Kapitel 9

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Er lächelte zurück, ich richtete die Kamera wieder auf ihm weil er so perfekt im Mondlicht stand und mein Herz geriet etwas aus dem Takt bei seinem Anblick. Plötzlich kam mir ungewollt der Text von 'All Because Of You' in den Sinn und ich schloss die Augen.
Dann fühlte ich seine Hand auf meiner Schulter und öffnete sie wieder. Er war mir ganz nah, ich konnte spüren wie sein Atem mein Gesicht lang strich und ich verlor mich mal wieder in seinen Blick.
„Ist alles in Ordnung? Geht es dir wieder schlechter?" fragte er besorgt und riss mich damit aus meiner Trance.
„Nein nein alles gut. Bin nur etwas müde und die Stimmung hier am See ist einfach überwältigend!" versicherte ich ihm und rappelte mich auf.
Ich musste schnell etwas Abstand zwischen uns bringen. Leider war ich etwas unachtsam, so dass ich über irgendetwas stolperte und ihm direkt in die Arme fiel. Er fing mich auf, schwankte kurz und hielt mich dann einfach fest. Mein Gesicht landete jetzt schon zum zweiten Mal an seiner Brust.
Ich atmete tief durch und sog dabei seinen Duft ein. Bildete ich es mir ein oder strich er mir leicht über den Rücken?
Wenn ich vorher nicht benommen war, so war ich es jetzt sicherlich. Es sollte verboten werden so gut zu riechen. Er fühlte sich so gut an und ich konnte mir nichts schöneres vorstellen als in seinen Armen zu sein. Aber ich gehörte da nicht hin, deswegen befreite ich mich und trat einen Schritt zurück.
„Es tut mir leid!" sagte ich verlegen. Wo war bitte das nächste Loch in das ich kriechen konnte?
„Kann es sein, dass man dich nicht alleine lassen kann? Passiert dir so was öfters?" fragte er rau.
„Ja leider." seufzte ich und hatte mich noch nicht ganz unter Kontrolle.
Mein Herz klopfte immer noch wie verrückt und meine Hände zitterten leicht. Ich vergrub sie in meiner Jacke und verlangsamte erst mal meine Atmung.
Hinter uns ertönte Motorengeräusch und das war unser Stichwort. Gemeinsam gingen wir zurück und warteten bis der Tourbus zum stehen gekommen war.
Wir standen so nah nebeneinander, dass unser Hände sich fast berührten. Es fehlten nur wenige Zentimeter oder eine kleine Bewegung.
Die Tür öffnete sich und Samu trat nach draußen. Er entdeckte Riku und sah erleichtert aus.
„Wie ich sehe, seid ihr beide gesund und munter angekommen." freute er sich und musterte Riku kurz von oben bis unten.
„Ich habe dir doch gesagt, dass mir nichts passiert." Riku trat zu Samu und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Ich hoffe dir geht auch es wieder gut?" wendete Samu sich mir zu.
Ich schluckte kurz den Kloß im Hals herunter und nickte.
„Ja alles Bestens. Sah wahrscheinlich schlimmer aus als es war." Ich fühlte mich gerade etwas verloren und wusste nicht so recht, was ich machen sollte.
Samu schaute abwechselnd von Riku zu mir, streckte sich und gähnte. „Ich werde mich jetzt schlafen legen. Kommst du auch gleich rein?"
Riku nickte und Samu war verschwunden.
„Wie weit hast du es jetzt noch bis zu deiner Schwester?"
„Das sind jetzt mit dem Auto keine 5 Minuten mehr. Ist also heute sehr praktisch, wenn ich dann hier bin und etwas brauchen sollte."
„Ab wann bist du hier?" Rikus Blick wurde wieder intensiver und in meinem Bauch kribbelte es gewaltig.
„Ich hatte vor wieder in die erste Reihe zu kommen, da ich leider nicht weiß wann ich das nächste Mal auf ein Konzert kann. Wir hatten abgesprochen das ich spätestens mittags hier bin. Charlie kommt zwischendurch mit Kaffee vorbei und löst mich gegen 14 Uhr kurz ab. Werde mir dann ein bisschen die Beine vertreten und ein paar Fotos von dieser tollen Umgebung machen." erzählte ich ihm von unserem Tagesplan.
„Charlie? Ich dachte du hast eine Schwester? Oder ist das dein Freund?"
Ich musste lachen, weil er etwas verwirrt schien. „Nein Charlie ist meine Schwester. Eigentlich Charlotte aber sie findet das klingt nach alter Frau." sagte ich und zuckte mit den Schultern.
„Oh ja natürlich." Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
Ich glaubte das machte er immer, wenn er etwas unsicher war. Das war so süß und gleichzeitig sexy. Oh man was dachte ich da bloß?
„Ich glaube wir sollten beide versuchen noch ein bisschen Schlaf zu bekommen." redete ich einfach drauf los.
Auch wenn ich wusste, dass ich nach diesen Ereignissen keinen Schlaf finden würde.
„Ja da hast du wohl recht!"
Unschlüssig standen wir voreinander und keiner wusste so recht, wie und ob wir uns verabschieden sollten. Also machte ich den Anfang. „Tschüss. Danke für deine Gesellschaft! " Ich lächelte ein bisschen gezwungen und fühlte mich nicht wirklich gut.
„Bye. War schön dich kennen zu lernen!" war alles, was Riku sagte.
Dann war es das wohl. Ich wollte mich schon umdrehen, da hatte ich plötzlich den Drang noch etwas zu tun. Kurz entschlossen stellte ich mich auf die Zehenspitzen, hielt mich an seinem Arm fest, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und trat ein paar Schritte zurück. „Vielleicht sehen wir uns heute auf dem Konzert." flüsterte ich, drehte mich um und ging schnell los.
Er hatte die Hand auf seine Wange gelegt, genau auf die Stelle die ich gerade geküsst hatte und sah mir nach.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt