Kapitel 13

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Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken und wartete auf Charlie, die schon fast gemütlich auf mich zu schlenderte. Sie setzte sich neben mich, griff nach meiner Hand und streichelte sie tröstend. Schweigend saßen wir nebeneinander und es tat gut einfach so zu sitzen und zu wissen, dass sie mich verstand.
Kurz vor 20 Uhr stellten wir uns hin und warteten auf Jim Kroft. Meine Schwester war sichtlich angetan von dem Sänger der Band und wies mich an, doch ein paar Fotos für sie zu machen.
„Ach du meine Güte. Der sieht aber gut aus. Wie heißt die Band gleich noch?" Charlie starrte ihn mit großen Augen an.
„Jim Kroft." informierte ich sie amüsiert über ihre Reaktion.
„Und wie heißt der Schnuckel da vorne am Mikro?" wollte sie ganz aufgeregt wissen.
„Ich glaube sein Name ist Jamie, ich bin mir da aber nicht so sicher."
Charlie konnte die Augen nicht von ihm abwenden und sah etwas abwesend aus. Ich freute mich, dass immerhin die Vorband etwas für sie war und machte von Jamie ein paar Nahaufnahmen für sie. Ich musste ja zugeben, dass sie Recht hatte und er wirklich sehr ansprechend war. Die Show heute war viel besser als gestern und die Fans waren auch deutlich lauter.
Dann wurde es Zeit, die Bühne zu verlassen und Jim Kroft bekam auch den verdienten Applaus.
Da kam Karri wieder und wurde erneut Opfer meiner Kamera.
Je näher der Anfang vom Konzert rückte, umso nervöser wurde ich. Mir war ganz schlecht vor Aufregung und ich wusste nicht, wie ich den Anblick von Riku ohne große Gefühlskatastrophen überstehen sollte.
Dann war es endlich soweit und die ersten Klänge von 'Out Of Tune' ertönten. Kurze Zeit später kamen Samu, Riku und Raul auf die Bühne und mein Herz setzte für einige Sekunden aus.
Riku stellte sich an sein Mikro, spielte ein paar Sekunden und ließ dann den Blick suchend durch die Reihe schweifen. Bei mir angekommen verweilte er, lächelte mich an und ich wünschte mir, dass ich jetzt wüsste, was er dachte.
Mühsam riss ich mich von seinem Anblick los und versuchte ein paar Fotos von Sami, Samu, Osmo und Raul zu machen. Die gehörten schließlich auch dazu und kamen gestern etwas zu kurz, aus bekannten Anlass.
Die nächsten Lieder waren 'Damn Silence' und 'I Gotta Go'. Als ich mir Out Of Style gekauft hatte, konnte ich mich mit beiden nicht sofort anfreunden. Sie waren mir etwas zu poppig, aber seit ich sie live gehört hatte fand ich sie toll.
Immer wenn er die Gelegenheit hatte und bei seinem Mikro stand, war Rikus Aufmerksamkeit bei mir. Ich stöhnte innerlich gequält auf und fragte mich, ob ich das die nächsten 1,5 Stunden aushalten konnte.
Ich richtete meine Kamera einfach nach rechts und machte bei 'Sex & Cigarettes' und 'Forever Yours' vorwiegend Bilder von den anderen. Bei 'Angels On A Rampage' war ich sogar recht zuversichtlich, dass ich den Abend so ohne Probleme durchstehen würde. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Da hatte ich noch vor kurzem alle Hebel in Bewegung gesetzt um heute hier zu sein und jetzt wusste ich nicht ob ich bleiben oder flüchten sollte.
Samu sagte uns zum nächsten Lied, dass dies eins der Radio Hits aus dem neuen Album sei, es etwas beschreibt was sie nicht mögen und bei dem besonders er sehr „stupid" aussieht. Ich fand die Beschreibung nicht gerade zutreffend, weil ich wusste dass er Bewegungen konnte, die der Aussage Lügen straften.
Ich hielt die Kamera auf Samu gerichtet und bekam erst mal große Augen, als er sich bei der Zeile "I got Jeans too tight" beherzt in den Schritt griff. Ich musste schmunzeln und dachte mir, dass ich mich so doch ganz gerne von Riku ablenken ließ.
Doch das hielt nicht wirklich lange an. „Er beobachtet dich die ganze Zeit!" bemerkte Charlie da dann auch noch überflüssigerweise.
„Ich weiß. Ich kann seine Blicke regelrecht fühlen, auch wenn ich sie nicht sehe." flüsterte ich ihr gereizt zu.
Charlie wusste, dass ich damit nicht sie meinte und sagte nichts mehr dazu.
Riku schaffte es wirklich, dass meine Anspannung sich bei 'Somebody Will Find You' noch steigerte und ich es nicht mehr aushielt, ihm zu ignorieren. Irgendeinen Grund musste er schließlich haben, dass er mich nicht aus dem Augen ließ. Vielleicht sollte ich einfach auf dieses Spiel eingehen und beobachten wie seine Reaktion war, wenn ich den Blickkontakt hielt.
Ich drehte den Kopf in seine Richtung und sofort verfing ich mich in seinem Blick. Ich tauchte unter, in ein Meer von Gefühlen und ließ mich treiben. Als der Refrain zum zweiten mal von Samu gesungen wurde, schloss ich die Augen.
Close your eyes and wait
Close your eyes and let it come to you naturally
Close your eyes and see
Somebody will find you someday
Danach atmete ich einmal tief durch, öffnete sie wieder und alles was ich sah, war Rikus Lächeln. Ich erwiderte es und ließ das beglückende Gefühl einfach zu. Ich entschied nicht mehr drüber nachzudenken und einfach abzuwarten, was der Abend noch so brachte.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt