Gegen jede Regel

Kapitel 65

Ich schreckte auf als mich jemand an der Schulter schüttelte und meinen Namen sagte.
„Was? Wie?" murmelte ich und blinzelte.
„Ich hoffe mal nicht, dass ihr zwei so fertig seid, weil ihr euch hier ausgetobt habt?" Osmo saß neben mir und grinste mich frech an.
Ich gähnte und schubste Riku ein bisschen von mir runter um mich zu strecken.
„Jetzt fängst du auch schon damit an?" erwiderte ich und runzelte die Stirn.
Waren wir echt nach dem Gespräch eingeschlafen? Mein Blick streifte Riku und mein Herzschlag beschleunigte sich sofort auf ein ungesundes Level. Er lag da, total entspannt und die Haare fielen ihm ihn die Stirn.
„Sorry den konnte ich mir nicht verkneifen. Ich wollte euch nur Bescheid sagen dass wir angekommen sind." Osmo grinste immer noch und ich piekte ihn in die Seite.
„Nein wir haben hier oben nichts angestellt. Können später reden!" sagte ich und stupste Riku an, damit er auch wach wurde.
Osmo stand auf und war schon wieder nach unten verschwunden.
Er rührte sich nicht, deswegen musste ich wohl drastischere Maßnahmen ergreifen. Ich konnte es mir nicht verkneifen und strich ihm erst Mal sanft die Haare weg. Meine Finger machten sich von seiner Stirn weiter auf dem Weg über seine Wangen bis hin zu seinem Mund. Ganz sicher ob er noch schlief war ich mir nicht, denn auf seinen Lippen lag ein angedeutetes Lächeln.
Zärtlich fuhr ich die Konturen seines Mundes nach und hatte plötzlich das starke Bedürfnis ihn zu küssen. Ich beugte mich vor und wiederholte das von eben nun mit meiner Zunge.
Die erste Reaktion war ein dunkles Brummen, gefolgt von einer stürmischen Umarmung. Schon wurde unser Kuss leidenschaftlicher, der aber unterbrochen wurde, weil von unten nach uns gerufen wurde.
Ich musste kichern, weil ich mir gerade vorstellte wie die unten standen und überlegten, ob sie hoch kommen sollten oder nicht.
Widerwillig lösten wir uns voneinander und gingen Hand in Hand nach unten.
„Zum Glück!" rief Sami da erleichtert aus und wir guckten ihn verwirrt an. „Ich bin froh euch hier zu sehen. Wir haben gerade ausgelost, wer nochmal zu euch hoch geht und ich hatte verloren!"
Sein freudiges Gesicht und unser Kopfschütteln brachte den Rest dazu in schallendes Gelächter auszubrechen.
Gemeinsam verließen wir den Bus und mussten ein Stück über freie Fläche gehen um in die Halle zu kommen. Vor ein paar Tagen wurde die ganze Band mit grauen Jogginganzügen ausgestattet und die hatten alle angezogen. Sie sahen wirklich komisch aus und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Es saßen bereits Fans draußen, die das Vorbeigehen mit Sprüchen kommentierten. Ich sah wie die eine oder andere Kamera hoch gehalten wurde und hoffte, meine Anwesenheit würde keinen Stress machen.
Es herrschte eine seltsame Stimmung bei allen und ich fragte Riku, was es damit auf sich hatte. „Heute ist das letzte Konzert der Tour und da ist es immer so. Einerseits freuen wir uns auf ein wenig Zeit für uns, andererseits vermissen wir das Tourleben auch recht schnell wieder. Außerdem kommen zu den Abschlusskonzerten immer unsere Freunde und Familien."
Riku musste meinen erschrockenen Blick bemerkt haben, denn er legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Meine Familie hatte diesmal keine Zeit. Aber Samis Freundin Siina müsste bald ankommen, Samus Freundin Tarja kommt mit Rauls Frau Leea erst gegen Abend. Die meisten Familienmitglieder hat bei so was eigentlich immer Samu dabei, aber Sanna und Eve mussten diesmal leider absagen weil die Töchter von Sanna einen Infekt haben."
Ich atmete erleichtert auf. Es war eh schon ein komisches Gefühl, dass ich in ein paar Tagen bei Riku zu Hause sein werde. Ich würde auch seine Kinder und Julia kennenlernen, wenn ich mich dazu bereit fühlte und ich hatte mich eigentlich schon dafür entschieden.
„Samus Freundin heißt Tarja? Ich dachte er ist mit einer Vivianne zusammen?" frage ich verwundert.
Rikus Gesichtsausdruck veränderte sich und er seufzte auf.
„Ja das war er auch, die Beziehung ging Ende letzten Jahres in die Brüche. Samu hat sehr lange daran festgehalten, obwohl es schon eine ganze Weile nicht mehr lief. Mit Tarja ist er erst ein paar Wochen zusammen und die beiden passen viel besser zusammen. Mehr sage ich dazu nicht, das muss er dir selbst erzählen."
Ich nickte und beließ es dabei. Ich war wirklich gespannt wie die beiden Mädels so waren und hoffte, wir würden uns verstehen.
In der Halle angekommen ging das geschäftige Treiben sofort los, aber diesmal war es anders als gestern. Samu lief mit seiner Kamera durch die Gegend und keiner war sicher vor ihm. Ich versuchte mich anfangs bei Karri zu verstecken, musste aber feststellen, dass er seine Kamera auch griffbereit neben sich liegen hatte.
Die Mitglieder von Jim Kroft waren diesmal auch etwas präsenter und benahmen sich zusammen mit Sunrise Avenue wie eine Gruppe Kindergartenkinder. Ich saß auf einer Box etwas im Hintergrund und kam aus dem Lachen und Staunen nicht mehr raus. Inzwischen hatte ich auch meine Kamera ausgepackt und machte ein paar Fotos und ein Video.
Beim Konzert gestern war ich so nervös gewesen, dass ich total vergessen hatte Fotos zu machen und das wollte ich heute auf alle Fälle nicht versäumen.
Beim Soundcheck ging es dann etwas gesitteter zu, auch wenn alle sichtlich Mühe hatten ganz ernst zu bleiben.
Mikko verkündete zwischendurch, dass er jetzt ein Taxi losschicken würde, damit Siina hier auch sicher ankäme und man konnte Sami deutlich seine Aufregung und Freude ansehen.
Der Soundcheck war gerade beendet, als Samis Handy klingelte, er aufsprang und zum Hintereingang lief.