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Am nächsten morgen erwachte Alana und fühlte sich, wie vom Zug überfahren! Langsam krabbelte sie aus dem Bett und schaute auf die Uhr auf ihrem Telefon. Es war zwanzig nach neun!

Hastig zog sie sich ein einfaches schwarzes Kleid mit langen Ärmeln über, dann eilte sie die Treppen hinunter. 

Pascha saß am Küchentisch und trank ein Glas mit klarer Flüssigkeit. So wie er aussah, hatte er nicht mal fünf Minuten geschlafen! Seine Weste war aufgeknöpft und das Hemd hing über der Hose. 

Als sie den Raum betrat blickte er schweigend von seinem Glas hoch. 

Alana traute ihren Augen nicht!  Das konnte einfach nicht wahr sein! 

Natürlich, für ihn war es ein Desaster, aber er konnte sich doch nicht so gehen lassen!

Vera kam rein: "Alana. Wir gehen in Sobor!"

"Pascha?" Sie schaute  zwischen beiden hin und her. 

Vera machte eine abschätzige Handbewegung, dann erklärte sie: "Ist Mann, nur saufen. Dummkopf! Tatjana und ich machen. Männer? Nix gut!"

Tatjana kam zur Tür hinein: "Alana! Sobor?"

"Ja, ich komme." 

Sie holte ihr Tasche, zog den Mantel an und legte sich das Spitzentuch über den Kopf. 

Pascha blickte hoch, als sie sich verabschiedete. Er zog in Zeitlupe seinen Siegelring ab und gab ihn ihr. "Anziehen",  lallte er ,"du Frau Koschka." Dann stand er schwankend auf. 

"Bleib sitzen!" Alana drückte ihn behutsam wieder in den Stuhl. Sie probierte den Ring an verschiedenen Fingern, am Ringfinger ihrer linken Hand rutschte er am wenigsten. 

Er schaute auf den Ring an ihrem Finger. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen, dann goss er sich noch ein Glas ein ein und trank es auf ex. 

Vera betrachtete den Ring ebenfalls und lächelte zufrieden. Als sie zur Kirche gingen erklärte sie: "Dieser Ring zeigt, du bist Frau von Pawel."

Alana wollte den Ring in den Mantel stecken, doch Tatjana schüttelte den Kopf: "Njet. Du bist Frau von Pawel. Nix kompliziert machen." 

Vera ergänzte flüsternd: "Viele sprechen hier deine Sprache. Sie müssen nicht genau verstehen, wer du bist. Mit Ring, du bist Frau von Pawel. Das genügt. Du Frau Koschka." 

Seufzend ließ sie den Ring am Finger und dachte sich im Stillen, daß eine Hochzeit echt romantischer hätte sein können und sie niemals so ne Schnapsdrossel heiraten würde!

Sie betraten die Sobor und Alana kaufte die Kerzen, so wie sie es beim ersten Besuch in Oppidum gelernt hatte. 

Sie entzündete die Kerzen und zollte den Ikonen ihren Respekt mit einer Verbeugung. 

Vera und Tatjana lotsten sie in die vordersten Reihen direkt vor die Ikonostase. 

Viele der Abläufe kannte sie schon von ihrem letzten Besuch. 

Nach dem Segen, während die Gemeinde sich allmählich zerstreute, trat der Priester auf sie zu. 

Er sprach sie auf Eluosi an, doch Vera erklärte ihm, daß Alana ihn leider nicht verstehen könnte.

"Frau Koschka, mein Beileid zum Verlust ihrer Tante. Wir sollten bald die Zeremonien besprechen. Auch, weil Herr Iwan Koschka und Familie diese gern durchführen würden."

Alana wurde hellhörig, während Vera und Tatjana hörbar die Luft einsogen. 

"Das ist schön, daß er das machen will", lächelte sie, "aber Pa... Pawel Alexej und ich sind dafür zuständig. Ich denke mit der Hilfe von Vera und Tatjana sollte das machbar sein. Herr Iwan Koschka kann an der Trauerfeier teilnehmen, aber Babuschka war Pawels Bezugsperson. Ich denke damit ist alles gesagt."

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