Kapitel 86

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Ich schreckte auf, als ich ein Geräusch hörte und stellte fest, dass ich alleine im Bett lag. Ein wenig verschlafen setzte ich mich auf und hörte Musik spielen. Ich zog mir schnell etwas an und stand auf. Riku war in der Küche und stand an der Kaffeemaschine.
Ich ging zu ihm hin, umarmte ihn von hinten und vergrub mein Gesicht in seinem T-shirt. Ich liebte seinen Geruch und seufzte glücklich auf.
„Guten morgen. Habe ich dich geweckt?" fragte er und streichelte über meine Hände.
„Nee du nicht, aber dein Wecker." sagte ich und musste dabei gähnen.
Er drehte sich um und reichte mir einen Kaffee. „Tut mir leid, ich habe vergessen ihn auszustellen, als ich aufgestanden bin."
„Schon okay. Wie viel Zeit haben wir noch bis deine Kinder kommen?"
Riku schaute auf die Uhr. „Julia kommt in 2 Stunden. Also noch Zeit zu duschen und etwas zu essen." teilte er mir mit und beugte sich nach vorne um mich zu küssen.
Zusammen deckten wir den Tisch und frühstückten dann in Ruhe. So langsam wurde ich nervös und zappelte mit den Beinen rum.
„Lilly bitte beruhig dich doch!" bat er mich und lächelte mich ermunternd an. „Emmi und Nea werden dich lieben und dich ausfragen, sobald sie ein paar Minuten hier waren. Julia freut sich für uns und sie möchte dich wirklich kennenlernen." Seine Hand ruhte auf meinem Knie und er stoppte so mein Gezappel.
Ich atmete tief durch und trank meinen Kaffee aus.
Wir gingen duschen, zogen uns an und ich wusste nicht so recht was ich dann machen sollte. Trotz Rikus Versuche mich abzulenken, lief ich die restliche Zeit ruhelos durch die Wohnung bis es klingelte. Wie erstarrt stand ich im Flur und guckte auf die Tür, die Riku langsam öffnete.
In dem Moment, als seine Kinder durch die Tür und in seine Arme liefen, war ein Teil meiner Anspannung verflogen.
Hinter den beiden trat nun auch Julia durch die Tür und wir beide beobachteten lächelnd die Szene zwischen Riku und seinen Kindern.
Die beiden hingen an seinem Hals und seinen Arm und plapperten munter drauf los. Man konnte schon bei dieser Begrüßung sehen, wie sehr die beiden ihren Papa liebten. Und umgekehrt genauso. Mein Herz klopfte wie wild bei den Anblick dieser Szene und Rikus Lächeln brachte mich zum dahin schmelzen. Kurz kam mir in den Sinn, ob wir beide auch irgendwann Kinder haben würden und ich verlor mich etwas in dieser Überlegung.
Julia trat neben mich und holte mich so aus meinen Gedanken. Sie reichte mir die Hand und stellte sich vor. „Hallo ich bin Julia, freut mich dich kennen zu lernen." Sie wirkte so nett, lächelte mich offen an und meine ganzen Sorgen wegen der Situation waren weg.
„Hi ich bin Lilly." erwiderte ich und nahm ihre Hand.
Bevor eine von uns noch mehr sagen konnte, kamen nun die beiden Mädchen mit ihrem Papa zu uns und schauten mich neugierig an.
Ich ging in die Hocke und stellte mich den beiden vor. „Hallo Emmi, hallo Nea, ich bin Lilly!" „Lilly ist ein schöner Name. Bist du Papas Freundin?" Emmi sah mich direkt an und ich nickte.
„Ja ich bin die Freundin von eurem Papa." bestätigte ich ihr und sie lächelte schüchtern.
„Papa hat uns von dir erzählt. Wir wissen dass du kein Finnisch sprichst." Sie schaute fragend in seine Richtung und er nickte.
Riku hatte mir gesagt, dass er seinen Töchtern von mir berichtet hatte und sie ganz viel wissen wollten. Ich war froh, dass seine Töchter mit finnisch und englisch aufwuchsen und wir da keine Probleme bekommen würden.
„Willst du unser Zimmer sehen?" fragte Nea neben mir und ich folgte den beiden.
