Kapitel 81

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Ich war allerdings nicht alleine und zuckte erschrocken zusammen, als ich eine Person in der Dunkelheit erkannte, die da stand und rauchte.
'Hey nicht erschrecken, ich bin es nur.' sagte er, aber ich hatte vorher schon erkannt dass es Samu war. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und ich bildete mir ein, dass seine Stimme noch rauer klang als sonst. Wieso war er noch hier? fragte ich mich, obwohl es mich auf unerklärliche Weise freute. Plötzlich wurde es etwas windig und ich erschauerte leicht.
'Willst du kurz mit rein kommen? Ich muss noch den Rest aufräumen.' fragte ich ihn wie ferngesteuert und er nickte. Ich hatte bereits das Hauptlicht ausgeschaltet, so dass drinnen eine fast romantische Stimmung herrschte. Ich wusste mal wieder nicht was ich von der Situation halten sollte und fühlte mich von Moment zu Moment unsicherer. Er war mir eigentlich völlig fremd, aber bis auf die verwirrenden Gefühle die er in mir auslöste, fühlte ich mich sehr wohl in seiner Nähe."
Ich konnte ihr ansehen wie gerne sie diese Geschichte erzählte und wie sehr sie Samu liebte.
„Ich machte das Radio an, kochte uns noch einen Kaffee und beseitigte schnell das restliche Chaos. Er bat mir seine Hilfe an, aber ich lehnte ab und sagte, dass er sich einfach setzen solle. Ich wollte mich gerade zu ihm hinsetzen, als sie ein Lied im Radio spielten das ich echt gut fand. Ich tänzelte zum Radio und machte es etwas lauter.
'Sorry das Lied mag ich, das muss ich lauter machen.' sagte ich und fing an mit zu summen. Er lachte leise und das verursachte mir ein Kribbeln im Bauch. Wir saßen noch eine ganze Weile da, redeten und lachten zusammen. Es war so unbeschwert und es kam mir so vor, als würden wir uns wirklich kennen und verstehen. Ich hätte noch stundenlang mit ihm reden können, aber so langsam spürte ich die Anstrengung vom Tag und gähnte ein paar Mal.
'Ich glaube da gehört aber jemand ins Bett.' bemerkte er und ich stand auf. Ich bestätigte seine Vermutung, streckte mich ein mal kurz und er beobachtete mich dabei. Ich stellte unsere Tassen einfach an die Seite, nahm meine Tasche und wir gingen zusammen raus. Ich löschte das Licht, schloss ab und wir standen etwas unsicher voreinander.
'Danke dass du da warst!' sagte ich und aus einer spontanen Laune heraus umarmte ich ihn einfach. Er war erst etwas überrascht, dann spürte ich wie er die Umarmung erwiderte und mir mit den Händen über den Rücken streichelte. Ich atmete tief seinen Duft ein und musste mich echt beherrschen nicht aufzuseufzen. Als wir uns viel zu schnell wieder voneinander lösen wollten, trafen sich unsere Blicke und verschmolzen ineinander. Samu reagierte zuerst, er zog mich einfach wieder an sich und senkte seine Lippen auf meine. Ich war so überrascht, dass ich ihn einfach machen ließ. Zuerst küsste er mich nur ganz sanft, er berührte meine Lippen kaum und ließ mir so die Möglichkeit mich abzuwenden. Als ich mich nicht wehrte, wurde der Kuss etwas intensiver. Ich weiß nicht mehr genau wie lange wir uns küssten, ich weiß nur, dass wir beide danach ziemlich atemlos voreinander standen. Mein Herz klopfte wie wild und in meinen Bauch kribbelte es auch wie verrückt.
'Wow... also...' stammelte ich und fand einfach keine Worte in diesem Moment.
'Geht mir auch so...' murmelte er und grinste mich etwas verlegen an. Er fuhr sich durch die Haare und fing meinen Blick ein.
'Soll ich dich nach Hause bringen?' fragte er leise und ich ging auf seinen Vorschlag ein. Ich habe gar nicht dran gedacht, dass diese Frage auch anders hätte gemeint sein können. Samu war aber ganz Gentleman, er brachte mich wirklich nur nach Hause, ohne Hintergedanken und bat mich für einen der nächsten Tage um ein Date. Ich willigte natürlich ein und freute mich wahnsinnig auf dieses Treffen. An diesem Tag erfuhr ich dann auch von Sunrise Avenue und der Trennung von seiner Freundin vor nicht allzu langer Zeit. Da fiel mir dann auch der peinliche Moment wieder ein, an dem Abend der Eröffnung, als ich das Radio aufgedreht hatte. Seitdem ist Fairytale gone bad unser Sunrise Lied." Sie seufzte leise auf.
„Samu gestand mir, dass er sich auf den ersten Blick in mich verliebt hatte und das der Auslöser war, sich endlich zu trennen. Den Gedanken hatte er wohl schon länger gehabt und hatte es auch zwei mal gemacht. Im Nachhinein kann er auch nicht mehr sagen, warum er sie beide Male wieder zurück genommen hatte. Es war keine liebevolle Beziehung und er wusste, dass sie nur sein Geld wollte und sich seinen Erfolg und das Berühmt sein zu Nutze gemacht hat. Ich glaube, aber das darfst du nicht weiter erzählen, dass Samu einfach froh war nicht alleine zu sein. Ich denke manchmal, es haben sich beide auf gewisse Art und Weise gegenseitig ausgenutzt."
Tarja schloss ihre Erzählung und war kurz in Gedanken versunken. Es wurde immer viel über angebliche Freundinnen und Affären der Bandmitglieder erzählt und auch das mit seiner Ex war kein Geheimnis. Immerhin ist er von selber drauf gekommen, das ist ja schon mal gut.
„Weißt du schon, wie es mit dir und Riku weiter geht?" wechselte Tarja das Thema und stellte die Frage, über die auch schon nachgedacht hatte.
„Ich bin in einem Jahr mit meiner Ausbildung fertig, danach ist noch alles offen. Ich hätte ehrlich gesagt kein Problem den Standort zu wechseln. Aber das hat noch etwas Zeit. Erstmal müssen auch die berühmten drei Worte fallen." erklärte ich und blickte in die Richtung, wo sich Samu und Riku aufhielten.
„Liebst du ihm? Also ich meine, ist es schon mehr als nur verliebt sein?" wollte sie wissen und sah mich forschend an.
„Ja. Riku ist das Beste was mir passieren konnte und ich werde ihn nicht mehr los lassen. Auch wenn ich totale Angst habe ihn zu verlieren und verletzt zu werden. Er ist es allemal wert, über meinen Schatten zu springen."
„Wie meinst du das genau?" fragte sie nach und ich erzählte ihr die Geschichte mit den letzten Beziehungen.
„Dann kann ich natürlich verstehen, wie schwer das für dich ist. Aber glaube mir, Riku ist da ganz anders!" versuchte sie mich zu überzeugen.
Das wusste ich allerdings schon, ich musste mich nur endlich trauen.
In dem Moment ging auch die Tür auf und unsere Männer kamen wieder raus. Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort, als ich ihn sah und ich überlegte schon, wie und wann ich ihm am besten sagen könnte wie sehr ich ihn liebte.
Tarja und ich hatten die eine Flasche Wein bereits ausgetrunken und ich fühlte mich schon ein klein wenig beschwipst. Samu machte noch eine zweite Flasche auf und wir verbrachten den restlichen Abend mit reden und lachen. Es wurden Geschichten von Konzerten und der Tour erzählt und es war einfach nur Comedy total, Riku und Samu zusammen zu erleben.
Irgendwann wurde es für uns auch Zeit und wir verabschiedeten uns von den beiden.
„Es war so schön, dass ihr da wart!" Tarja drückte mich ganz fest an sich.
Dann wendete sie sich mit erhobenen Finger an Riku. „Du hast dir da eine ganz tolle Frau geschnappt und du wärst ein Depp, wenn du das vermasselst."
„Wieso sagt mir das bloß jeder? Bin ich etwa so ein Trottel?" Riku schob beleidigt die Unterlippe vor.
„Tarja, ich weiß was für ein Glück ich habe und werde Lilly nicht mehr gehen lassen!"
Ich stand da und hatte Glücksgefühle bei seinen Worten, die ich nicht beschreiben konnte.
Samu rief uns ein Taxi und wir gingen schon nach unten. Riku wollte eine rauchen und ich brauchte etwas frische Luft.
Als Riku aufgeraucht hatte, stellte er sich hinter mich, zog mich ganz nah an sich ran und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. So eng aneinander gekuschelt standen wir da, bis das Taxi kam und uns nach Hause brachte.
Ich fühlte mich schon jetzt richtig zu Hause in dieser Stadt und in seiner Wohnung und dass war für mich ein Schritt in die richtige Richtung.
Dort angekommen beschlossen wir dann auch gleich ins Bett zu gehen. Wir gingen zusammen ins Bad und machten uns fertig, um dann schlafen zu gehen. Es fühlte sich noch etwas ungewohnt an, das alles mit ihm zusammen zu machen, aber ich könnte das glatt jeden Tag so machen.
Ich war plötzlich unglaublich müde und erschöpft und kletterte zu Riku ins Bett. Die letzten Tage waren sehr spannend und ereignisreich gewesen und ich musste das alles erst mal verarbeiten.
Er legte den Arm um mich und streichelte über meinen Rücken.
Den Kopf legte ich auf seine Brust und konnte so seinen Herzschlag hören. Ich war schon fast eingeschlafen, als Riku noch etwas sagte.
„Ich habe morgen Abend in einen kleinen Club hier in Helsinki einen Auftritt."
„Hmmm. Okay. Wird bestimmt toll. Ich freu mich!" murmelte ich und war im nächsten Moment eingeschlafen.


Gegen jede RegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt