Als das Flugzeug in Deutschland landete, fühlte ich mich leer und unvollständig. Allerdings war ich froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Zeit im Flugzeug hatte sich unglaublich hingezogen und ich wusste bald nicht mehr, wie ich mich ablenken und beschäftigen sollte.
Langsam stand ich auf, holte mein Handgepäck und ging zum Gepäckband. Als ich alles hatte, wendete ich mich Richtung Ausgang und stellte erleichtert fest, dass Emma bereits da war.
Sie sah sofort, wie schlecht es mir gerade ging und zog mich in eine Umarmung. Es war klar, dass diese Geste meine mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung komplett zerstörte und mich wieder zum weinen brachte.
Meine Freundin hielt mich einfach schweigend fest und strich mir sanft über den Rücken. Als ich mich wieder soweit beruhigt hatte und mein Körper nur noch unter leisen Schluchzen bebte, löste sie sich von mir und lächelte mich ermutigend an.
„Na komm Süße, lass uns fahren. Du gehörst auf dein Sofa."
Ich nickte nur, Emma nahm mir meine Tasche ab und führte mich zum Auto. Ihre Nähe tat mir gut und als wir zusammen unterwegs waren, erzählte ich ihr schon von ein paar Erlebnissen und hatte mich einigermaßen im Griff.
Bei mir zu Hause angekommen, stellte ich meine Sachen einfach achtlos in mein Schlafzimmer und setzte mich mit Emma auf mein Sofa.
Zusammen mit einer großen Packung Eis und zwei Löffeln, erzählte ich ihr von der restlichen Zeit in Helsinki.
Ich zeigte ihr meine Fotos und die Geschenke. Als wir da drauf zu sprechen kamen machte sie plötzlich ein komisches Geräusch.
„Was war das denn?" fragte ich und hob eine Augenbraue.
„Ich bin doch bescheuert! Ich habe dein Geschenk mit und total vergessen es dir zu geben." rief sie aus und kramte in ihrer Tasche. Sie reichte mir ein Paket und einen Umschlag . „Zuerst den Umschlag!" bestimmte sie und grinste mich dabei an.
Ich war ziemlich gespannt, was da wohl drin wäre und öffnete ihn vorsichtig.
In der Karte befand sich ein Gutschein für einen Winterkleidung-Shopping-Tag und ich musste schmunzeln.
„Naja für einen echten finnischen Winter ist dein Kleiderschrank sicherlich nicht ausgerüstet. Da sind neue Klamotten doch ein Must-have." erklärte sie ihr Geschenk und da musste ich ihr Recht geben.
„Das stimmt wohl. Ich habe die Kälte teilweise schon gemerkt, trotz meiner Winterjacke."
Das andere Geschenk war mit einer Schleife eingepackt und ich machte ein sehr undefinierbares Geräusch, als ich das Papier entfernte. Emma hatte es tatsächlich geschafft die Maxi Cd's von Sunrise, die es hier gar nicht gab, zu besorgen.
Meine Augen strahlten und ich wusste im ersten Moment nicht, was ich sagen sollte. Als Danke bekam sie dann einen dicken Schmatzer und eine feste Umarmung. Ich schaute mir die Booklets an und hatte für einen kurzen Moment ein verzückten Lächeln auf den Lippen, als ich mir Rikus Bild anguckte.
Für den Abend bestellten wir uns eine große Pizza und ich merkte erst beim essen, dass ich wirklich Hunger hatte. Nachdem wir danach entspannt und satt auf dem Sofa saßen, hatte Emma nun genügend Zeit mir von ihr und Markus zu erzählen.
„Wir haben entschieden, wenn alles so läuft wie jetzt, uns in 6 Monaten eine gemeinsame Wohnung zu suchen." erzählte sie mir und ich konnte ihren verliebten Gesichtsausdruck gut nachempfinden. „Lilly ich liebe diesen Kerl! Und deswegen kann ich deine Pläne mit Helsinki auch total verstehen." gestand Emma und wir seufzten beide leise auf.
Emma hatte wieder eine Auswahl an Filmen dabei und davon schauten wir uns noch zwei an, bevor sie sich auf dem Weg nach Hause machte. Natürlich nicht, ohne mich ein paar Mal besorgt zu fragen, ob es mir denn auch gut ginge.
Als Emma weg war, legte ich mich mit meinem Laptop ins Bett und schaute mir in Ruhe meine Bilder an. Manchmal konnte ich selbst noch gar nicht ganz begreifen, was in der letzten Zeit alles passiert war.
Ich schrieb Riku noch einen Gute-Nacht-Gruß und machte meinen Laptop wieder aus. Ich legte diesen an die Seite und starrte in die Dunkelheit.
Ich fragte mich, was Riku in diesen Moment wohl machte und ob er mich auch so vermisste. Ich nahm mein Handy wieder in die Hand und öffnete das Nachrichtenfenster. Leider hatte er noch nicht geantwortet und ich seufzte traurig auf.
In meinen Augen sammelten sich die Tränen und ich vergrub mein Gesicht in das Kissen. Es dauerte etwas bis ich mich wieder beruhigt hatte, aber danach ging es mir etwas besser.
Morgen musste ich ganz dringend mit meiner Schwester telefonieren beschloss ich, bevor mir endlich die Augen zufielen.
Die ersten Tage ohne Riku fielen mir wirklich schwer. Mit mir war nicht wirklich viel anzufangen und ich zog mich etwas zurück. Abends war es besonders schlimm, oft wanderte ich ruhelos zwischen Wohn- und Schlafzimmer umher oder klickte mich durch meine Bilder. Bisher hatte ich mit den Alleinsein keine Probleme, jetzt kam mir meine Wohnung einfach nur leer und dunkel vor. Nur auf Arbeit konnte ich mich etwas ablenken und hatte Daniel in meiner Nähe, mit dem ich redete und der mich verstand. Auch er vermisste Osmo und das brachte uns noch näher zusammen. Ich fühlte mich in seiner Nähe wirklich wohl und das half mir diese Zeit zu überstehen.
Immer wenn mein Handy piepte, klopfte mein Herz und Rikus Worte zauberten mir jedes Mal ein Lächeln auf mein Gesicht. Seine Worte waren immer so liebevoll und ich war mir sicher, dass ich ihm genauso fehlte wie er mir.
Am meisten freute ich mich jedoch auf unsere abendlichen Gespräche. Es war so schön sein Gesicht zu sehen und sein Lächeln ließ mein Herz sofort schneller schlagen.
Emma war schon am verzweifeln, weil ich keine Lust hatte etwas zu unternehmen und gab irgendwann einfach auf. Sie war trotzdem für mich da und hörte mir zu, wenn ich Redebedarf hatte. Ich wusste selbst, dass ich eine schreckliche Freundin war, konnte aber bei meinen Liebeskummer einfach nicht anders.
Die erste Woche hatte ich so überstanden und langsam ging es mir auch etwas besser. Auf Arbeit bekamen wir ein paar interessante Aufträge rein und das beschäftigte mich gut.
Abends traf ich mich auch wieder mit Emma, wenn sie nicht mit Markus zusammen war oder ging mit Daniel essen.
Ich hatte mir Unterlagen zum finnisch lernen am Pc bestellt und versuchte mich, einigermaßen regelmäßig, am Vokabeln lernen. Leider klappte das nicht wirklich gut und ich musste mir wohl einen richtigen Kurs suchen.
Danach verlief eigentlich alles wieder recht normal. Wenn ich mich nicht mit meinen Freunden traf oder arbeiten ging, skypte ich mit Riku oder Osmo und schrieb regelmäßig mit Tarja.
Mit Charly führte ich ein langes Gespräch über die Zeit in Helsinki, meine weiteren Pläne, die Beziehung zu Riku und alles andere. Sie war ein wenig geschockt über mein Vorhaben auszuwandern, wenn es weiter so mit Riku lief wie bisher. Gegen Ende des Gesprächs hatte ich sie wieder etwas milde gestimmt, da ich sie überzeugt hatte, dass ich so was nur gut überlegt tun würde.
Seit ein paar Tagen fühlte ich mich nicht so gut. Mein Kreislauf spielte etwas verrückt, ich fühlte mich schlapp und mir war ein paar Mal am Tag leicht übel. Anfangs schob ich das noch auf den Stress und das Gefühlschaos aber langsam hatte ich das Gefühl krank zu werden.
Wenn das nicht besser werden würde, müsste ich mir einen Termin bei meinen Hausarzt machen. Solange es sich aber nicht noch verschlimmerte, wollte ich erst mal abwarten. Wir hatten so viel zu tun, dass ich nicht wirklich krank machen konnte.
Ich vermisste Riku und auch die anderen ganz schrecklich. Ende März bis Mitte April war Sunrise Avenue in Finnland unterwegs und immer wenn ich die Fotos von den Konzerten sah, wurde ich ganz wehmütig.
Nach dem Bandmeeting hatten Riku und ich uns die letzte Aprilwoche ausgesucht, um uns endlich wieder zu sehen. Er würde am Donnerstag Abend ankommen und bis Sonntag Abend bleiben. Am Samstag wollten wir meine Schwester besuchen und ich war jetzt schon aufgeregt deswegen.
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Gegen jede Regel
FanfictionLilly ist Sunrise Avenue Fan und hätte niemals erwartete das ihr sowas mal passieren würde... Durch einen kleinen Unfall lernt sie ein Mitglied aus der Band kennen und es entwickeln sich Gefühle. Doch die ganze Sache steckt voller Hindernisse.