𝐬𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰.
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Jin P.o.V.
Meine tropfend nassen Haare hinterließen eine feuchte, dunkle Spur auf dem Boden, als ich durch die Haustür ins Innere unserer Wohnung hineinschlüpfte und durch den kurzen Flur trat. Der Lichtstrahl, der kurze Zeit zuvor den Raum durchbrochen hatte, war nun erloschen, überall war es schwarz. Man konnte nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen.
Unterschwellig streifte ich mir die Schuhe von den Füßen, versuchte das schlechte Gewissen zu ersticken. Meine Atmung ging flach, während sich mein Brustkorb angestrengt hob und senkte.
Ich raufte mir die Haare, wollte schreien und weinen zugleich, doch das Einzige, was meiner Kehle entkam, war ein erbärmliches Wimmern. Erbärmlich - so fühlte ich mich auch nach meiner Tat. Schon beim alleinigen Gedanken daran prasselten hunderte Nadelstiche auf mir nieder, versuchten mich zu durchlöchern, sodass es von außen niemand mitbekam, denn waren die Wunden zu klein.
Und es bekam niemand mit, denn täuschte ich sie schamlos. Dennoch musste ich am Ende selbst mit den Konsequenzen klarkommen, mich versuchen bedeckt zu halten, um mich nicht mit der roten Farbe, die aus meinen Wunden fließen würde, zu verraten.
Zittrig bugsierten mich meine Beine ins Schlafzimmer, das in völlige Dunkelheit getaucht war. Blind tastete ich nach dem Lichtschalter, fühlte diesen nach Sekunden des Suchens unter meinen Fingerspitzen.
Es Knipste, die Glühbirnen sprangen flackernd an, so unglaublich grell, sodass ich meine Augen zusammenkneifen musste. Flatternd öffnete ich diese wieder, nachdem ich mich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatte, japste erschrocken auf, als ich eine Person auf dem Bett sitzen sah.
Aus Reflex war ich auch einen halben Meter nach hinten gewichen, sodass ein gewisser Abstand zwischen meinem Freund und mir lag. Und doch war dieser nicht nur plastisch gesehen, sondern auch mental, denn fiel mir die Distanz, die er mir gegenüber aufbrachte, schon nach wenigen Augenschlägen auf. Seine Stimme klang rau und kühl, als er mich ansprach.
"Wo kommst du her?"Mit undurchsichtiger Miene blickte er mich an, hatte die Arme abweisend vor der Brust verschränkt, seine grau-blau gefärbten Haare waren ebenfalls mit Nässe überzogen. Er musste anscheinend erst kurz vor mir gekommen sein, was ich so nicht eingeplant hatte. Eigentlich war es mein Plan gewesen, nach meinem kurzen Ausflug längst wieder in unserem gemeinsamen Bett zu liegen, damit ich den Schein eines loyalen Freundes aufrechterhielt. Doch wurde dieser Schein zum feindseligsten Schatten.
Und auf die Wiederholung meines Namens, womit er mich aufforderte ihm endlich zu antworten, schwieg ich nur wieder. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich ihm nicht alles von mir erzählt hatte und ich by the way in der feindlichen Gang meine Runden drehte.
"W-wo ich herkomme?", stammelte ich also, versuchte Zeit zu schinden, um mir eine gescheite Antwort einfallen zu lassen. Namjoon nickte, verfinsterte seinen Ausdruck. "Was machst du mitten in der Nacht bei Regen noch draußen?"
"Halte dich an den Plan, Bruder", hallten die Worte Lays in meinem Kopf wider, mit denen er mich vor Wochen auf der Polizeiwache konfrontiert hatte. "Wenn du nicht willst, dass ich dich auffliegen lasse, dann tust du, was ich dir sage!"
"Ich... wollte noch Reis an der Tankstelle kaufen, weil mir eingefallen ist, dass wir keinen mehr haben und ich eigentlich vorgehabt habe, morgen für uns zu kochen", flunkerte ich, in der Hoffnung er würde es mir abkaufen.
"Um knapp drei Uhr nachts?" Namjoon zog ungläubig eine Augenbraue in die Höhe."Ich möchte, dass du etwas für mich erledigst, Brüderchen...
Hab mitbekommen, dass du jetzt bei den Devils bist... wäre doch zu schade, wenn sie etwas von unserem Verhältnis mitbekommen würden..." Er lachte auf. "Denke, deine Lebensspanne wäre dann nur noch auf zwei Wochen begrenzt." Lässig zuckte er mit den Schultern."Eh j-ja."
"Liefere mir die Kitty Gang aus und du und deine Gang habt keine Probleme mehr. Keine Polizei, die euch auflauert, niemanden, der euch daran hindert Gesetzte zu brechen. Klingt doch mehr als fair~."
"So sehr ich mich auch anstrenge, ich kann dir leider keinen Glauben schenken, Jin", meinte mein Freund auf einmal, der sich langsam vom Bett erhob und sich vor mich stellte. "Ich sehe dir an, dass du lügst. Also, was ist der wirkliche Grund für deinen nächtlichen Ausflug?"
Das bestürzende Gefühl der Durchsichtigkeit übermannte mich, ich fühlte mich, als wäre ich nur eine transparente Hülle und könnte nicht einen Gedanken für mich behalten.
"Du kannst es mir sagen, Jin."
"Spionier der Kitty Gang hinterher, verfolge sie, treibe sie in den Ruin. Und ganz am Ende..." Mein Halbbruder legte eine kurze Pause ein. "Ganz am Ende bist du frei!"
Namjoons schlanken Finger umgriffen mein Kinn so plötzlich, dass ich leicht zusammenzuckte, darauf aber mein Augenmerk auf ihn richtete.
"Ich sehe es in deinen Augen."Ich schluckte hart, kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.
"Sagst du es auch nur einem deiner Freunde, dann bist du und auch sie dran, ganz zu schweigen von deinem Freund!" Lay wusste anscheinend nicht, dass Namjoon bei den Kittys war...
"Ich bemerke es an deiner Ausstrahlung. Du bist unsicher, wachsam und gibst mir das Gefühl, dass du jede Sekunde fliehen müsstest. Warum lügst du mich an, huh?"
"Du bekommst den Schutz deiner Gang und deiner Freunde garantiert, im Gegenzug bringst du mir aber die Identität der Kitty Gang, sowohl Aufenthaltsorte und Einbruchsstellen."
"Es ist wirklich alles gut." Schon wieder eine Lüge. Ich hasste es zu lügen, fühlte mich nur noch schuldiger.
"Dann bist also nicht du derjenige gewesen, der uns bei der Polizei angeschwärzt hat? Zufälliger Weise habe ich dir ja diesmal unseren Einbruchsort genannt."
Die Augen meines Freundes blitzten auf, mich überkam ein Schauer.
"Das war ein Test?"
"Das war ein Test mein lieber Jinnie. Also..., sag du mir, ob du es warst oder nicht."
"Das Leben deiner wichtigsten Personen steht auf dem Spiel."
"Ich war es nicht. Wie kommst du überhaupt auf so einen Schwachsinn?! Ich muss zugeben, dass es mich ganz schön kränkt, dass du mir solche Sachen unterstellst!!" Und mit diesen Worten wandte ich mich von ihm ab. "Das war's Namjoon!" Ich rannte in den Flur, schlüpfte wieder in Schuhe und Jacke und stolperte Minuten danach durch den strömenden Regen.
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𝐊𝐈𝐓𝐓𝐘 𝐆𝐀𝐍𝐆 | kookmin ✓
FanfictionSeine Jacke funkelte in der Nacht durch das Sirenenlicht beleuchtet. Ein zynisches Lächeln zeichnete sich auf seinen vollen Lippen ab. Er liebte es, Kitty, der Anführer einer Gang, die das Nachtleben Seouls ganz schön auf Trab hielt, Gesetze brach...