Kapitel 88

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Ich war gerade fertig, als es klingelte und Tarja gut gelaunt vor der Tür stand. Sie umarmte mich zur Begrüßung und wechselte mit Riku noch ein paar Worte auf finnisch, während ich mir Jacke und Schuhe anzog.
„Meldest du dich, wenn du dich auf dem Weg zurück machst? Dann kümmere ich mich ums Essen." fragte Riku und ich versprach daran zu denken.
Tarja schleppte mich erst mal in drei verschiedene Klamottenläden und bald hatte ich das Gefühl, dass sie mehr mich, als ich sie beim shoppen unterstützte.
Nach 3 Stunden hatte ich ein komplettes Outfit mit Unterwäsche und Schuhen erstanden. Ich wollte mir eigentlich gar nicht so viel kaufen, aber ich hatte mir schon lange nichts mehr gegönnt und es fühlte sich gut an, neue Sachen in den Tüten zu haben.
Wir verstanden uns wirklich gut und unterhielten uns über alles mögliche. Es war fast so, als würden wir uns schon ewig kennen.
„Jetzt reicht es aber." seufzte ich, als Tarja auf einen Stapel reduzierter Oberteile zusteuerte.
„Guck dir das mal an." rief sie aus und zeigte mir ein schwarzes Oberteil mit kleinen Glitzersteinen und einem sehr gewagten Ausschnitt. „Das ist wie für dich gemacht." versuchte sie mich zu überreden und ich gab meine Gegenwehr schnell auf.
Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wann ich es anziehen sollte, stand es mir echt gut. Sie hatte sich auch noch ein Partyoberteil zugelegt und schien kurz zu überlegen.
„Du solltest es gleich anziehen, ich wette das würde Riku freuen. Ich ziehe meins auch an, dann sind wir beide etwas overdressed!" sagte sie und wir kicherten.
Nach einer weiteren Stunde waren wir fertig, hatten unsere neuen Outfits teilweise schon angezogen und unterhielten uns über unsere Männer.
„Lass uns noch ein Milchshake trinken und dann kannst du Riku anrufen." schlug Tarja vor und wir gingen zu einer Theke, wo alle möglichen Eiskreationen verkauft wurden.
Es war ein toller Tag gewesen, wir hatten viel Spaß gehabt und ich würde Tarja ganz schrecklich vermissen, wenn ich wieder in Deutschland war. Ich hatte das Gefühl eine echte Freundin in ihr gefunden zu haben und ich hatte kein Problem, mit ihr über alles zu reden.
„Weißt du was? Im Moment will ich eigentlich gar nicht mehr zurück!" gestand ich ihr und fühlte mich auf einmal ganz traurig.
Tarja nahm meine Hand und sah mich aufmunternd an. „Die kurze Zeit schafft du doch locker! Und als Fotografin kannst du doch eh überall arbeiten. Ich meine... willst du denn überhaupt nach deiner Ausbildung wirklich nach Helsinki kommen?"
Ich hatte bisher noch mit niemanden so direkt über dieses Thema gesprochen und war etwas überrascht, diese Frage von Tarja zu hören. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht und ich wusste auch, wie ich mich entscheiden würde, aber eigentlich war es dafür noch viel zu früh.
„Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich da schon drüber nachgedacht. Ich finde Helsinki toll, ich mag die ganzen Leute hier und ich liebe Riku über alles. In Deutschland habe ich nur noch meine Schwester mit ihrer Familie, meine beste Freundin und Daniel. Sonst würde mich da nichts halten. Also ist meine Antwort: Ja ich würde nach meiner Ausbildung hier her kommen wollen, wenn Riku das auch möchte."
Tarja grinste breit und umarme mich. „Eine Bessere als dich kann der gar nicht finden! Natürlich will er dich hier haben, ich denke der wird dich am liebsten jetzt schon nicht mehr gehen lassen wollen." Sie klang sehr überzeugt und ich glaubte ihr einfach was sie da sagte.
Inzwischen war ich echt etwas geschafft von unserem Tag und rief bei Riku an, um meine Heimkehr anzukündigen.
Auf dem Rückweg verhielt sich Tarja etwas seltsam, schaute mich immer wieder von der Seite an und grinste die ganze Zeit.
„Ist etwas?" fragte ich deshalb schon leicht genervt, sie schüttelte aber mit dem Kopf und grinste noch mehr.
Ich war froh als wir angekommen waren und Tarja wollte noch auf einen Kaffee mit hoch kommen. Riku hatte mir einen Schlüssel mitgegeben und als ich aufschloss war es seltsam ruhig und dunkel in der Wohnung. Sonst lief immer das Radio und ich überlegte, ob Riku überhaupt zu Hause war.
„Seltsam..." murmelte ich und runzelte die Stirn. „Riku sagte doch, dass er zu Hause ist."
Ich ging mit Tarja durch den dunklen Flur und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Ich erschrak, als plötzlich das Licht anging und ich mich in einem Raum voller Menschen befand, die alle Überraschung riefen. Ich drehte mich zu Tarja um und sie lachte lauthals beim Anblick meines Gesichtsausdrucks.
Da kam auch schon Riku auf mich zu, schloss mich in seine Arme und flüstere mir: „Happy Birthday. Du siehst wunderschön und sexy aus." ins Ohr.
„Wie jetzt? Also warum... Und woher?" stammelte ich völlig überfordert und schaute ihn fragend an.
„Vom Emma. Sie wollte nicht, dass dein Geburtstag hier ausfällt und hat mich deshalb angeschrieben." erzählte er und lächelte vergnügt.
