▪Chap ||| 55 |||▪

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𝐫𝐮𝐧𝐚𝐰𝐚𝐲

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𝐫𝐮𝐧𝐚𝐰𝐚𝐲.

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Jimin P.o.V.

"Okay lets go, Kittys!" Ich drehte meinen Kopf über meine Schulter nach hinten und blickte meine Jungs prüfend an, die allesamt auf ihren Motorrädern saßen und bereit dazu waren, endlich wieder etwas Chaos in die Stadt zu bringen. Lange war es her, seitdem wir das letzte Mal irgendwo eingebrochen waren, weshalb sich tatsächlich ein leicht flaues Gefühl in meiner Magengegend ausbreitete. 

Doch diesmal war es anders als sonst. Kein Funke an Adrenalin durchfloss meine Adern, sei er noch so klein gewesen, keine Vorfreude kam in mir auf, nur das Gefühl von Angst beschlich mich so plötzlich, wie ein zweiter Schatten, den man nie für möglich gehalten hatte. 

Und erst dann, wenn man sich immer weiter ins Verderben reinritt, fiel einem auf, dass dieser Schatten doch nicht von einem selbst stammte, sondern eines anderen Wesens entsprang, das schon die gesamte Zeit auf einen lauerte, einen im Visier hatte. Doch war man im vorherigen Moment einfach nur zu blind gewesen, um das Flackern der Laterne von einer Gestalt zu unterscheiden. Vor allem bei der Schnelligkeit, mit der meine Gang und ich mittlerweile durch die Straßen jagten.

Der Tag heute hatte etwas Unschönes an sich. Erstens war es Montag und egal wie oft mir jemand versuchte einzureden, dass man sich doch auf eine neue Woche freuen könne, zeigte ich demjenigen immer nur einen Vogel. Zweitens, es regnete heute schon durchgehend. Zwar hatte es vorhin einmal kurz aufgehört, aber nur um darauf wieder das Himmelszelt weitmöglichst zu öffnen und den Wolken dünne Rinnsale entweichen zu lassen, die eklig auf uns niederrieselten und nicht mal mehr als Tropfen identifizierbar waren. 

Aber natürlich konnten diese zwei Aspekte nochmal getoppt werden. Wovon? Davon, dass Jungkook sich heute noch immer nicht bei mir gemeldet hatte. Zwar hatte ich ihn heute Morgen schon angeschrieben, als ich gelangweilt in der Schule saß und meinem Lehrer wieder einmal nicht Folge leisten konnte, doch wartete ich immer noch auf eine Antwort von meinem Freund. Klar wusste ich, dass er gestern Nachtschicht gehabt und sich tagsüber ins Bett gelegt hatte, doch war es mittlerweile 22 Uhr und noch immer erhielt ich kein Lebenszeichen von ihm.

Ich schüttelte nur kurz den Kopf, um all die belastenden und nervenaufreibenden Gedanken loszubekommen, beschleunigte mein Tempo auf eine halsbrecherische Geschwindigkeit, sodass meine Kameraden mir hinterherriefen, langsamer zu fahren. Dennoch blendete ich alles um mich herum aus, fixierte mich nur auf mein Ziel, den Blick starr geradeaus gerichtet. Es war wie, als hätte ich einen Tunnelblick, denn verschwamm links und rechts neben mir alles, sogar Stimmen verstummten. Es fühlte sich so an, als würde sich die Welt aufhören zu drehen, als würde die Zeit stillstehen. 

Beinahe wäre ich der Versuchung nachgegangen und hätte meine Augen geschlossen, den Kopf weit in den Nacken gelegt, für Minuten einfach nichts getan, nichts gehört, einfach nur die Stille genossen. Da ich aber nicht lebensmüde war und mir noch sehr viel an meiner Lebenszeit hing, blinzelte ich nur einmal kräftig, schaltete etwas von der Geschwindigkeit runter, deutete meinen Freunden an, abzubiegen.

Nichtsahnend fuhren wir in die schmale Gasse ein, das Wasser spritzte zu allen Seiten, als wir durch Pfützen hindurchpreschten, ein Zischen von sich gab. Müllcontainer auf den Seiten machten es uns schwer, schnell die Gasse zu durchqueren. Und doch gelangten wir durch diese hindurch, das neonviolette Aufblinken der Leuchttafeln begrüßte uns...

Mein Herz machte einen gewaltigen Satz.

Neonviolettes Aufblinken der Leuchttafeln und grelles Blaulicht der Polizeiautos.... 

Panisch sah ich mich um, fand diesen Ausdruck auch in den Augen meiner Freunde wieder, die ihre Visiere ihrer Helme nach oben geklappt hatten, pures Entsetzen stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Meine Augen glitten wirr umher. Sie standen überall, schienen von allen Seiten zu kommen. Wieder tat mein Herz ein Satz, ein eisiger Schauer nieselte über meinen Rücken, ließ meine Glieder so unglaublich schwer wirken. 

Genau zu diesem Zeitpunkt setzte das schärfende Adrenalin ein, das mir vorhin gefehlt hatte, setzte seine volle Wirkung ein, haute mich um. Das Blut rauschte in meinen Ohren, ich bekam die Rufe meiner Jungs nicht mit. Mir war plötzlich so unglaublich schwindelig, glaubte schon den Boden unter den Füßen zu verlieren. Mein Kopf dröhnte, fühlte sich an als würde er bald platzen und darauf...

Ich kniff meine Augen aufeinander und als ich sie danach wieder öffnete, nahm ich nur ein Blitzen aus dem Augenwinkel wahr.

...darauf ertönte eine Männerstimme. Seine Stimme. Er hatte sich auf seinem schwarzen Motorrad einen Weg durch die Masse erkämpft, die erschrocken nach hinten wich. Unsere Chance. Ein Kopfnicken nach rechts und wir waren davon. Fuhren rasant durch die Dunkelheit, folgten der schwarz maskierten Gestalt, dessen lederner Anzug sich um seine Figur schmiegte. 

Er redete kein weiteres Wort, das Kennzeichen verdeckt. Yoongi war der Erste, der seine Stimme wiederfand. "Holy fuck!" Und dennoch war es nur ein Fluch, der jedem von uns mindestens einmal durch den Kopf geschossen war. Ich lachte ironisch auf, gab etwas Gas, fuhr neben ihm her. 

"Woher wusstest du, wo wir waren?" 
"Kitten, ist doch klar. Ich hab dein Handy geortet."
"Echt jetzt?"
"Nein Spaß, die haben einen Funk rausgegeben, während ich noch zuhause auf der Couch saß und ich wusste, dass ihr Hilfe braucht, jetzt da ich nicht mehr zu diesen Einsätzen zugelassen werde."

Seine Worte realisierend, bremste ich ab, blieb nach einigen vielen Metern in der Mitte einer wenig befahrenen Straße stehen. Tae und die anderen bemerkten dies, machten einen Bogen, kehrten zu mir zurück. Auch Jungkook blieb letzten Endes vor mir stehen. 
"Was soll das?", fragte ich, meine Stimme klang vorwurfsvoll. 
"Was soll was? Du meinst, dass ich nicht mehr zugelassen bin?"
Ich nickte harsch, setzte meinen Helm ab, klemmte diesen unter meinen Arm.

"Ich wurde gestern befördert... anscheinend bin ich 'zu gut' für solchen 'Kinderkram'", betonte er, schaltete darauf das Licht seines vorderen Scheinwerfers aus. 
"Kinderkram?!", entfuhr es aufgebracht meiner Kehle, mein Blick verfinsterte sich, so wie alles um uns herum. 
"Babe", seufzte er, machte Anstalten von seinem Motorrad zu steigen und zu mir zu kommen. Doch ich schüttelte nur den Kopf, setzte meinen Helm wieder auf. 

"Nichts Babe!" Ich war wütend. Wütend darauf, dass die kurze Zeit, in der wir unbeschwert hatten leben können, nun vorbei war. Wütend darauf, dass er befördert wurde, obwohl ich mich für ihn hätte freuen sollen. Wütend auf mich, wütend auf denjenigen, der all das hier als Kinderkram abstempelte, wütend auf die Wahrheit, dass es wirklich Kinderkram war.

"Verdammte scheiße!!", schrie ich auf, meine Stimme hallte durch die Häuserreihen. Doch wurde dieses Echo schon bald von hellen Sirenen übertönt, die uns allesamt aufzucken ließ. Ich sah schon, wie der blaue Schein der wandelnden Autos immer näherkam, sich wie Unkraut durch alle Rillen zog, uns wieder umgab. 

"Wir müssen hier weg", entkam es Namjoon, der als erstes seinen Motor startete. Der Rest tat es ihm gleich, wir brausten los. Schnell und ohne Halt, auf der Flucht vor denjenigen, die anscheinend von unserem Einbruch Bescheid wussten, mit dem Gewissen, jemand Untreues in den Reihen zu haben...


𝐊𝐈𝐓𝐓𝐘 𝐆𝐀𝐍𝐆 | kookmin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt