Kapitel 23

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Vollbeladen kehrten wir wieder zurück und bauten alles auf. Ich versuchte krampfhaft meine zittrigen Hände zu beruhigen, denn wenn mir etwas aus der Hand fiel, würde ich mir das nie verzeihen können.
Ich spürte, dass Riku mich beobachtete und seine Blicke waren so intensiv, dass es sich anfühlte als würde er mich berühren. Ich wusste nicht wie lange ich das aushalten konnte.
Daniel fing an Samu und Raul zu fotografieren, die zusammen auf dem Sofa vor ihren Macs saßen.
Um mich zu beschäftigen, nahm ich mir meine Kamera und versuchte mich an Osmo als Model. Er machte gut mit, ließ sich von mir problemlos von einer Pose in die nächste bringen und nach kurzer Zeit hatten wir ein paar echt gute Fotos gemacht.
Das war mir vorher noch nie aufgefallen, aber Osmos Augen hatten eine sehr faszinierende Farbe. So ein blau hatte ich bisher noch nie gesehen. Er lächelte mich freundlich an und ich stellte fest, dass er mir sehr sympathisch war.
„Bevor wir mit den anderen weiter machen, möchte ich jetzt gerne ein paar Gruppenbilder machen." gab Daniel die Anweisung und scheuchte sie alle zusammen.
Ich stand mit dabei und machte jedes Foto aus einem anderen Winkel. Teilweise mussten wir manche Fotos mehrmals machen, da keiner von den Jungs wirklich ernst bleiben konnte und ich bewunderte Daniel für seine stahlharten Nerven.
Ich kannte die verrückten Finnen und ihr Verhalten ja bereits, deswegen war ich darauf vorbereitet, aber Daniel hatte sich noch nie mit der Band beschäftigt. Oft musste ich vor lauter lachen die Kamera sinken lassen und ich war wirklich froh, dass die Stimmung so gut war.
Riku und ich warfen uns immer verstohlene Blicke zu und wenn sie sich dann trafen, guckten wir wieder weg. Immer wenn er lachte, schlug mein Herz um einiges schneller und mir wurde ganz warm in seiner Nähe.
Nachdem Daniel zufrieden war fehlten noch Einzelfotos von Sami und Riku. Leider war ich wieder beschäftigt, mir ein heimliches Blickduell mit Riku zu liefern, deswegen fing Daniel schon mal mit Sami an.
„Lilly machst du die letzten Fotos bitte noch mit... ähm... Riku war das oder? Sorry ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis. Dann sind wir mit dem ersten Teil fertig und können eine kleine Pause machen."
Riku lehnte lässig an der Wand und ich konnte absolut nicht deuten, was gerade in ihm vorging.
Okay Lilly, du bist ein Profi, du hast das drauf sagte ich mir immer wieder und setzte die Kamera an.
Riku stand sehr ungünstig und ich versuchte, ihm zu erklären wie er den Kopf und Körper drehen sollte, aber er verstand nicht was ich wollte. Also ging ich zu ihm hin, um ihn richtig auszurichten und bereute meinen Entschluss sofort. Es war schon schwer gewesen 3-5 Meter von ihm entfernt zu sein, jetzt stand ich direkt vor ihm und wusste kurzzeitig nicht, was ich eigentlich machen wollte.
Profi, Profi, Profi kam es mir wieder in den Sinn und ich versuchte, mich zu konzentrieren.
Zum Glück hatte er einen Pulli an, den direkten Hautkontakt hätte ich nicht überlebt. Ich streckte die Hand aus und berührte Riku am Arm. Es war nur eine einfache Berührung und doch durchzuckte mich eine Welle von Gefühlen. Ich konnte seine Wärme und Muskeln fühlen und als er sich etwas in die Richtung bewegte in die ich ihn dirigierte, wehte sein Duft zu mir und ich hatte das dringende Bedürfnis genüsslich die Augen zu schließen.
Mein Blick hatte anfangs noch einen Punkt hinter ihm fixiert, wurde jetzt aber von seinem Hals angezogen, glitt über seine Brust, zu seinem flachen Bauch und verharrte an der Gürtelschnalle. Ich konnte an seiner Haltung erkennen, dass er leicht angespannt war und ich traute mich nicht, ihm ins Gesicht oder gar in die Augen zu gucken. Sein Blick brannte förmlich auf meiner Haut und ich fühlte mich nicht mehr so ganz zurechnungsfähig.
Ich wusste nicht, was ich machen würde, wenn unsere Blicke sich jetzt treffen würden. Nicht nur mein Körper hatte mich verraten, auch mein Kopf spielte plötzlich einen eigenen Film ab. Um mich herum war alles andere ausgeblendet und ich wünschte mir, die Zeit würde genau jetzt stehen bleiben. Mein Herz schlug wie wild und mein Körper fühlte sich an, als würde ich in Brausepulver baden.
Das Ganze hatte zwar nur wenige Sekunden gedauert, Riku hatte eigentlich nichts gemacht und mich trotzdem total aus der Fassung gebracht.
Schnell schuf ich wieder den nötigen Abstand zwischen uns, betrachtete ihn nochmal kurz und nickte zufrieden. Mit der Pose konnte ich arbeiten. Die ersten Fotos waren noch etwas wacklig, aber ich hatte mich bald soweit gefangen, dass ich die Kamera wieder ruhig halten konnte.
Komischerweise wusste er jetzt ganz genau, wie er sich zu bewegen und zu posieren hatte und es machte sogar richtig Spaß. Die Stimmung zwischen uns lockerte sich ein wenig auf als er anfing rumzualbern.
Ich habe ein paar Mal geschafft sein unglaubliches Lachen einzufangen und war mächtig stolz auf mich. Daniel musste uns sogar irgendwann stoppen und sagte mir, dass es Zeit war eine Pause zu machen.
„Ich werde mir hier mal das Catering angucken, kommst du mit?"
„Nein ich gehe raus und schnappe etwas frische Luft. Ich schau mir später mal an was es hier so zu Essen gibt."
Die Reaktion auf Riku eben war mir wirklich unangenehm und ich hoffte inständig, dass es keiner beobachtet hatte. Ich legte meine Kamera bei Seite, griff mir meine Tasche und ging mit einem Becher Kaffee nach draußen.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt