Ich schwieg und war in Gedanken ganz woanders.
Vor 10 Jahren war ich mit meiner großen Liebe zusammen gewesen. Jedenfalls dachte ich, er war es... Ich bin mit ihm kurz nach der Schulzeit zusammen gekommen. Vorher hatte ich zwar schon Freunde gehabt, das war aber nie etwas wirklich Ernstes.
Bei ihm hatte es allerdings sofort gefunkt und wir haben nach 2 Jahren Beziehung bereits unsere gemeinsame Zukunft geplant gehabt.
Dann hatten meine Eltern den tödlichen Autounfall und es war nichts mehr so wie vorher. Ich hatte es fast nicht verkraftet, war monatelang in einer Therapie und ich bin mit diesem Verlust nicht wirklich klar gekommen. Anfangs war er noch für mich da gewesen, hat sich gekümmert und seine Bedürfnisse hinten angestellt.
Je länger ich gebraucht habe, umso weiter hat er sich von mir entfernt. Das hatte mich sehr enttäuscht und war dann eine doppelte Belastung für mich. Den Gesprächen über die Situation und unsere Beziehung ist er ausgewichen und konnte mir die Wahrheit über seine Gefühle nicht gestehen. Leider habe ich es auch nicht gesehen, war zu sehr mit der Trauer beschäftigt.
Gerade als ich dachte, ich würde so langsam wieder klar kommen, hat er mit mir Schluss gemacht. Er konnte nicht mehr so weiter machen und dachte, es würde mir jetzt leichter fallen, da es mir schon besser ging. Er hatte sich getäuscht...
Ich bin sofort wieder zurück in dieses schwarze Loch gefallen und die Einzigen, die mich in der Zeit unterstützt haben, waren Charlie und Emma gewesen.
Auch noch nachdem meine Schwester erfahren hatte, das sie mit Tina schwanger war und sich eigentlich mehr um sich kümmern müsste.
Ich hatte den Glauben an die Liebe, das in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da sein und alles gemeinsam durchzustehen, verloren. Der Schmerz und die Angst so etwas wieder zu fühlen saßen einfach zu tief.
Es hat fast vier Jahre gedauert, bis ich wieder einen Mann ein bisschen näher an mich heran gelassen habe und auch das war die reinste Enttäuschung gewesen.
Nachdem auch diese Beziehung tränenreich in die Brüche ging, hatte ich die letzten drei Jahre mein Singleleben mehr oder weniger genossen.
Daniel wusste von der ganzen Geschichte und legte mir jetzt den Arm um die Schultern.
„Ich glaube, du solltest langsam damit abschließen. Und vorallem solltest du es Riku erzählen, damit er es versteht und du dich ohne Angst auf das alles einlassen kannst." riet er mir und ich nickte.
Das Gespräch würde nicht einfach für mich werden, aber es musste wohl sein.
Sie beendeten gerade 'Wonderland', wovon ich durch meine Grübelei gar nichts mitbekommen hatte. Toumas lief auf die Bühne, stellte Samu seinen Sitzplatz vorne hin und verschwand wieder. Samu kam auf die Bühne, setzte sich und fing mit 'Have I told you lately' an. Das brachte mich in der jetzigen Stimmung so aus der Fassung, dass mir die Tränen kamen.
Daniel reichte mir ein Taschentuch und ich schaffte es nicht mich wieder zu beruhigen, weil Samu nach der nächsten Ansprache mit 'Sweet Symphony' anfing.
Verdammt wenn das so weiter ging, brauchte ich dringend ein bisschen Abstand und frische Luft. Es war eben nicht immer toll, wenn Musik einen so beeinflussen konnte. Bevor ich allerdings völlig emotional wurde, war 'Sweet Symphony' zum Glück zu Ende und Osmo hatte sein kurzes Solo vor 'Hollywood Hills'.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass einige Konzertbesucher nur dieses Lied und 'Fairytale gone bad' kannten, denn die Stimmung in der Menge veränderte sich jedes Mal schlagartig. Es wurde mehr gesungen, gehüpft und auch diesmal gab es eine Fanaktion mit Herzen und Plakaten. Wie gut das HH immer recht zum Schluss gespielt wurde, wer weiß wieviele sonst das Konzert vorzeitig verlassen würden?
Samu verabschiedete sich und seine Jungs und die Bühne war für einen Moment leer.
Es dauerte allerdings nicht lange, denn Osmo kam als Erster wieder und spielte 'We will rock you' und 'No limits'. Natürlich durfte das 'Everybody' mit "Sunrise back" nicht fehlen, denn das war das Stichwort und der Rest stürmte wieder auf die Bühne.
Das Konzert näherte sich mit dem 'Dream like a child' Medley nun dem Ende zu. Riku hatte auch diesmal sein Shirt ausgezogen und zeigte mir, wie schnell sich Gefühle wieder ändern können. Ihm war deutlich anzusehen wie sehr er sich angestrengt hatte und dass ihm ziemlich warm war. Es folgte sein übliches mit der Gitarre über die Bühne tanzen und mit dem Mund spielen und meine Gedanken gingen in eine Richtung, die mir viel besser gefiel als meine Stimmung vorher.
Plötzlich fiel mir auf, dass ich gar keine Ahnung hatte wie es weiter gehen sollte, wenn alles hier vorbei war. Unser Flug nach Helsinki würde erst morgen früh gehen und der nächste Flughafen war nicht allzu weit entfernt.
In den letzten zehn Minuten hatte Sami sein Schlagzeugsolo, Riku sein Gitarrensolo und Samu sang 'Rebel yell'.
Ich stand auf um mich hinter die Bühne zu begeben, denn ich wollte da sein, wenn Riku von der Bühne ging. Zum Schluss gaben die Jungs auch 'Let me entertain you' zum Besten und zum Abschied holte Samu noch alle von Jim Kroft auf die Bühne und bedankte sich bei allen. Es war ein schönes Bild, wie alle zusammen auf der Bühne standen und ich machte davon Fotos.
Alle sahen einfach nur glücklich aus, als sie von der Bühne kamen und Riku lief direkt auf mich zu. Er war total nass und vermied es mich zu berühren.
Ich fand ihn gerade einfach nur total heiß und versuchte mir das nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
Riku beugte sich zu mir und küsste mich flüchtig. „Ich geh mal schnell duschen und dann wird hier gefeiert!" informierte er mich und verschwand mit den anderen in den Backstagebereich.
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Gegen jede Regel
FanfictionLilly ist Sunrise Avenue Fan und hätte niemals erwartete das ihr sowas mal passieren würde... Durch einen kleinen Unfall lernt sie ein Mitglied aus der Band kennen und es entwickeln sich Gefühle. Doch die ganze Sache steckt voller Hindernisse.