Ganz aufgeregt erzählten sie mir alles mögliche, zeigten mir ihre Lieblingsspielzeuge und fragten mich gleichzeitig aus. Ich antwortete soweit auf alle Fragen und wusste nun auch die Namen fast aller Stofftiere. Ob ich mir das alles merken konnte?
Nach 20 Minuten setzte ich mich zu Julia und Riku ins Wohnzimmer und wir unterhielten uns noch ein wenig, bevor sie wieder weg musste.
An der Tür umarmte sie mich kurz und verabschiedete sich von Riku. Nachdem sie noch mal einen Blick auf mich geworfen hatte, sagte sie noch etwas auf finnisch zu ihm und schloss die Tür hinter sich.
Ich runzelte fragend die Stirn und zeigte in ihre Richtung. „Was hat sie da gerade gesagt?" Etwas verwundert drehte ich mich zu Riku um, der mich breit grinsend anschaute.
Er kam auf mich zu und zog mich in seine Arme. „Sie mag dich. Und sie hat ungefähr das Gleiche zu mir gesagt wie Tarja auch."
Ich löste mich von ihm, weil in diesem Moment die Kinderzimmertür aufging und die beiden Mädels raus kamen.
„Die müssen mich echt alle für unfähig halten." hörte ich ihn noch leise vor sich hin grummeln und konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.
„Papaaaaaaa!" rief Nea und blickte ihren Vater mit großen Augen an. „Gehen wir heute zum Spielplatz?"
Er beugte sich zu ihr nach unten und hob sie in seine Arme. „Möchtest du das denn?" fragte er liebevoll und die Kleine strahlte sofort.
„Ja! Aber Lilly muss mitkommen!" sagte sie und es hörte sich an, als ob es da keine Widerrede gab. „Vielleicht solltest du Lilly erst fragen ob sie mit möchte?" meinte Riku zu ihr und sie schien kurz zu überlegen.
Nea befreite sich aus seinem Armen und zupfte mir nun am Pulli. „Kommst du bitte mit uns mit?" Es war so niedlich wie sie mich jetzt anguckte und ich war hin und weg. „Aber natürlich komme ich mit." Dann runzelte ich die Stirn und blickte von einer zur anderen. „Ihr seht beide wirklich schick aus, aber zum rausgehen ist das vielleicht nicht das richtige Outfit, oder?"
Weil mir alle Recht gaben, verschwanden die beiden noch mit Riku zum umziehen im Kinderzimmer und als das erledigt war, gingen wir raus.
Hand in Hand spazierten wir zum Spielplatz und Nea und Emmi liefen die letzten Meter vor. Um diese Zeit war noch nicht viel los und wir hatten den ganzen Bereich für uns alleine.
Riku wollte sich auf eine Bank setzen, aber ich zog ihn weiter zu den Schaukeln. „Das war als Kind immer mein Lieblingsplatz." erzählte ich und er lächelte mich an.
Wir redeten ein bisschen über unsere Kindheit, während die Mädels miteinander tobten. Wir hatten beide eine recht glückliche Kindheit erlebt und ich dachte etwas wehmütig an meine Eltern. Ich vermisste sie und ich wünschte sie könnten mich so sehen.
Viel Zeit zum traurig sein hatte ich nicht, denn es dauerte aber nicht lange und wir wurden in das Spiel der beiden mit einbezogen. Nun spielten wir zusammen fangen, verstecken und andere Spiele die sie sich, so wie es aussah, selbst ausgedacht hatten. Ich hatte unglaublich viel Spaß und wir merkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging.
„Gnade Mädels, Papa braucht eine Pause." keuchte Riku nun und ließ sich auf die Bank fallen.
Wir drei Frauen standen vor ihm und ich neckte ihn ein bisschen mit seiner Raucher-Kondition. Obwohl er in letzter Zeit erstaunlich wenig geraucht hatte, konnte ich mir ein paar Sprüche dazu nicht verkneifen.
Allzu lange blieben wir nicht mehr, denn es wurde langsam Zeit nach Hause zu gehen und etwas zu essen.
Auch wenn das alles für mich noch neu war, fühlte es sich so vertraut an. Ich nannte Rikus Wohnung bereits "zu Hause" und mit seinen Töchtern kam ich super klar.
Auf dem Weg zurück redeten Nea und Emmi mit ihrem Papa und ich war etwas in Gedanken versunken. So etwas hatte ich noch nie vorher erlebt oder gefühlt und es kam mir einfach viel zu toll vor. Konnte man so glücklich sein, ohne dass etwas negatives das Ganze zerstörte?
Riku legte den Arm um mich und ich versuchte die schlechten Gedanken abzuschütteln.
Zu Hause angekommen gab es erst mal Essen und dann war es bereits Zeit für die Mädchen ins Bett zu gehen. Auch wenn beide gähnend behaupteten sie wären nicht müde, mussten sie sich umziehen und Zähne putzen. Während dieser Zeit hörte ich sie die ganze Zeit aufgeregt plappern.
Als kleines Ritual trafen sich alle auf Emmi's Bett, damit Riku ihnen noch ein bisschen vorlesen konnte. Ich sagte den beiden Gute Nacht und wollte gehen, da wurde ich von Emmi aufgehalten. „Lilly bleibst du noch bis die Geschichte zu Ende ist?" fragte sie und gähnte erneut.
Ich war ein wenig überrascht und gleichzeitig fühlte sich diese Bitte so unbeschreiblich toll an. Vorsichtig setzte ich mich mit dazu und lauschte Rikus Stimme. Auch wenn ich kein Wort verstand, war die ganze Situation gerade einfach nur schön und familiär und ich war froh irgendwie bereits dazu zu gehören. Es dauerte nicht lange und die beiden waren eingeschlafen.
Riku trug Nea rüber in ihr Bett, gab beiden noch einen Kuss und wir verließen das Zimmer.
Vor der Tür zog er mich in seine Arme und für einen Moment standen wir einfach nur so da. Er strich mir zärtlich über den Rücken und ich seufzte genüsslich auf.
„Das war ein schöner Tag und ich bin froh, dass du dabei warst." gestand er mir und ich schaute zu ihm hoch.
„Deine Kinder sind einfach bezaubernd und kommen ganz nach ihrem Papa." flüsterte ich und das brachte ihn zum grinsen.
„Danke... Was möchtest du jetzt noch machen?" fragte er leise und ich überlegte kurz.
„Was hälst du von kuscheln und Film gucken?" schlug ich vor und er nickte.
„Klingt gut."
Gerade als wir es uns gemütlich machen wollten, klingelte das Telefon. Riku ging ran, hörte kurz zu und grinste.
„Ist für dich." sagte er und reichte mir den Hörer.
„Ja Hallo?"
„Hey Lilly Tarja hier, ich brauche deine Hilfe. Meinst du, du kannst dich morgen Nachmittag für ein paar Stunden von Riku lösen und mit mir shoppen gehen?"
„Moment ich frage Riku mal eben, ob er etwas geplant hat."
Nachdem Riku meine Frage verneint hatte, mich sogar noch dazu ermunterte mit Tarja etwas zu unternehmen, hatte ich ihr zugesagt.
„Okay, ich hole dich um 15 Uhr ab. Kannst du mir noch mal Riku geben bitte? Wir sehen uns dann morgen, ich freu mich!"
Die beiden redeten noch kurz etwas auf finnisch und als er dann aufgelegt hatte, starteten wir den Film und kuschelten uns unter die Decke auf das Sofa.
„Lilly? Lilly?" Riku bewegte sich neben mir und ich öffnete etwas unwillig die Augen.
„Hmmm?" grummelte ich und gähnte.
„Wir sind eingeschlafen. Lass uns ins Bett gehen." sagte er und ich blinzelte zur Uhr.
Tatsächlich war es schon 2 Uhr. Ich stand auf, streckte mich und Riku machte alles aus.
Im Schlafzimmer angekommen kroch ich schnell ins Bett unter die Decke, weil mir plötzlich kalt wurde.
Riku kam kurze Zeit später dazu und ich rückte ganz nah an ihm ran. Schnell wurde mir wieder warm, ich schloss glücklich und zufrieden meine Augen und schlief wieder ein.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt