Severus Snape
Mühsam stapfte ich durch das grelle Weiß, dass sich scheinbar unendlich vor mir ausbreitete. An sich mochte ich die Kälte und den Schnee immer. Aber nicht, was diese unweigerlich mit sich brachten. Weihnachten. Wie ich dieses lächerliche Fest hasste. Die übertrieben bunte Deko. Die nervigen Lieder. Die geheuchelten Geschenke. Und unschöne Erinnerungen, die zwangsläufig an die Oberfläche traten. Eigentlich hatte ich gehofft, dass dieses Jahr alles anders wäre. Auch wenn die Umstände grauenhaft waren, wieso es so war, konnte ich nichts dagegen tun, dass ich mich insgeheim ein wenig darüber gefreut hatte. Denn es wollte kein Schüler hier in Hogwarts bleiben und dekoriert wurde folglich auch nicht. Nicht, dass einer der Lehrer überhaupt in der Stimmung dazu gewesen wäre. Und die Carrows hielten auch nicht sonderlich viel von guter Stimmung und Dekoration im Allgemeinen. Also hätte das Thema damit erledigt sein müssen. Wäre da nicht Hermione. Dank ihr sahen meine Räume aus wie die Werkstatt von Santa Claus.
Sie hatte schon vor einigen Wochen damit angefangen wie eine besessene zu Dekorieren. Was immer wieder für Auseinandersetzungen zwischen uns gesorgt hatte. Bis ich schließlich dummerweise nachgegeben hatte. Leider musste ich zugeben, dass sie recht hatte damit, als sie meinte, sie würde immerhin die meiste Zeit in den Räumen verbringen. Und das Glitzern in ihren Augen als ich ihr zugestimmt hatte war es wert gewesen. Ihr schien Weihnachten wirklich wichtig zu sein, weshalb ich mir große Mühe gab mich zurückzuhalten.
Aber als sie jetzt auch noch einen Baum aufstellen wollte und von mir verlangte ihr beim Schmücken zu helfen, hatte ich die Flucht ergriffen. Und so lief ich nun schon eine Weile ziellos über die verschneiten Ländereien von Hogwarts. Die Schüler waren heute Morgen abgereist, sowie eigentlich alle meiner Kollegen. Mit Ausnahme der Carrow-Geschwister. Doch ich nahm an, dass auch diese bald nicht mehr hier sein würden. Der Dunkle Lord würde unser aller Anwesenheit schon bald verlangen und ich war mir ziemlich sicher, dass er dann eine Aufgabe für die Beiden haben würde. Ich würde im Schloss weiterhin die Stellung halten müssen und jeder Zeit bereit sein, seinem Ruf zu folgen. Was in letzter Zeit nicht allzu häufig geschehen war. Er war noch immer erfolglos auf der Suche nach Potter und erledigte nebenbei einige Dinge, von denen er aber keinem genaueres berichten wollte. Irgendwo weit weg, war er auf der Jagd nach etwas. Allerdings hatte ich da so meine Vermutung.
Und gleichzeitig musste ich jeden Tag darauf warten, dass ich Potter finden würde. Dass Nigellus Portrait mir irgendwelche brauchbaren Informationen liefern konnte, damit ich meinen Auftrag von Dumbledore erfüllen und das Schwert zu dem Jungen bringen konnte.Aus der Ferne nahm ich zwei schwarze Gestallten wahr, die mit großen Schritten das Gelände verließen. Die Carrows. Merlin wusste, wohin die unterwegs waren und was sie wieder anstellen wollten. Ich holte tief Luft. Ich sollte womöglich wieder zurück gehen. Alles in mir sträubte sich, wieder in dieses 'Weihnachtsparadies' zu gehen. Aber ich tat es dennoch. Der Geruch nach Zimt und frisch gebackenen Plätzchen wehte mir entgegen. Und ich musste zugeben, dass mir das ausnahmsweise nicht unangenehm war. Die Plätzchen in der Weihnachtszeit waren das einzig Gute in dieser Zeit. Ich verkniff mir allerdings so gleich ein genervtes Aufstöhnen, als ich den ungeschmückten Baum in der Ecke stehen sah. Ich hatte gehofft, lange genug weggewesen zu sein, damit sie ihn bereits fertig geschmückt hatte. Und jetzt musste ich feststellen, dass sie noch nicht einmal angefangen hatte. „Severus! Da bist du ja wieder! Perfekt dann kannst du mir ja jetzt beim Baum helfen", grinste sie mir breit entgegen. Ich biss die Zähne zusammen und griff nach meinem Zauberstab. „Wag es nicht. Wir machen das auf die ganz klassische, nicht magische Art!"
