Kapitel 35

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Eigentlich wollte ich nur mit Daniel mit und das alles hinter mich lassen. Riku hatte sich gegen mich entschieden, da änderte auch der letzte Kuss nichts dran. Ich war eine erwachsene Frau und fühlte mich gerade eher wie ein verwirrter Teenager.
Osmo wartete bis Daniel außer Hörweite war. „Du warst auf einmal verschwunden und ich habe mir ein bisschen Sorgen gemacht. Du siehst völlig verstört aus, was ist passiert? Riku ist auch weg, habt ihr geredet?"
So viele Fragen auf einmal, das überforderte mich schon etwas. Osmo war so lieb und nett und ich konnte immer noch nicht glauben, dass wir uns nach den paar Stunden so gut verstanden. Aber ich konnte da jetzt nicht drüber reden, ich war viel zu aufgewühlt und musste selbst erst mal alles sortieren.
„Wir haben es versucht..." Ich strich über meine Lippe. "Ähm... Osmo ich will einfach nur nach Hause. Bist du mir sehr böse, wenn wir jetzt nicht mehr reden. Ich melde mich morgen bei dir und erzähle dir die ganze Geschichte ok?" versprach ich ihm.
„Ist in Ordnung. Kommt gut nach Hause! Und wehe du meldest dich nicht!" Osmo drohte mir scherzhaft mit dem Finger und schloss mich dann in seine Arme.
Ich genoss das tröstliche Gefühl und löste mich dann von ihm, damit ich nicht wieder in Tränen ausbrach. „Danke für alles. Ihr fahrt bestimmt auch bald los oder?"
Er schaute auf die Uhr und schüttelte den Kopf. „Wir gehen gleich raus zu den Fans und fahren danach erst. Ich denke so in 1-1,5 Stunden. Ist ja auch noch nicht alles eingepackt."
Einerseits wollte ich schnell nach Hause, andererseits hatte ich jetzt doch ein bisschen Schwierigkeiten mich von ihm zu verabschieden.
„Okay ich glaube ich sollte mal. Daniel wartet sicher schon ungeduldig. Haben ja noch ein paar Stunden vor uns!" sagte ich langsam und stand immer noch unschlüssig vor ihm.
„Sagst du kurz Bescheid, wenn ihr angekommen seid?" bat er mich und ich nickte.
„Klar, obwohl ich glaube, dass du dann schon schläfst und schnarchst!" lachte ich und er guckte mich empört an.
„Woher willst du denn wissen, dass ich schnarche? Ach egal, wenn wir so weiter machen ist Daniel schon gefahren und du musst mit uns mit!" grinste er.
Ich drückte ihn noch mal kurz und ging dann Richtung Parkplatz. Das war vielleicht ein verrückter Tag gewesen. Ob Daniel davon etwas mitbekommen hatte?
Er saß bereits im Auto und grinste vor sich hin. Als ich mich angeschnallt hatte, fuhr er los.
Ich beobachtete ihn ein paar Minuten heimlich und kam zu dem Entschluss, dass er nicht ganz ohne Grund so fröhlich war und beschloss nachzufragen.
„Duuuu sag mal, was geht da gerade bei dir ab? Du grinst die ganze Zeit und bist so übertrieben glücklich seit ein paar Stunden!" frage ich ihn interessiert, auch um mich von meinem Gefühlschaos abzulenken.
Er grinste noch breiter und ich konnte ihn ansehen, wie er überlegte. „Jaaaa also..." druckste er ein bisschen rum „Irgendwie glaube ich, dass ich auf einen da aus deiner Band stehe..." gestand er mir und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrand rum.
„Lass mich raten... du meinst Osmo?" schmunzelte ich und Daniel nickte. „Ja irgendwie sind diese Finnen ganz schön gefährlich was so was angeht. oder?" murmelte ich und meine Gedanken waren wieder bei Riku.
„Wieso? Ich finde flirten und schwärmen tut gut. Du weißt selbst, dass es bei mir schon ewig lange her ist, seit mir ein Kerl gefallen hat." sagte Daniel ernst.
Das stimmt schon. Aber soweit ich weiß, hatte Osmo eine Freundin und selbst wenn nicht. Er hatte schon so eine Art an sich, aber schwul? Ich weiß ja nicht...Ist ja auch egal, wenn es Daniel gut tat, dann ist es auch richtig so.
Die nächsten 2 Stunden unterhielten wir uns über den Abend, das Konzert und die Bilder die wir gemacht hatten. Die Straßen waren um diese Uhrzeit frei und wir kamen gut durch. Schneller als gedacht parkte Daniel vor meiner Haustür.
„Wie wollen wir das jetzt mit deinem Urlaub machen?"
Ich wusste, dass ich die nächsten 2 Wochen keinen Urlaub machen wollte. Wenn ich jetzt die Zeit zu Hause hatte, um nachzudenken, würde mich das wahnsinnig machen.
Ich holte mein Handy raus und schaute in den Kalender. „Nächste Woche geht nicht, ich würde gerne mit dir den Auftrag von heute bearbeiten. Danach die Woche ist auch nicht so gut. Aber die Woche drauf sieht super aus!"
Ich tat so, als würde ich Termine durchgehen, dabei war mein Kalender für die nächsten 3 Wochen leer. Ich musste nicht zur Schule, hatte keine Arbeit zu schreiben und auch sonst nichts weiter vor. Ich wollte nur verhindern, dass ich die kommenden 2 Wochen zu viel Zeit zum nachdenken hatte. „Okay dann machen wir das so. Ich glaube wir sollten beide langsam schlafen gehen, war ein anstrengender Tag. Und danke noch mal, dass du mitgekommen bist!" sagte er und gähnte
„Du hast mir ja gar keine andere Wahl gelassen! Wir sehen uns Montag, schönes Wochenende!" lachte ich, nahm meine Sachen und ging rein.
Ich warf meine Tasche auf den Schuhschrank, zog mich um und ging ins Bad.
Mit dem Handy in der Hand legte ich mich ins Bett und schrieb Osmo, dass ich jetzt angekommen war. Keine 5 Minuten später erhielt ich die Antwort dass sie jetzt unterwegs waren und die meisten noch zusammen tranken. Er hatte noch mitgefeiert und würde sich bald schlafen legen. Osmo wünschte mir noch eine gute Nacht und dass er hofft, dass es mir bald wieder gut ging. Ich schrieb ihm noch zurück und legte das Handy weg.


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