Tarja zog mich aus Rikus Armen, um mich ebenfalls zu umarmen und mir zu gratulieren. Als ich mich im Raum umguckte, konnte ich alle entdecken, die ich bisher von der Band und Crew kennen gelernt hatte. Selbst Osmo und Daniel waren gekommen und ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf.
Jetzt fing erst mal das Gratulieren und Geschenke überreichen an und nachdem das fertig war, wurde die Musik laut gemacht und ich hatte den ersten Cocktail in der Hand. Ich war total überwältigt und konnte es noch gar nicht richtig glauben.
„Willst du deine Geschenke gar nicht auspacken?" Samu sah mich fragend an und zeigte zu dem Tisch, auf dem ich erst mal alle Pakete abgestellt hatte.
„Ja doch. Soll ich jetzt?" fragte ich und alle nickten einstimmig.
Also stellte ich mich hin und packte ein Geschenk nach dem anderen aus. Ich bekam eine Finnlandflagge, auf dem jeder einen kleinen Spruch hinterlassen hatte, eine Helsinkitasche, eine Schal-Mütze-Handschuhkombi, ein Helsinki T-shirt, ein Buch über Finnen, einen Shopping-Gutschein mit der Aufschrift: "Damit du bald wiederkommst", ein Buch über Fotografie und ein Armband mit mehreren Anhängern.
Das Beste war ein Fotoalbum mit Fotos von der ganzen Gruppe, Konzertbildern, den Bildern von Daniel und mir und Fotos, die Samu zwischendurch immer wieder gemacht hatte. Es waren sogar Fotos von Riku und mir zusammen dabei, sowie Fotos nur von mir und ein paar sehr schöne von Riku. Das Buch hatten Daniel, Osmo und Samu gemacht und ich konnte nun die Tränen nicht mehr zurück halten. Schniefend umarmte ich alle um mich herum und bedankte mich mehrmals.
Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, hielt ich nach Riku Ausschau und entdeckte ihn in der Küche. Ich zog ihn an mich und küsste ihm stürmisch.
„Kiitos!" flüsterte ich zwischen mehreren Küssen und musste mich echt beherrschen, vor Glück jetzt nicht wieder in Tränen auszubrechen.
„Das habe ich doch gerne gemacht. Mein Geschenk hast du aber noch nicht aufgemacht." sagte er und griff hinter sich.
„Ich dachte die Party sei mein Geschenk." sagte ich erstaunt und löste mich etwas von ihm.
Er schüttelte den Kopf und reichte mir sein Geschenk.
Mein Herz klopfte wie wild, als ich vorsichtig die Schleife löste und es langsam öffnete. Mir kam es so vor, als wäre er aufgeregter als ich gerade. Es war ein großer Bilderrahmen mit 2 Fotos von Riku mit den beiden Mädchen. Alle lachten in die Kamera und ich lächelte verträumt, als ich es für mehrere Momente einfach nur anguckte.
„Dreh es um." bat er mich leise und ich guckte mir nun die Rückseite an.
Emmi und Nea hatten ein Bild für mich gemalt und es zeigte uns alle zusammen auf dem Spielplatz. Wir sahen aus wie eine richtige kleine Familie und mir kamen zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit die Tränen.
„Gefällt es dir?" fragte er schüchtern und ich konnte nur nicken.
Ich war sprachlos und musste mich erst mal setzen. Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Glas, sah zu ihm hoch und griff nach seinen Händen.
„Ich bin total überwältigt und glücklich und ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist toll, alles ist toll und ich kann dir gar nicht beschreiben, wie es mir gerade geht. Ich liebe dich so!"
Riku beugte sich zu mir nach unten und küsste mich. „Freut mich, dass die Überraschung so gut gelungen ist. Ich liebe dich auch!" antwortete er.
In diesem Moment kam Samu in die Küche und unterbrach die Situation. „Hey ihr zwei, da draußen ist die Party! Lasst uns endlich zusammen was trinken. Ein nüchternes Geburtstagskind geht doch gar nicht." meinte er und wir folgten ihm ins Wohnzimmer.
Den restlichen Abend floss noch einiges an Alkohol, wir lachten viel unterhielten uns über alles mögliche und ich lernte alle anderen noch besser kennen.
Mit Karri führte ich ein sehr interessantes Gespräch über Fotografie und Musik und ich stellte wieder fest, dass er mir total sympathisch war.
Als ich entdeckte, dass Daniel fleißig am Fotos machen war, holte ich meine Kamera auch raus. Einige Szenen waren gestellt, andere total spontan und ich wusste bereits, dass diese Erinnerungen etwas Besonderes waren.
Bald war ich schon etwas betrunken und hielt Ausschau nach meinem Freund. Dieser saß auf seinen Sessel und beobachtete seine Freunde beim feiern. Ich ging zu ihm und er zog mich auf seinen Schoß.
„Hey meine Hübsche." raunte er mir zu und streichelte über meinen Rücken.
Ich erschauerte unter dieser Berührung und seufzte auf. Mein Blick fiel auf sein Oberteil und für einen Moment war ich von seinem weiten Ausschnitt und ein paar Brusthaaren etwas abgelenkt. Ich streckte die Hand aus und strich mit den Daumen über die warme Haut an dieser Stelle.
Aus seinem Mund entwich ein leises Brummen und seine Hand landete auf meinen Hintern. Er fing an diesen zu kneten und auch ich konnte die Finger nicht mehr von ihm lassen. Die Party war zum Glück noch im vollen Gange und keiner achtete auf uns.




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