Kapitel 40

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„Aaaaaalso. Nach dieser Übergabe von diesem Preis liefen alle ganz beschäftigt raus und plötzlich war ich alleine mit ihm. Da war diese Spannung zwischen uns und ich starrte ihn für einen Moment nur an. Der Raum fühlte sich so klein an und seine Nähe war so präsent. Das war mir etwas zu viel und ich wollte schnell weg. Mir war das so peinlich und ich wollte nicht, dass er merkt wie es mir geht. Ich hatte ja keine Ahnung dass er... ja du weißt schon. Ich drehte mich um, stand schon vor der Tür, da spürte ich seine Hand auf der Schulter. 'Warte', sagte er und ich bin richtig zusammengezuckt, weil diese Berührung so gekribbelt hat. Ich war so überrumpelt und überrascht als er 'Du fühlst es doch auch, oder irre ich mich da?' geflüstert hat. Ich dachte ich habe Hallus oder so etwas. Ich musste schlucken und versuchte meine Worte zu sortieren. Mehr als ein einfaches 'Ja' bekam ich aber nicht raus. Er scheint da wohl etwas, ich sag mal, wagemutiger zu sein als ich, denn er küsste mich dann einfach. Und ab dann war es völlig um mich geschehen. Wir haben danach noch kurz geredet und beschlossen, erst mal zu schauen wie es so läuft. Seitdem telefonieren wir jeden Tag und ab Mitte März, wenn die Tour vorbei ist kommt er ein paar Tage zu mir." schloss er seine Erzählung.
Ich hatte die ganze Zeit gespannt zugehört und fand es total klasse. Das ist zwar etwas, was ich so gar nicht erwartet hatte, aber es gefiel mir. Daniel hatte immer so Pech und ich glaubte das war jetzt vorbei. Osmo war echt toll und ich gönnte beiden dass es klappen würde.
Eine Frage hatte ich allerdings noch und stellte sie auch gleich. „Wissen die anderen von Sunrise davon?"
„Das wir zusammen sind oder dass Osmo schwul ist?"
„Ja ähm... beides." entschied ich.
„Einer weiß es. Oh man... Ich muss mir echt mal die Namen der anderen merken... Moment mir fällt es gleich ein. Riku? Bei den restlichen hatte er es sich noch nicht getraut." sagte Daniel und es klang ein bisschen traurig.
Ich konnte mir gut vorstellen, wie schwer das für Osmo war, besonders in diesem Business.
„Kann schon sein dass es Riku ist. Er ist der Gitarrist." versuchte ich so neutral wie möglich zu sagen.
„Das ist doch der, auf dem du so stehst oder?" wollte er wissen und traf mich damit völlig unvorbereitet.
„Hmmm mmhh." murmelte ich nur undeutlich und bekam schon wieder Tränen in den Augen.
Ich drehte den Kopf weg, aber Daniel hatte sie bereits gesehen.
„Oh je habe ich etwas falsches gesagt? Lilly was ist denn los?" er stand auf und legte den Arm um mich.
„Ach.. Ich bin wohl etwas empfindlich was das Thema Riku angeht." versuchte ich zu erklären und setzte ein misslungenes Lächeln auf.
„Das war dann wahrscheinlich auch der Grund für deine Stimmung am Freitag oder?" mutmaßte er. Also hatte er das doch mitbekommen.
„Willst du da drüber reden?" Ich zuckte mit den Schultern, er schaute auf die Uhr und strecke sich. „Ich glaube sowieso, dass es Zeit für eine Pause ist. Na los, ich lade dich auf einen Kaffee ein und du entscheidest, ob du es mir erzählst oder nicht, ok?"
Nur wenig später saßen wir zusammen im Café und es war kaum etwas los. Ich hatte beschlossen Daniel zu erzählen, was mit mir los war. Vor allem da er mir jetzt die Story mit Osmo anvertraut hatte. Ich versuchte möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn es mir immer noch schwer fiel. Als ich am Schluss angekommen war nickte Daniel.
„Ich verstehe, das erklärt einiges. Oh Lilly das tut mir so leid. Ich hatte schon überlegt, was mit dir los ist, wusste aber nicht ob ich dich ansprechen kann."
„Schon okay. War zu dem Zeitpunkt auch nicht so gut." beruhigte ich ihm und wir schwiegen eine Weile.
„Willst du noch irgendwas unternehmen oder bist du drüber hinweg?"
„Eigentlich keins von beiden. Ich weiß ja, dass er mich mag. Und das macht es noch schlimmer. Aber er will nicht, oder kann nicht, oder darf nicht.. Ach wie auch immer. Und nein, ich bin nicht drüber hinweg. Zu meinem Bedauern sind die Gefühle für ihn ziemlich stark, warum auch immer und ich versuche es zu ignorieren."
„Das ist echt nicht einfach. Der Kerl braucht einen ordentlichen Schlag in den Nacken, weil er sich so eine tolle Frau entgehen lässt!" schimpfte Daniel und das tröstete mich ein wenig.
Damit war das Thema erst mal erledigt und wir gingen bald wieder zurück in den Laden. Den Nachmittag arbeiteten wir an den Konzertbildern weiter und waren Abends fertig. Ich war sehr froh da drüber, jetzt konnte ich versuchen das ganze wirklich zu vergessen.
Ich verordnete mir selbst erst mal eine Weile SunAve-Verbot und hoffte, es würde klappen.
Abends telefonierte ich noch mit Charlie. Sie war die Woche mit Kai und Tina im Skiurlaub gewesen und hatte von den letzten Ereignissen gar nichts mitbekommen.
„Oh Lilly warum lässt du das bloß mit dir machen? Eigentlich hättest du ihn eine Klatschen müssen." grummelte sie.
„Vielleicht... Aber ich war froh, dass ich überhaupt noch stehen konnte als er mir so nah kam. Dann hat mein rationales Denken ausgesetzt und ich habe nur noch gefühlt." seufze ich und konnte nicht verhindern, dass ich wieder voll dabei war.
Was wäre wohl passiert wenn Daniel und Osmo mich nicht gerufen hätten?
„Ich versteh das schon. Aber das tut dir nicht gut!"
„Für dem Moment tat es aber gut. Okay Charlie, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, dann mach ich es ihm so richtig schwer." versprach ich ihr.
Wir lachten und sie erzählte mir von ihrem Urlaub.
Osmo wollte sich später auch noch melden. Ob er mir irgendwann von Daniel erzählen würde? Nachdem ich ein bisschen mit Osmo gechattet hatte ging ich ins Bett. Ich wollte erst fragen, ob er mit Riku geredet hatte, traute mich dann aber doch nicht.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt