 'rebellieren'! Ich würde gegen seine Regeln verstoßen müssen. Angefangen damit, seinen Bann zu brechen, den er auf seine Räume gelegt hatte, damit ich diese nicht verlassen konnte. Klar war es riskant, aber mir gingen die Ideen aus. Und war es nicht besser, er schrie mich an und diskutierte mit mir, als dass er gar nicht mit mir sprach?

Und so war ich nun schon seit vier Stunden damit beschäftigt, alles Mögliche zu versuchen, um seinen Bann zu brechen, aber das war leider nicht ganz so einfach, wie gedacht, weil es so viele Möglichkeiten gab, welchen Spruch er verwendet haben könnte. Es waren nur noch zwei Gegenzauber auf meiner Liste, die ich mir mitten in der Nacht erstellt hatte. Wie ich mein Glück kannte, war es, wenn er überhaupt mit dabei war, der letzte Spruch den ich nehmen würde. Okay dann mal los. Ich schwang meinen Zauberstab und sprach den letzten Spruch, der auf meiner Liste stand und... Tatsächlich! Es hatte funktioniert! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, den richtigen Zauber zu kennen. 

Ich stieß einen kleinen Freudeschrei aus. Endlich! Es war kurz nach der Mittagspause, das bedeutete, dass so ziemlich alle Schüler jetzt vermutlich im Unterricht waren, also musste es sicher genug sein, etwas nach draußen zu gehen. Ich brauchte frische Luft! Ich war viel zu lange in diesen Räumen eingesperrt! Zur Sicherheit legte ich noch einen Tarnzauber über mich, damit mich niemand erkennen würde, wenn er nicht genau hinsah. Und dann musste ich rechtzeitig zurückkehren, damit ich Severus direkt in die Arme laufen würde. Sonst wäre es natürlich äußerst schwierig, sich mit ihm zu streiten.

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