„Vergiss es!", zischte ich und bereute es augenblicklich. Sie blickte mich aus großen Augen an und die Verletzlichkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Sev komm schon", sie trat langsam auf mich zu und fing an mir mit federleichten Berührungen die vom Schnee nassen strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Doch meine Mine blieb hart. Sie verdrehte die Augen „Na schön. Dann mach ich's halt allein. Wahrscheinlich bist du sowieso total untalentiert, was das Schmücken betrifft", brummte sie und drehte sich von mir weg.Ich seufzte tief. „Na schön!", knurrte ich genervt, ohne genau zu wissen warum. Aber irgendwie konnte ich in letzter Zeit bei ihr nur selten standhaft bleiben und ihr einen Wunsch ausschlagen. Und das breite Strahlen, dass sie mir nun schenkte und mein Herz einen Moment aussetzten ließ, war es wert nachzugeben. „Danke!", quietschte sie und gab mir einen flüchtigen Kuss. Und so war ich nun damit beschäftigt ihr eine Kugel nach der Anderen zu reichen, während sie scheinbar Stunden zu brauchen schien, den geeigneten Platz für jede zu finden. Doch irgendwie verschlechterte das meine Laune keines Wegs. Eher im Gegenteil. Sie dabei zu beobachten hatte etwas Beruhigendes an sich. Und als sie schließlich der Meinung war, dass der Baum perfekt so wäre wie er ist, war es bereits später Nachmittag. Also perfektes Timing, wie Hermione meinte, denn so blieb uns noch genug Zeit uns fürs Abendessen fertig zu machen, denn die Hauselfen würden uns ein persönliches Festessen zubereiten. Ich war zuerst überrascht, dass Hermione das so ohne weiteres zu ließ, allerdings erzählte sie mir, dass das scheinbar das Weihnachtsgeschenk der kleinen Tipsy an sie sein sollte. Und somit konnte sie sich ja schließlich nicht dagegen wehren.
Und so saßen wir beim Essen, redeten über alles und nichts. Und ohne, dass ich etwas dagegen machen konnte, schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass Weihnachten gar nicht so schlimm wäre, wenn es immer so aussähe. Und mir fiel auf, dass ich die Zeit tatsächlich genoss. Vor allem, als wir schließlich zum Ausklang auf der Couch lagen, Hermione an mich gekuschelt, Wein tranken und die köstlichen Kekse aßen, die sie gebacken hatte. Ich beobachtete sie gebannt dabei, wie sie genüsslich die Augen schloss, als sie in ihr Plätzchen biss und sich anschließend die Krümel von der Lippe leckte. Mein Verstand verabschiedete sich, als ich so auf ihren perfekt geformten Mund starrte. „Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie wunderschön du bist", hauchte ich und einen Moment später verfluchte ich mich bereits. Wie konnte ich nur so gedankenlos sprechen. Doch ehe ich mich weiter dafür schelten konnte, hatte sie schon schwungvoll ihren Mund auf meinen gepresst. Ein stöhnen verließ meine Lippen und sie ließ ihre Zunge in meine Mundhöhle gleiten. Sanft strich ich ihre Seite entlang und zog sie dann enger an mich.
„Ich liebe dich", wisperte sie. Ruckartig löste ich mich von ihr und für eine Sekunde schien ihr derselbe erschrockene Ausdruck ins Gesicht geschrieben zu sein wie mir. Doch dann trat Entschlossenheit hinein. Während sich in mir alles verkrampfte und mein Herz gleichzeitig merkwürdige Sprünge vollführte. Ich rückte ein Stück von ihr ab. Unfähig zu sprechen. Was sollte ich auch bitte darauf erwidern. Ich starrte sie stattdessen weiter mit geweiteten Augen an. „Es ist okay. Du musst nichts dazu sagen. Aber jetzt weißt du es..." sagte sie sanft und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich wich zurück. „Hermione... Ich...", setzte ich mit rauer Stimme an. Ja ich was. Was sollte ich dazu sagen. Liebe... Darüber hatte ich nicht einmal nachgedacht. Nie hätte ich gedacht, dass sie... Dass...
Ein brennender Schmerz in meinem Unterarm rettete mich. Der Dunkle Lord verlangte mich zu sehen. Und noch nie war es mir so willkommen, wie jetzt gerade.
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anything you've been dreaming of
FanfictionNach dem Krieg kehren die Schüler und Schülerinnen wieder zurück nach Hogwarts. Darunter auch Hermione Granger, Kriegsheldin und beste Freundin von Harry Potter. Auf unerklärliche Weise hat der dunkle Professor Snape überlebt, wird als Held gefeiert...