Kapitel 48

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Fünfzehn Minuten und eine Zigarette später saßen wir im Auto und keiner sagte ein Wort. Ich wusste nicht, ob diese Stille durch den baldigen Abschied kam oder weil noch immer diese sexuelle Anziehungskraft herrschte. Mir fiel da erst auf, dass er gestern fast gar nicht geraucht hatte.
Nach einiger Zeit streckte ich meine Hand aus und griff nach seiner, die auf seinem Bein lag. Unsere Finger verschränkten sich ineinander und es fühlte sich so gut an.
„Ich grübele die ganze Zeit, wann wir uns wieder sehen können." fing ich an und stockte, als er anfing meinen Arm zu streicheln.
„Wir sind nächsten Samstag und Sonntag wieder in Deutschland. Ich würde mich freuen, wenn du mich dann besuchen kommen könntest? Und wenn du dann magst, kommst du einfach mit uns im Tourbus mit."
Er wirkte aufgeregt, aber ich wollte sicher gehen, dass es keine Probleme geben würde.
„Bist du sicher, dass das so einfach geht und Mikko oder die anderen nichts dagegen haben?" „Quatsch. Ich werde Mikko nachher von meiner Beziehung in Kenntnis setzen und die restlichen Jungs wissen eh Bescheid, da ich gestern nicht erschienen bin. Die haben auch immer mal ihre Freundinnen mit dabei, ich denke also das geht in Ordnung." versuchte er mich zu zu überzeugen und hatte Erfolg damit.
Ich wollte ihn wirklich so schnell wie möglich wieder sehen und wenn das die einzige Möglichkeit war, sollten wir das nutzen. Er würde es also richtig offiziell machen, dass ich seine Freundin bin schoss es mir durch den Kopf und alles in mir jubelte vor Glück.
Da fiel mir wieder etwas ein, das ich ihn die ganze Zeit fragen wollte, aber immer wieder vergessen hatte.
„Wie kam Daniel eigentlich zu diesen Auftrag mit dem Fotoshooting?" fragte ich und war echt gespannt auf die Antwort.
„Ich war ehrlich gesagt auch sehr erstaunt, dich an diesem Tag zu sehen. Erst hatte ich ja angenommen, du hattest das organisiert. Es hat mich ein bisschen erschreckt und wütend gemacht. Ich wollte dich vergessen und das hat schon ohne deine Anwesenheit nicht gut geklappt. Kurzzeitig habe ich mir auch Sorgen gemacht..." Er strich sich verlegen durch die Haare.
"Ich dachte du verfolgst mich jetzt und habe an meiner Einschätzung, was dich anbelangt gezweifelt. Als du es mir aber erklärt hattest, habe ich dir geglaubt. Und war erstaunlicherweise auch enttäuscht. Danach habe ich nicht weiter drüber nachgedacht."
Riku schwieg einen Moment und schaute auf seine Hände. "Als ich Samu gestern von meinen Plänen erzählte, hat er mir gebeichtet, dass er das organisiert hatte. Er wollte mich dazu bringen, zu erkennen was ich für dich fühle und die Chance auf eine richtige Aussprache habe. Ich habe viel mit Samu über dich geredet und er war von Anfang an überzeugt, dass wir gut zusammen passen. Ich hatte mir gemerkt in welcher Stadt du wohnst und arbeitest und er meinte, ich soll da tätig werden. Soll mich bei dir melden und dich um ein Treffen bitten. Zu dem Zeitpunkt kam das für mich nicht in Frage und ich habe geleugnet, dass ich mich in dich verliebt habe. Bald hat er nicht mehr viel gesagt, außer dass ich mich idiotisch benehme. Inzwischen muss ich ihm da leider recht geben. Ich fing langsam an zu verstehen, als ich diese Eifersucht auf Osmo spürte. Es tat echt weh, aber ich war zu stur das zuzugeben, bis mir Osmo den nötigen Schubs gegeben hatte. Ich weiß allerdings nicht, warum Osmo das geschafft hat, aber auf Samu wollte ich nicht hören." erzählte er leise und ich lächelte still vor mich hin.
