Kapitel 58

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Die nächste Stunde verbrachte ich damit, ungeduldig mit den Beinen zu zappeln wenn ich saß, wieder aufzustehen und ruhelos auf und ab zu laufen. Ich stellte mir im Kopf alles mögliche und unmögliche vor und die Vorfreude, Angst und Spannung machten mich ganz wahnsinnig und nervös.
Zuerst kamen Raul und Sami wieder und gesellten sich zu mir. Die beiden waren noch immer nicht wirklich runter gekommen, redeten jetzt ohne Punkt und Komma und das lenkte mich ein wenig ab. Ich wusste ja schon vorher, dass sie allesamt toll und nett waren, aber gerade von den beiden hatte ich bisher noch nicht so viel mitbekommen.
Raul war wirklich gelassen und strahlte eine unglaubliche Ruhe aus und das war total der Gegensatz zu den anderen. Sami war noch ganz aufgedreht und trommelte wieder überall drauf rum.
Wenig später erschien Osmo und sah total glücklich und entspannt aus. Ein paar der Crew Mitglieder kamen auch, ich erkannte aber nur Karri, Mikko und MP. Es wurde immer lauter und chaotischer und ich beobachtete gespannt das Treiben der Herren. Es wurde durcheinander geredet, das Konzert analysiert, gelacht und einige hatten ein Bier in der Hand.
Zum Schluss gaben sich auch endlich Samu und Riku die Ehre und es wurde alles zum Aufbruch fertig gemacht.
„Ich lade euch alle gleich noch auf einen Drink ein wenn wir im Hotel sind." verkündete Sami und das kommentierten alle mit zustimmenden Gegröle.
Riku hatte sich neben mich gesetzt, hielt meine Hand und streichelte mit dem Daumen über meine Haut.
Das verursachte mir eine angenehme Gänsehaut und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Seine sanften Berührungen in Verbindung mit dem Schaukeln vom Bus machten mich gerade angenehm schläfrig.
„Ihr kommt doch auch noch mit oder?" wendete sich Sami direkt an uns.
Riku stupste mich an und ich schreckte hoch. „Sami fragt, ob wir auch mit in die Hotelbar kommen, er will alle noch auf einen Drink einladen." flüsterte er mir zu und ich erschauerte als sein Atem mein Hals lang strich.
„Können wir gerne machen." antwortete ich und musste mir ein Gähnen verkneifen.
Hoffentlich werde ich gleich wieder etwas wacher, nicht dass ich noch einschlafe, bevor es wirklich spannend wird.
Nach knapp 10 Minuten stoppte der Bus und wir stiegen aus. Jeder schnappte sich seinen Koffer, wir checkten erst mal ein und brachten unsere Sachen aufs Zimmer.
Unser Bett war groß und wirkte wirklich einladend. Riku und ich warfen uns immer wieder eindeutige Blicke zu und hielten uns deshalb gar nicht lange im Zimmer auf. Uns beiden war klar, dass wir sonst nicht mehr unten ankommen würden.
Wir saßen dann alle zusammen in der Hotelbar in einer Sitzecke und hatten unseren Spaß. Fast alle waren mit dabei, dementsprechend laut war es auch.
Ab und zu warf der Barkeeper uns so merkwürdige Blicke zu, aber das war uns egal.
Alle nahmen Rücksicht auf mich und versuchten auch nach dem 2. und 3. Drink noch Englisch zu sprechen. Ich hatte bereits jetzt schon das Gefühl dazu zu gehören und hatte alle in mein Herz geschlossen. Alle redeten teilweise durcheinander und ich wurde immer mit einbezogen.
Auch wenn die Runde sehr unterhaltsam war, spürte ich nach einiger Zeit wie diese innere Unruhe immer stärker wurde. Einerseits war es die Aufregung vor der bevorstehenden Nacht, andererseits kamen mir leichte Bedenken ob das alles so richtig und echt war.
Ich überlegte, wieso Riku gerade mich wollte? Er könnte jede haben, eine Frau die weitaus schöner, toller und besser war. Da kamen mir wieder die Zweifel, ob er es ernst meinte und ob er sich wirklich bewusst war, was es bedeutete mit einem Fan zusammen zu sein. Ich wollte so nicht denken, war es doch genau das was ich nicht für ihn sein wollte.
Osmo der neben mir saß, bekam meinen plötzlichen Stimmungswandel und stupste mich in die Seite.
„Lilly ist alles okay?" flüsterte er mir zu und ich überlegte, ob ich mit ihm reden sollte.
Ich wollte ihm die gute Laune nicht verderben, also schwieg ich erst mal und schaute auf meine Hände.
„Ich brauche dringend eine Zigarette. Lilly kommst du mit raus?" Osmo stand auf, scheuchte alle von ihrem Plätzen und zog mich nach draußen.
„Wie machst du das bloß?" War meine Frage, bevor er überhaupt etwas sagen konnte.
„Was meinst du?" Er zündete sich die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
„Es ist schon fast unheimlich, wie gut du mich nach der kurzen Zeit kennst!" erklärte ich und er lächelte mich an.
„Alles eine Sache der Aufmerksamkeit und Menschenkenntnis." gab er einfach zurück und sein Blick ruhte auf mir.
„Da sollten sich einige Männer mal ein Beispiel dran nehmen." murmelte ich und er sah mich fragend an.
„So, aber darum geht es doch nicht oder? Nun rück schon raus mit der Sprache!"
Leise, den Blick auf den Boden gerichtet, erzählte ich ihn von meinen Bedenken und er hörte wieder mal aufmerksam zu.
Am Schluss legte er mir seine Hand auf die Schulter, drückte mich leicht und schon diese Geste fühlte sich beruhigend an.
„Auch wenn ihr einen etwas ungünstigen Start hattet, kann ich dir eins versprechen..." fing er an und ich schaute wieder nach oben. „Ich kenne Riku jetzt bereits ein paar Jahre, ich habe das mit der Scheidung mitbekommen und kann ihn ganz gut einschätzen. Ich verstehe dich, besonders weil er sich am Anfang so angestellt hat. Aber glaub mir eins, Riku meint es ernst und ist total verrückt nach dir. Er ist nicht der Typ für Spielchen und auch nicht für One night stands. Mach dir nicht so viele Gedanken und vorallem mach dich selbst nicht so schlecht. Du bist eine großartige Frau und genau das hat Riku auch erkannt. Ihr passt zusammen und du solltest es genießen!"
Osmo lächelte mich ermunternd an und ich fühlte mich schon deutlich besser. „Eins solltest du noch wissen. Auch wenn wir uns noch nicht ewig kennen, ich bin für dich da okay?"
„Danke Osmo! Du bist einfach toll." sagte ich und umarmte ihn ganz fest.
„Nun sollten wir aber wieder rein gehen, sonst denken die anderen noch du hast mich umgestimmt." witzelte er und wir lachten.


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