Wir klingelten und es wurde sofort von Samu geöffnet.
„Tarja nun beruhig dich mal." rief er nach hinten und schaute uns dann verschwörerisch und ein wenig leidend an. „Sie macht mich seit Stunden ganz wahnsinnig. Als würden wir das erste Mal Besuch bekommen!" flüsterte er und schüttelte lachend mit dem Kopf.
Dann begrüßte er uns mit einer Umarmung. „Schön dass ihr hier seid! Riku du weißt ja wo alles ist, ich zeige Lilly kurz die Wohnung. Vielleicht lässt sich Tarja ja von dir helfen." sagte er und nahm mir meine Jacke ab.
Er zeigte mir die einzelnen Räume und es war so ähnlich wie bei Riku. Schön eingerichtet, aber nicht zu aufdringlich oder angeberisch. Bevor wir ins Wohnzimmer kamen hielt er mich nochmal zurück.
„Danke." sagte er schlicht und ich war etwas verwirrt.
„Wofür?"
„Dafür, dass du hier bist. Auch wenn er und zugegeben auch ich, uns anfangs nicht gerade von der besten Seite gezeigt haben. Ich habe Riku schon lange nicht mehr so wie jetzt gesehen, du machst ihn wirklich glücklich." Er fuhr sich durch die Haare und ich überlegte, ob das in Finnland wohl eine typische Geste für Verunsicherung war.
Ich freute mich wirklich über diese Worte und lächelte Samu an. Ich konnte mir vorstellen, dass ihm das nicht so leicht gefallen war und ich nahm ihn kurz in den Arm.
„Riku ist das Beste was mir passiert ist und ich werde gut auf ihn aufpassen." versprach ich ihn noch und zusammen betraten wir das Wohn- und Esszimmer.
Riku saß am Tisch und beobachtete Tarja, die gerade den Tisch deckte. Samu blickte ihn fragend an. „Sie wollte keine Hilfe." beantwortete er die unausgesprochene Frage und zuckte mit den Schultern. Samu ging zu ihr hin, griff nach ihrer Hand und nahm ihr so etwas den Schwung. Er schob sie zu einem Stuhl, zwang sie sich zu setzen und schaute sie streng an.
„Du bleibst jetzt mal sitzen! Tisch decken bekomme ich gerade so noch hin." neckte er sie und küsste sie liebevoll.
Viel zu tun hatte er allerdings nicht mehr und kurze Zeit später saßen wir zusammen am Tisch, redeten und tranken Wein. Das Essen war richtig lecker und wir alle lobten Tarja dafür in den höchsten Tönen.
„So ihr zwei Hübschen. Da Lilly unser Gast ist und ich meinen Teil getan habe, dürft ihr euch um das aufräumen kümmern." entschied Tarja, stand mit ihrem Glas auf und schaute unsere Männer herausfordernd an.
Die beiden grummelten vor sich hin, konnten sich aber nicht wirklich raus reden.
„Lilly und ich werden solange ins Wohnzimmer gehen und über Frauensachen quatschen." Sie streckte die Hand nach mir aus und ich folgte ihr.
Wir machten es uns auf dem Sofa gemütlich und nippten an unserem Wein. Unsere Männer hatten Radio angemacht und fingen lautstark an herum zu räumen.
„Du willst mir jetzt doch bestimmt erzählen, wie es bei euch weiter gegangen ist oder?" vermutete ich und Tarja lachte leise.
„Okay, wo war ich stehen geblieben?"
„Da wo Samu das zweite mal in deinen Laden gekommen ist und wie es dir dabei ging." sagte ich und sie nickte.
„Stimmt. Also er stand da in der Tür und sein Blick wanderte über mich, als ich nun wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Wieder fragte ich mich warum dieser verschwitze, blonde Kerl so eine Auswirkung auf mich ausübte und versuchte mir das nicht anmerken zu lassen. Ich richtete meine Klamotten und fragte ihn dann, was ich für ihn tun kann. Wieder lachte er leise auf und bat mich erneut um einen Kaffee. Das ganze kam mir schon etwas seltsam vor und ich entschied ihm mitzuteilen, dass ich eigentlich noch gar nicht geöffnet hatte. Er kam ein paar Schritte näher, ließ den Blick durch das Café schweifen und fing dann meinen ein. Für ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl in seinen Augen zu versinken und ich spürte wieder dieses Kribbeln in meinem Bauch."
Tarja stoppte kurz und schaute verträumt Richtung Küche. Dann trank sie einen Schluck Wein und kehrte zu mir zurück.
„Mir kam es fast so vor, als ob es ihm ähnlich erging, denn seine Stimme klang etwas rau als er mich fragte, ob ich für ihn nicht eine Ausnahme machen könnte. Verdammt Lilly, in diesem Moment hätte er alles von mir haben können. Da ich nicht mehr wie angewurzelt vor ihm stehen wollte, setzte ich mich in Bewegung Richtung Theke und spürte dass er mir folgte. Ich stand nun mit dem Rücken zu ihm und hatte leicht zittrige Hände, als ich nach dem Kaffeebecher zum mitnehmen griff. Er hielt mich auf und bat mich um eine Tasse, da er hier gerne eine kurze Pause machen würde, wenn ich nichts dagegen hätte. Ich willigte ein, reichte ihm seinen Kaffee und nutze diese Unterbrechung, um mir auch einen zu machen und einen kurzen Moment zu verschnaufen. Ich setzte mich ihm gegenüber und hielt mich an meiner Tasse fest. Ich fand die Situation sehr verwirrend und es gefiel mir ganz und gar nicht, dass mich seine Nähe so nervös machte. Für einen kurzen Moment saßen wir schweigend da, bis er das Wort ergriff und anfing mich über den Laden auszufragen. Da es ein unverfängliches Thema war und ich mich schnell von meiner Begeisterung mitreißen ließ, kamen wir so ins Gespräch. Er fragte mich ein bisschen aus, erzählte selbst allerdings wenig von sich. Das Klingeln seines Handys unterbrach uns und er seufzte genervt auf. Er runzelte die Stirn als er aufs Display schaute, schüttelte mit dem Kopf und drückte den Anruf weg.
'Ich glaube ich sollte mich mal auf dem Weg machen.' meinte er leise, trank seinen Kaffee aus und legte mir das Geld auf dem Tisch. Sein Handy klingelte erneut, aber er ignorierte es auch diesmal. In seinen Augen erschien ein Ausdruck den ich nicht deuten konnte, es kam mir aber traurig, verloren und resigniert vor. Er wich meinen Blick aus und ich hatte plötzlich das starke Bedürfnis ihn zu umarmen. Ich räusperte mich und stand auf, um ihn nach draußen zu begleiten. Ich wollte ihn diesmal nicht so einfach gehen lassen, nahm all meinen Mut zusammen und sprach aus, was ich ihn die ganze Zeit fragen wollte.
'Darf ich den Namen, meines ersten inoffiziellen Gastes erfahren?' wollte ich wissen und meine Stimme klang total unsicher.
'Ich heiße Samu. Und wie heißt die nette Cafébesitzerin, die für mich schon die 2. Ausnahme gemacht hat?' fragte er lächelnd zurück, schaute mich wieder an und machte mir damit ordentlich weiche Knie.
'Ich heiße Tarja.' teilte ich ihm mit und erwiderte sein Lächeln.
'Bis zum nächsten Mal Tarja!' sagte er, hob kurz die Hand und ging davon. Ich glaube mein Name hat sich noch nie schöner angehört, als aus dem Mund dieses Mannes. Ich hatte eine Gänsehaut bei Samus Stimme bekommen und schaute ihm hinterher. Sein Handy klingelte schon wieder, er machte ein frustriertes Geräusch und ging diesmal ran. Seine Stimme klang genervt, aber mehr bekam ich nicht mehr mit da er sich immer weiter entfernte."
Ich saß wie gebannt da und lauschte Tarjas Geschichte.
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Gegen jede Regel
FanfictionLilly ist Sunrise Avenue Fan und hätte niemals erwartete das ihr sowas mal passieren würde... Durch einen kleinen Unfall lernt sie ein Mitglied aus der Band kennen und es entwickeln sich Gefühle. Doch die ganze Sache steckt voller Hindernisse.