Ich wusste jetzt schon, dass ich den beiden bei Gelegenheit danken sollte. Mit Osmo hatte ich mich für später eh noch zum skypen verabredet. Ich konnte mein Glück kaum begreifen und überlegte wo bei der ganzen Sache der Haken war.
Riku war plötzlich so offen und ehrlich zu mir und verblüffte mich damit so ziemlich. Ich war das gar nicht gewohnt von den Männern, die ich bisher kennengelernt hatte und hoffte wirklich, dass er es auch so meinte.
„Also wenn das für alle ok ist, kann ich das mit dem Wochenende sicherlich so einrichten. Habe in der Woche drauf auch Urlaub und bin flexibel." wechselte ich wieder das Thema und machte mir in Gedanken bereits einen Plan.
„Du hast Urlaub? Echt jetzt? Für wie lange?" Er drehte den Kopf und blickte mich strahlend an. "Die ganze Woche." erwiderte ich und musste mich dann auf den Verkehr konzentrieren.
„Hast du etwas vor, fährst du weg?" fragte er weiter und ich musste lachen, weil es klang, wie bei einem Verhör.
„Nein ich habe nichts geplant. Musste meinen Urlaub ja verschieben, weil eine Kollegin krank geworden war und Daniel mich brauchte."
„Ich habe in der Woche auch frei."
Ahhhh, so langsam kamen wir der Sache doch näher.
„Das ist doch schön. Hast du etwas vor oder geht es einfach nur nach Hause?" Ich stellte mich absichtlich ein bisschen doof, weil ich Riku aus der Reserve locken wollte.
„Eigentlich wollte ich mit Samu Urlaub machen, aber ich tendiere gerade dazu, meine Pläne spontan zu ändern."
„Ach wirklich? Was hat dich denn dazu veranlasst?" grinste ich und tat immer noch unwissend. „Wieso fragst du das? Es sollte doch klar sein, was ich damit meine!" Er runzelte die Stirn, schaute mich etwas verwirrt an und merkte dann so langsam, dass ich ihn nur ärgerte.
Die Aussicht auf eine Woche mit Riku ließ mein Herz wieder höher schlagen und ich spürte jetzt schon, wie sich die Aufregung in mir ausbreitete.
„Oh Lilly du bist gemein!" rief er aus und verschränkte die Arme schmollend vor der Brust.
„Wieso bin ich gemein? Ich habe keine Ahnung was du meinst. Ich kann schließlich keine Gedanken lesen." kicherte ich.
„Na warte!" brummte er und beugte sich zu mir rüber.
Ich schielte nur kurz in seine Richtung, weil ich mich jetzt wirklich orientieren musste. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er sich jetzt rächen würde. Ich konnte seinem Atem spüren, der an meinen Hals entlang strich und erschauerte. Diese Nähe machte mich ganz wahnsinnig und ich versuchte nicht hektisch zu atmen.
Seine Hand legte er sanft auf meinen Oberschenkel und bewegte einfach nur den Daumen an der Innenseite hin und her.
Mein Bauchkribbeln hatte sich nun etwas weiter nach unten verlagert und ich presste die Lippen aufeinander, um nicht irgendwelche Töne von mir zu geben. Ich versuchte meine ganze Konzentration aufzubringen, um nicht seufzend die Augen zu schließen. Ich musste versuchen Riku zu ignorieren und schob deshalb seine Hand von meinem Bein.
Er lachte leise auf und kam meinem Ohr etwas näher.
„Ich würde diese Woche gerne mit meiner neuen Freundin verbringen." flüsterte er und strich mir die Haare hinters Ohr. „Wir brauchen auch gar nicht weg fahren, ich glaube wir werden in den ersten Tagen ein bestimmtes Zimmer sowieso kaum verlassen..." raunte er mir rauchig zu und seine Stimme klang nicht so sicher wie er es gerne gehabt hätte.
„Oh Gott!" entfuhr es mir nun doch und er lehnte sich zufrieden wieder zurück.
Er machte mich wahnsinnig und ich war fast froh, als wir am Flughafen angekommen waren.



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