Kapitel 72

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Am nächsten Morgen wurde ich wach, weil es im Bus plötzlich sehr laut wurde. Bevor ich überhaupt richtig wusste wo ich war, wurde der Vorhang geöffnet und Jennas Gesicht erschien in meinem Blickfeld.
„Papa hat gesagt, ich soll euch wecken!" informierte sie mich.
„Ich bin wach. Glaube ich..." gähnte ich und streckte mich.
Fragend schielte sie zu Riku und ich winkte ab. „Den mach ich schon wach. Kannst Raul sagen, dass wir gleich aufstehen."
Damit gab sie sich zufrieden und war auch schon wieder verschwunden.
Riku lag friedlich neben mir und schnarchte vor sich hin. Grinsend beugte ich mich über ihn und versuchte ihn wach zu küssen. Er zeigte allerdings keine Reaktion, da wir aber nicht alleine waren und andere Maßnahmen zum wecken nicht in Frage kamen, hielt ich ihm einfach die Nase zu.
Er grunzte, versuchte mich abzuwehren und öffnete dann die Augen. „Ziemlich unsanfte Art geweckt zu werden!" beschwerte er sich brummend und guckte mich mürrisch an.
„Ich habe es ja mit zärtlichen Küssen versucht, die haben aber keine Wirkung gezeigt." sagte ich und schob die Unterlippe vor.
Er wirkte eindeutig ein bisschen verkatert und noch ziemlich verschlafen. Das hinderte ihn trotzdem nicht daran sich vorzubeugen, meine Lippe zwischen die Zähne zu nehmen und zärtlich dran zu knabbern.
Damit jagte er mir einen angenehmen Schauer über den Rücken und ich seufzte leise. Leider wurde mir bewusst, dass wir eigentlich aufstehen sollten und ließ das Riku auch wissen.
„Wenn wir jetzt alleine wären..." raunte er vielsagend.
Der Blick den er mir zuwarf und die Betonung in seiner Stimme ließen mich frustriert aufstöhnen und ich musste wieder Abstand zwischen uns bringen. Also stand ich auf und kramte in meinen Sachen nach frischer Wäsche.
Nach 15 Minuten fühlte ich mich wieder halbwegs gut genug um unter Menschen zu treten und meine Gedanken waren auch größtenteils abgekühlt.
Riku hatte die Koje verlassen und stand im einfachen T-shirt, Stoffjacke und Jeans vorm Bus und rauchte.
Ich stellte mich hinter ihm, kuschelte mich an seinen Rücken und ließ meine Hände unter sein Shirt wandern. Seine Haut fühlte sich so warm und weich an und sofort wanderten meine Gedanken wieder in eine unanständige Richtung.
Er hatte inzwischen aufgeraucht, griff meine Hände und ich schmiegte mich noch näher an ihm.
Ich vergrub meinen Kopf in seiner Jacke und atmete seinen Duft tief ein. Er roch so unglaublich gut und ich war schon alleine dadurch leicht benebelt.
So standen wir für ein paar Minuten einfach da und genossen schweigend die Nähe des anderen. Hinter uns wurden die Geräusche lauter und das war unser Zeichen zum Aufbruch. Wir gingen in den Bus, packten unsere Sachen zusammen und sammelten uns vor dem Bus.
Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen, checkten ein und ich wurde immer nervöser. Die Minuten bis wir ins Flugzeug konnten, saß ich neben Riku auf der Bank und zappelte aufgeregt mit den Beinen.
Riku legte eine Hand auf meine Knie und stoppte mich in der Bewegung. „Hey Lilly was ist denn los?"
„Ich bin aufgeregt, nervös und ich freu mich gleichzeitig total auf die Zeit mit dir." antwortete ich ihm ehrlich.
Er lächelte mich an, legte den Arm und mich und küsste mich zärtlich. „Du machst dir zu viele Gedanken. Wir werden eine tolle Zeit zusammen haben Lilly, das verspreche ich dir!" Er streichelte beruhigend über meine Hand und ich fühlte mich sofort besser.
Ich ließ mich bald von der ausgelassenen Stimmung der anderen anstecken und bemerkte erst wie schnell die Zeit vergangen war, als unser Flug aufgerufen wurde. Im Flugzeug lehnte ich mich an Riku, er hielt meine Hand und ich schloss die Augen.
Nach zwei Stunden Flug waren wir in Helsinki angekommen. Es war fast so etwas wie ein kleiner Schock, vom kalten grauen Deutschland, ins kältere und weiße Helsinki zu kommen. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal Schnee sieht, dabei waren wir gerade erst aus der Flughafentür raus.
„Ich würde vorschlagen, wir fahren erst mal zu mir in die Wohnung. Da kannst du auspacken und duschen und wenn du dann noch Lust hast, gehen wir ein bisschen spazieren?"
Ich nickte einfach nur, war ich doch noch immer leicht sprachlos von den Empfindungen, die mich gerade durchliefen. Ich war wirklich hier, mit Riku, in Helsinki und es fühlte sich so unglaublich echt an.
Wir gingen alle gemeinsam raus und riefen uns Taxis. Vor der Tür trennten sich unsere Wege und das artete fast zu einem chaotischen Gruppenkuscheln aus. Jeder umarmte und verabschiedete sich voneinander und man merkte allen an, dass ihnen der Abschied sichtlich schwer fiel. Und das, obwohl sie seit Wochen aufeinander hockten und gar nicht weit voneinander weg wohnten. Aber der jetzige Abschied bedeutete nun offiziell das Ende der Tour und das war nicht einfach für die Jungs. Schließlich saßen wir alle in unseren Taxis und fuhren los. Es dauerte nicht lange und wir waren bei Riku angekommen.
Neugierig schaute ich mich um und war positiv überrascht. Er wohnte in einer schönen Gegend und es sah total normal aus. Hätte ich mir eigentlich auch denken können, denn es machte keiner von ihnen den Eindruck als würden sie sich auf das Geld oder den Erfolg etwas einbilden.
Er nahm meine Sachen aus dem Taxi und schloss die Haustür auf. Wir gingen eine Treppe hoch und standen vor seiner Wohnungstür, die er jetzt aufschloss. Mit dem Fuß schob er die Tür auf, griff meine Hand und zog mich in seine Wohnung.


-> Hey ihr Lieben, bitte nicht wundern, aber ich habe die Kapitel etwas umsortiert. :)




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