Kapitel 99

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An der Anmeldung machte ich noch einen neuen Termin und ging mit Riku händchenhaltend vor die Tür.
Als wir wieder draußen standen, ließ ich mich von ihm in seine Arme ziehen. „Wir bekommen tatsächlich ein Baby." flüsterte er heiser und räusperte sich gerührt.
Das brachte mich zum lächeln und ich schaute in sein Gesicht. „Keine Sorge, diese Reaktion ist völlig normal." wiederholte ich die eben gehörten Worte und streichelte über seine Wange.
„Ich hatte ganz vergessen wie das ist, wenn man sein Kind das erste Mal im Ultraschall sieht." murmelte er und drückte mich noch etwas fester an sich. „Es ist völlig egal, dass wir erst so kurz zusammen sind und alles ein bisschen kompliziert ist... Es macht mich unglaublich glücklich."
Ich war froh, dass Riku sich ähnlich fühlte wie ich und versuchte nicht zu gefühlsselig zu reagieren. „Weißt du... ich hätte mir keinen Besseren für dieses Durcheinander aussuchen können."
Er lächelte mich an und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. „Gut, dass du so denkst. Mich wirst du nämlich nicht mehr los."
Ich atmete einmal tief durch, stellte erneut fest wie toll ich seinen Duft fand und löste mich ein bisschen von ihm.
„Und was machen wir jetzt mit den angebrochenen Tag?" Wollte er wissen und ich überlegte einen Moment.
„Wir könnten schwimmen gehen, in die Sauna, spazieren gehen..." zählte ich auf und wurde von Riku unterbrochen. „Schwimmen und Sauna hört sich ziemlich gut an." ließ er mich wissen und ich nickte.
„Wäre auch meine erste Wahl gewesen. Hast du denn Badesachen dabei?"
„Natürlich! Ich nehme meine Badehose für solche Fälle immer mit. Ich bin schließlich Finne und allzeit bereit für die Sauna." lachte er und ich schüttelte amüsiert mit dem Kopf. „Selbstverständlich, wie konnte ich das nur vergessen?"
Wir fuhren nach Hause und packten unsere Sachen zusammen. Wir hatten hier in Hildesheim ein Schwimmbad mit einer sehr schönen Saunalandschaft und ich freute mich auf diesen Tag mit Riku.
Vor den Saunagängen wollte ich noch ein paar Runden schwimmen und hatte echte Schwierigkeiten meinen Freund dazu zu motivieren. Ich trat in meinem Bikini aus der Umkleide und Riku ließ seinen bewundernden Blick ungeniert über meinen Körper wandern. Ich fühlte mich wirklich geschmeichelt von dieser Reaktion, zwinkerte ihn frech zu und lief los.
Er folgte mir zum Schwimmbecken und stieg hinter mir ins Wasser. Als wir noch am Rand waren, zog er mich an sich und konnte seine Hände nicht bei sich lassen. „Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war." flüsterte er mir leise ins Ohr. Seine Stimme klang rau und das ließ mich erschauern.
„Was meinst du, welche Idee?" fragte ich und drehte mich verwirrt zu ihm um.
„Die mit dem schwimmen gehen. Der Bikini steht dir unglaublich gut und das ist nicht nur mir
aufgefallen. Und wenn mir dabei schon so unanständige Gedanken kommen... " erklärte er und ich musste über das Geständnis schmunzeln.
„Bist du etwa eifersüchtig?" neckte ich ihn und er zog eine Schnute.
„Vielleicht ein ganz kleines bisschen!" gab er zu und sah dabei so unglaublich niedlich aus, dass ich nicht anders konnte, als ihn einfach zu küssen.
„Das sagt der Richtige! Sind dir die Blicke der Damen hier nicht aufgefallen, als du aus der Umkleide gekommen bist?"
„Ehrlich gesagt, hatte ich nur Augen für dich." erwiderte er liebevoll und strich mir durch die nassen Haare.
„Ach du Charmeur..." winkte ich ab und räusperte mich verlegen. „So nun aber wieder zurück in die Realität. Lass uns etwas für unsere Fitness tun." lachte ich, befreite mich aus seinen Armen und schwamm los.
Riku holte mich bereits nach kurzer Zeit ein und wir veranstalteten ein kleines Wettschwimmen,
welches er natürlich gewann. Als er an mir vorbei war, streckte er mir die Zunge raus und legte
noch etwas an Tempo zu. Kurz danach ließ er mich wieder aufholen und die nächsten Bahnen
schwammen wir ganz brav nebeneinander, bis ich keine Lust mehr hatte.
Wir wechselten zum Spaßbereich und tobten uns da eine Weile aus. Hinterher landeten wir im Whirlpool und ich genoss das Blubbern mit geschlossenen Augen. Ich unterdrückte ein Gähnen und seufzte leise auf. Es nervte mich, dass ich in dieser Schwangerschaft so schnell müde wurde und ich mich auch jetzt am liebsten irgendwo hinlegen würde.
Riku bemerkte meine Erschöpfung und schlug vor, in den Saunabereich zu gehen. Wir packten unsere Sachen zusammen und ich zog meinen Bikini aus.
„Oh stimmt... Das hatte ich völlig vergessen, ihr geht in Deutschland ja nackt in die Sauna." Ihm war es sichtlich unangenehm ohne seine Badehose zu gehen und er erklärte mir, dass das in Finnland so nicht üblich war in einer öffentlichen Sauna. Nachdem er sich noch etwas beschwert hatte, wickelte er sich sein Handtuch um und wir konnten in die erste Sauna.
Die Wärme war angenehm und ich versuchte mich zu entspannen, aber nicht einzuschlafen. Ich hatte meine Augen geschlossen und öffnete sie wieder, als Riku leise aufseufzte. Er hatte sich zurück gelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen waren zu.
Ich nutzte diese Gelegenheit um ihn mir genauer anzugucken. Seinem Oberkörper bedeckte bereits ein leichter Schweißfilm und die ersten Tropfen liefen über seine Brust. Mein Blick folgte einen dieser Tropfen über seine Schulter, an seinem Brusthaar vorbei über seinen Bauch weiter nach unten. Erst als er im Handtuch verschwand löste ich meinen Blick und schaute wieder in sein
Gesicht.
Dieser hübsche, liebevolle und unglaublich attraktive Mann war mein Freund und der Vater meines ersten Kindes. Bei dem Anblick, den er mir gerade bot, fuhren meine Gefühle Achterbahn und ich versuchte nicht an allzu unanständige Dinge zu denken. Zum Glück bekam er davon nichts mit, denn er döste friedlich vor sich hin.
Kurz danach war die Zeit um und wir gingen zu den Liegen, nachdem wir kalt geduscht hatten. Im Gegensatz zu Riku, der sich komplett unter den kalten Strahl stellte, hüpfte ich nur quietschend darunter umher.
Riku trat neben mich und legte den Arm um meine Hüfte. „Bisher hatte ich immer angenommen, dass eine kalte Dusche gegen heiße Gedanken hilft. Ich muss aber feststellen, dass das bei dir so gar nicht wirkt."
Ich lachte leise auf. „Heißt das... du stellst dir unanständige Dinge mit mir vor, wenn ich so nackt und heiß und schwitzend neben dir liege? Wie du mich anfasst und ich dich auch berühre..." Ich streckte mich auf der Liege aus und griff nach der Decke.
Riku atmete zischend aus. „Lilly! Wieso spielst du mit mir? Du machst mich fertig... Du bist nicht fair und das weißt du auch. Nicht fair!" sagt er empört und drehte sich demonstrativ um.
Ich grinste und kuschelte mich in die warme Decke. Ich war wirklich froh, dass er mir meine
Gedanken nicht ansehen konnte.
Ein paar Mal wechselten wir noch zwischen dem Entspannungsbereich und den Saunas hin und her, bis ich echte Probleme hatte wach zu bleiben.
Riku streichelte über meine Wange und lächelte. „Ich glaube wir sollten nach Hause, du bist ja völlig erschöpft."
Ich nickte zustimmend, ging duschen und packte die Sachen zusammen. Ich fühlte mich wie nach mehreren Stunden Fitnessstudio und hatte das Gefühl, auch verlangsamt zu reagieren.
Riku bestand da drauf zurück zu fahren und das war mir nur Recht. Ich lehnte mich zurück und
schloss meine Augen
Da fiel mir plötzlich etwas ein und ich setzte mich wieder auf. „Oh... Wie konnte ich das nur übersehen?" rief ich aus und schaute zu Riku, der mich nun auch fragend anblickte.
„Was denn?"
„Du rauchst nicht mehr." antwortete ich und war wegen dieser Erkenntnis total überrascht.
Er nickte und lachte auf. „Das fällt dir jetzt erst auf?"
„Ja." Ich senkte schuldbewusst den Kopf. „Mir ist aber aufgefallen, dass du weniger geraucht hast,
wenn wir zusammen waren."
„Das stimmt. Und das fiel mir in deiner Gegenwart auch gar nicht so schwer." Er warf mir einen liebevollen Seitenblick zu.
„Aber den Entschluss richtig aufzuhören habe ich erst gefasst, als du mir erzählst hast, wie schlecht es dir geht wenn jemand in deiner Nähe raucht oder nach Rauch riecht."
Ich war total erstaunt und schüttelte über mich selbst und meine Aufmerksamkeit den Kopf. „Und wie machst du das? Wie klappt es?"
Er fuhr sich durch die Haare. „Naja... Es fällt mir schon recht schwer, aber ich habe ja jetzt den passenden Grund. Ich will nicht der Grund für deine Übelkeit sein, das hilft mir durchzuhalten. Also das und..." Er zeigte auf seinen Arm. "Nikotinpflaster. Und... Kaugummi, wenn das Verlangen zu groß ist."
„Du glaubst gar nicht wie viel mir das gerade bedeutet. Ich bin total stolz auf dich und..." Mir fehlten eindeutig die richtigen Worte und ich grinste einfach verliebt vor mich hin.
„Für dich würde ich alles tun." murmelte er kaum hörbar und ich griff nach seiner Hand. „Ich liebe dich. Mehr als du dir vorstellen kannst." Er parkte in der Nähe meiner Wohnung und wir stiegen aus.
Ich lief um das Auto herum und warf mich in seine Arme. „Danke. Danke. Danke." murmelte ich an seiner Brust.
Er strich mir durch die Haare und wir verharrten für einen Moment in dieser Umarmung. „Na komm, lass uns hoch gehen. Du bist noch immer leicht wackelig und gehörst auf das Sofa."

Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt