Kapitel 49

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Hand in Hand gingen wir zu seinem Terminal. Menschen strömten an uns vorbei, ich nahm davon allerdings nicht viel wahr.
Als der Zeitpunkt gekommen war sich zu verabschieden, standen für einen Moment unsicher voreinander.
„Magst du dir das mit dem Urlaub noch überlegen?" bat er mich und von dem selbstsicheren Riku von eben war nicht mehr viel übrig.
Ich schlang meine Arme um ihn und vergrub meine Nase in seinen Pulli.
„Da muss ich mir doch gar nichts überlegen. Natürlich will ich meinen Urlaub mit dir verbringen!" nuschelte ich, weil ich gegen die Tränen ankämpfte.
In diesem Moment wurde sein Flug aufgerufen und ich seufzte auf.
„Lass uns da heute Abend oder morgen drüber sprechen ok? Gibst du mir noch deine Handynummer?"
Ich suchte mein Handy und er nannte sie mir. Die Nummer kam mir seltsamerweise bekannt vor, es gab jetzt aber Wichtigeres, als da drüber nachzudenken. Ich hob den Kopf und unsere Lippen trafen sich für einen zärtlichen Kuss.
„Du wirst mir fehlen." wisperte ich, als er sich wieder von mir löste.
„Du mir auch. Ich ruf dich an, wenn ich angekommen bin." versprach er mir, strich mir sanft über die Wange und drehte sich dann um.
Als er durch die Kontrolle war winkte er, warf mir einen Handkuss zu war ging um die Ecke. Er war noch keine 5 Minuten weg und ich fühlte mich bereits einsam.
Langsam ging ich zum Fenster, schaute auf das Flugzeug und wartete, dass es weg flog. Als es startete, hatte ich das ungute Gefühl, dass Riku einen Teil von mir mitnahm.
Mir traten die Tränen in die Augen und ich schüttelte den Kopf. Was hatte dieser Mann bloß bei mir angerichtet?
Ich ging zum Auto und setzte mich. Ich konnte noch nicht sofort los fahren, deshalb lehnte ich den Kopf nach hinten und schloss für einen Moment die Augen.
Plötzlich war diese Angst wieder da und mir schoss dieser eine Gedanken in den Kopf. 'Was wäre, wenn ich ihn doch nicht mehr wieder sehen würde? Wenn er seine Meinung wieder ändern würde?'
Ich hatte mein Herz rettungslos an ihm verloren und seit gestern war es definitiv zu spät um einen erneuten Schmerz unbeschadet auszuhalten. Ich würde es nicht verkraften ihn jetzt wieder zu verlieren.
Mein Telefon klingelte und ich war erleichtert, als ich Emmas Nummer sah. Sie hatte gute Laune und begrüßte mich fröhlich.
„Hey meine Süße. Habe mir heute von Markus einen Tag frei genommen und dachte du hast vielleicht spontan Lust mit mir etwas zu unternehmen?"
Ich atmete einmal tief durch, damit meine Stimme nicht so klang wie ich mich fühlte.
„Das ist eine hervorragende Idee. Bin eh grad unterwegs, soll ich bei dir vorbei kommen?" antwortete ich und startete den Motor.
„Prima. Wo bist du denn, wann bist du da?"
„Ich bin in Hannover am Flughafen, ich brauch so 45 Minuten bis ich bei dir bin."
„Was machst du denn da? Ach egal, mach dich auf dem Weg und dann erzählst du mir gleich was dich dahin getrieben hat. Dann habe ich noch Zeit zum aufräumen."
Ich verdrängte die Verlustangst und die Sehnsucht nach ihm, schluckte die Tränen runter und fuhr los.
Bei Emma angekommen gab es erst mal einen Kaffee und sie grinste glücklich. Sie erzählte mir von der Zeit mit Markus und wie toll es ist. Es sprudelte alles nur so aus ihr heraus und ich hörte aufmerksam zu.
„Ja das war das Neueste von mir denke ich. Und jetzt zu dir, ich merke dass es da etwas gibt. Warum warst du am Flughafen? War Sunrise Avenue da und du wolltest ein bisschen stalken?" lachte sie und sah mich gespannt an.
„Ich habe Riku zum Flughafen gebracht, weil der heute in die Schweiz geflogen ist zu dem Konzert heute Abend."
Emma machte große Augen und wäre ich nicht so betrübt, hätte ich es sicherlich komisch gefunden. „Wie jetzt? War Riku etwa bei dir? Erzähl!!!" rief sie aus und griff nach meinen Händen.
Ich erzählte ihr alles und endete damit, wie es mir gerade ging.
„Ach Lilly du machst dir zu viele Gedanken. Genieße das Gefühl und lass es dir nicht so vermiesen." Sie lächelte mich aufmunternd an. „Überlege doch mal... Er ist extra für ein paar Stunden zu dir geflogen und so wie es sich anhört, war er auch verdammt ehrlich zu dir. Er würde sich sicher nicht so vor dir offen legen, wenn er es nicht ernst meinen würde. Ich wusste doch, dass der total in dich verknallt ist! Ich hab es dir gesagt!"
Emma war jetzt richtig hibbelig und umarmte mich. Sie hatte ja Recht, musste ich mir eingestehen. Er würde sich nicht so große Mühe machen, wenn er es nicht ernst meinen würde. Und ganz ehrlich, einfach nur Sex könnte er nun auch leichter haben, davon war ich überzeugt. Das ließ mich wieder lächeln und ich fühlte mich etwas besser.
Ich hatte gar nicht auf die Zeit geachtet und war etwas überrascht, als mein Handy klingelte. Ich guckte auf das Display und bekam sofort Herzklopfen. Mein Lächeln wurde breiter und ich ging ran.
„Hi. Bist gut angekommen?"
„Ja ich bin jetzt da. Muss mich gleich noch ein bisschen vorbereiten und dann fängt der Soundcheck an. Osmo lässt dich grüßen und entschuldigt sich, dass er sich noch nicht gemeldet hat, aber irgendwas war wohl am Keyboard defekt."
Es war schön seine Stimme zu hören und dass er sich schon so schnell gemeldet hatte, war auch ein gutes Zeichen. Wir plauderten noch ein paar Minuten und dann musste er leider auflegen.
„Lilly...?" flüsterte er leise und es folgte einen Moment Stille.
„Ja?" fragte ich, weil er nichts mehr sagte.
„Du fehlst mir und ich freue mich auf nächste Woche." gestand er mir und in meinem Bauch kribbelte es wie verrückt.
„Du fehlst mir auch. Ich wünschte, es wäre morgen schon Freitag."
Damit verabschiedeten wir uns und ich legte seufzend auf. Für einen Moment ließ ich verträumt meine Gedanken schweifen und merkte dann, dass Emma mich strahlend anschaute.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt