Kapitel 52

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Am Donnerstag traf ich mich Abends nochmal mit Emma zum quatschen, beraten und damit sie mich beim Koffer packen unterstützte.
Ich lief wie eine Wilde durch die Zimmer und schmiss erst mal alles, was ich eventuell brauchen könnte auf mein Bett.
Emma kannte das schon von mir, beobachtete mein Treiben amüsiert und hatte es aufgegeben mich zu fragen, ob sie mir helfen könnte.
Irgendwann ließ ich mich erschöpft zwischen die Klamotten sinken und ging mit ihr nochmal alle Dinge durch.
„Wie ist das eigentlich mit deinem Geburtstag?" fiel Emma plötzlich ein und ich zuckte mit den Schultern.
Ich hatte den Freitag Geburtstag, wenn ich in Helsinki war und hatte das völlig vergessen.
„Weiß Riku das denn?" fragte sie weiter und ich überlegte, ob ich es erwähnt hatte.
„Keine Ahnung, aber werde es ihm auch nicht sagen. Wir sind noch nicht lange zusammen und ich finde es sehr schwierig dann ein Geschenk zu kaufen."
Ich stand wieder auf und fing an, den Berg an Klamotten in meine Koffer zu sortieren. Nach 2 Stunden war ich fertig und begutachtete mein Gepäck.
„Sag mal Lilly, verheimlichst du mir etwas wichtiges?" grinste Emma und ich schaute sie verwirrt an.
„Hä? Was meinst du?"
„Das sieht hier mehr nach auswandern, als nach einer Woche Urlaub aus." kicherte sie und ich knuffte sie in die Seite.
„Ach Unsinn, das erscheint dir nur so. Das sind nur wichtige Sachen und ich bin auf alles vorbereitet!" sagte ich und überlegte, ob ich etwas vergessen hatte.
Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich alles was ich nicht mit hatte auch irgendwo kaufen könnte und schleppte die Taschen in den Flur. Nach diesem Stress brauchte ich erst mal etwas Entspannung und öffnete eine Flasche Wein.
Ich war total aufgeregt, überdreht und machte mir vor allem Gedanken über die gemeinsame Nacht. „Wenn du noch nicht willst, dann sagst du es ihm halt. Er wird es verstehen müssen, dass du nicht gleich ins Bett hüpfst wenn er Lust hat." versuchte Emma mich zu beruhigen und ich schüttelte den Kopf.
„Herrje das ist es doch nicht!" rief ich aus und rang die Hände. „Ich WILL es und ich glaube das ist mein Problem. Ist ja schon länger her und eigentlich möchte ich ihn zappeln lassen, aber ich fürchte das halte ich nicht aus." gab ich ehrlich zu und schaute meine Freundin von der Seite an.
Sie hatte ein dreckiges Grinsen aufgelegt und man konnte ihre Gedanken förmlich sehen. „Dann gibt es nur eine Möglichkeit. Mach ihn so richtig heiß und verführ ihn, bevor er das macht und denkt dass er alles mit dir machen kann."
„Oh Gott!" stöhnte ich und hatte Schwierigkeiten die Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. Der Abend wurde noch recht lustig, da Emma immer wieder neue Dinge einfielen, was ich so mit Riku anstellen könnte.
Langsam zeigte der Wein seine Wirkung und ich wurde müde.
Emma rief sich ein Taxi und zum Abschied umarmte sie mich ganz fest. „Ich wünsche dir viel Spaß mit Riku, mit den anderen Jungs und einen tollen Urlaub in Helsinki. Mach nichts was ich nicht auch machen würde! Und wenn Riku etwas anstellt sag Bescheid, dann komm ich vorbei und zieh ihm die Ohren lang."
Ich ging ins Bad, schrieb Riku eine Nachricht und kuschelte mich an das Kissen, auf dem er geschlafen hatte. Es roch wahrscheinlich gar nicht mehr nach ihn, aber ich bildete mir das trotzdem ein.
Die Antwort von ihm bekam ich gar nicht mehr mit und wurde erst wach, als mein Wecker klingelte. Normalerweise hätte ich heute noch arbeiten müssen, aber da ich ein paar Überstunden hatte und Daniel mich heute nicht ertragen wollte, hatte er mir frei gegeben.
So hatte ich genug Zeit mich fertig zu machen brauchte das auch. Ich hatte mich jetzt schon zum 5. Mal umgezogen und entschied mich endlich für dieses Outfit. Eine hellblaue Jeans, ein weißes Top mit tiefen Ausschnitt und die passende Strickjacke dazu.
Ich schminkte mich noch und rief mir dann ein Taxi zum Bahnhof. Ich war froh, als ich im Zug saß. Ich wusste schon warum ich sonst immer mit dem Auto überall hinfuhr.
Ich schnappte mir mein Handy und schrieb Riku sowie auch Osmo, dass ich in 2,5 Stunden am Bahnhof ankommen würde.
Ich versuchte meine Nervosität mit Musik zu beruhigen und schloss die Augen, als Samus Stimme erklang. Damit konnte ich mich nicht wirklich lange ablenken, also packte ich mein Buch aus und versuchte zu lesen. Ich war wirklich nervös und konnte mich nicht auf die Geschichte konzentrieren, also legte ich das Buch seufzend wieder weg.
Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, aus dem Fenster zu gucken und mir Gedanken zu machen, was die kommenden Tage wohl passieren wird.
Endlich wurde mein Bahnhof angekündigt und mein Herzschlag beschleunigte sich um mehrere Takte. Ich sammelte mein Gepäck zusammen, stellte mich an die Tür und schaute raus. Ich konnte Riku beim vorbeifahren allerdings nicht entdecken. Sofort bekam ich etwas Angst, überlegte ob er vielleicht gar nicht da sein würde und atmete ein paar Mal tief durch.
Der Zug kam zum stehen und die Tür öffneten sich. Alles strömte nach draußen und ich wurde fast umgerannt. Etwas seitlich blieb ich stehen und beobachtete die Menschen, die ankamen und sich freudig begrüßten.
So bekam ich gar nicht mit, dass Riku auf mich zukam und bemerkte ihn erst, als er mich in seine Arme zog. Ich ließ meine Tasche fallen, schlang die Arme um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Ich genoss einfach nur seine Nähe und erst jetzt wurde mir klar, wie angespannt ich eigentlich war.
Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich versuchte sie heimlich wegzuwischen, schniefte allerdings leise auf und wurde von Riku nach hinten geschoben.
„Lilly, wieso weinst du denn?" fragte er erschrocken und ich versuchte zu lächeln.
„Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich dich ziemlich vermisst habe? Jetzt wo du da bist fällt meine ganze Anspannung von mir ab und ich bin einfach nur glücklich." gestand ich ihm leise und er sah erleichtert aus.


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