Kapitel 90: Zuhause für mich

1.2K 40 12
                                    


-Mila-

Als ich am nächsten Morgen von selbst wach werde checke ich zuerst mein Handy, ob Wincent gut in Hamburg angekommen ist und das ist er. Ich antworte ihm kurz und kuschle mich nochmal ein. Er hat heute Abend eine Talkshow, wo er mit Johannes auftritt. Als ich dann nach 15 Minuten ganz entspannt aufstehe mache ich mich mit dem Schwangerschaftstest auf den Weg ins Klo. Ich bin jetzt doch nicht mehr so relaxed wie gestern beziehungsweise vorhin nach dem Aufwachen. Dieser Test entscheidet jetzt über mein Leben und wie es weitergehen wird. Nachdem ich alles erledigt habe, setze ich mich ins Wohnzimmer und lege den Test mit dem Fenster nach unten auf den Tisch. Als zwei Minuten später der Timer abläuft klingelt genau mein Handy. Wincent ruft an. Na super. Ich gehe ran und lehne mich zurück auf die Couch. „Moin, ausgeschlafen?", lacht er. „Ja, nach deinem Aussehen nach, du nicht." „Nö, ich habe ganze 3 Stunden geschlafen." „Wo bist du?" „Bei Johannes in der Wohnung." „Okay, ich freu mich auf morgen." „Ich mich auch. Was machen wir?" „Was du willst. Hast du dann morgen auch schon Probe?" „Nö, am Abend sind die Jungs im Biergarten, wo wir, wenn wir wollen dazukommen können, aber ich richte mich nach dir." „Okay, lass uns das einfach spontan entscheiden." Ich hoffe, dass wir morgen nicht hingehen, sondern einfach hier zuhause sein werden und feiern. Ich muss ihn jetzt irgendwie abwimmeln, da ich mir jetzt endlich dieses Ergebnis anschauen will, aber das erledigt Johannes für mich der Wincent im Hintergrund ruft. „Süße ich muss gehen. Ich liebe dich." „Ich dich auch. Hab einen schönen Tag. Bis morgen." Sobald er aufgelegt hat, lege ich mein Handy weg und nehme den Test in die Hand. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, drehe ich ihn um und mir schießen sofort Tränen in die Augen. Da steht tatsächlich schwanger. Ich starre weinend wahrscheinlich ewig auf diesen Test und kann es gar nicht realisieren. In mir wohnt jetzt ein Mensch. Wie verrückt. Wow. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt habe und die Tränen getrocknet sind hole ich mir ein Glas Wasser. Ich muss mit jemandem darüber reden, aber mit wem? Sophie, nein das will ich ihr persönlich sagen. Mama? Das Gleiche. Chrisi? Chrisi. Ich wähle ihre Nummer und nach zwei Mal klingeln geht sie sofort ran. „Und?", fragt sie gleich. „Hallo erstmal. Kannst du vorbeikommen?" „Oh Mila, das tut mir leid, beim nächsten Mal funktioniert es bestimmt." Sie ist so süß. „Bist du allein?", frage ich nach. „Ja Fabi ist gerade los zum Supermarkt. Warum?" „Wollte nur abklären, ob du ausflippen darfst. Ich bin schwanger." Ihre Reaktion ist ein Traum und ich muss lachend mein Handy von meinem Ohr entfernen, da ich sonst durch ihr quietschen womöglich taub bin. „Oh mein Gott. Ich freue mich so für dich. Ich bin in 10 Minuten bei dir, dann planen wir wie du Wincent davon erzählst." „Bis gleich." Nachdem ich aufgelegt habe, ziehe ich mir kurz eine Leggins und einen von Wincents Pullis an, da ich immer noch im Schlafshirt bin. Nach dem Zähneputzen klingelt es auch schon an der Tür. Chrisi und ich verbringen die kommenden Stunden damit zu planen wie ich Wincent von dem Ganzen erzählen werde und ich liebe unseren Plan.

(Zeitsprung nächster Tag)

-Wincent-

Heute ist es endlich so weit, ich bin endlich wieder in München und kann es kaum erwarten Mila in meine Arme zu schließen. Gerade bin ich noch bei Johannes in der Wohnung und habe gleich noch ein Radiointerview übers Handy, bevor ich mich dann langsam auf den Weg zum Flughafen mache, um zu meiner Frau zu fliegen. Ich kann es echt kaum erwarten sie zu sehen. Wie wird das wohl, wenn wir irgendwann Kinder haben sollten?  Da komme ich nie weg für eine Tour oder ähnliches. Aber bis es so weit ist muss sie erstmal schwanger werden, aber daran können wir ja heute Abend arbeiten.

-Mila-

Es ist jetzt mittlerweile halb 1 und ich flitze gerade in die Stadt, um bei H&M einen simplen weißen Body in der kleinsten Größe zu kaufen. Oh, ist der süß. Jetzt ab in ein Schreibwarengeschäft, wo ich noch einen Textilstift und schönes Briefpapier mit Umschlag kaufe. Wincent kommt dann, um halb 2 am Flughafen an und ich hoffe es geht sich noch alles aus. Bepackt mit den ganzen Sachen fahre ich nachhause und schreibe auf den Body in schöner Schrift. Bis bald, Papa. Bevor ich den Brief verfasse, rufe ich noch kurz beim Frauenarzttermin an und vereinbare gleich für Freitagnachmittag einen Termin. Als ich ein paar Worte von unserem Kind an Wincent in den Brief schreibe muss ich mich echt anstrengen, dass ich nicht schonwieder weine. Nachdem ich beides und den Test in der ersten Schublade unserer Kommode verstaut habe, schnappe ich mir die Autoschlüssel und fahre zum Flughafen.

„Moin Süße.", sagt Wincent als er mich fest in seine Arme zieht. Wie ich das vermisst habe. Seinen Geruch und seine Nähe. „Hey, schön dass du da bist." Wir lösen uns aus der Umarmung und ich lege meine Lippen sanft auf seine. Wincent versucht gleich den Kuss zu vertiefen, was mich nur schmunzeln lässt. „Komm ab ins Auto.", lache ich und steige wieder ein. „Und wie war dein Wochenende?", fragt er mich und so unterhalten wir uns die Fahrt über ganz entspannt, wobei ich bin nicht entspannt, aber ich versuche zumindest so zu wirken.

-Wincent-

Als wir zuhause angekommen sind gehe ich zuerst aufs Klo und Mila zieht sich was Bequemes an. Mein Magen knurrt, da ich heute noch nicht sonderlich viel gegessen habe. „Süße, wollen wir Sushi bestellen?", frage ich sie als sie in einem Shirt von mir aus dem Schlafzimmer kommt. „Na, bitte ned. Die Chrisi und i ham gestern Sushi gessn." „Okay, was willst du? Such dir etwas aus." „Pizza? Aber lass uns noch etwas warten ich muss dir was zeigen und sagen. Setz dich auf die Couch." Ich schaue sie verwirrt an und habe keinen Plan was jetzt passiert, aber lasse mich auf die Couch fallen. Mila geht zur Kommode und nimmt einen Briefumschlag in ihre rechte Hand und in ihrer linken versteckt sie etwas hinter ihrem Rücken. „Was ist das?" „Mach einfach auf.", lacht sie und gibt mir den Brief. „Ist das von dir?" „Indirekt ja." „Hä?" „Mach einfach auf.", lächelt sie. Als ich das braune Briefpapier geöffnet habe hat Mila in ihrer schönsten Schrift, etwas geschrieben was mir sofort Tränen in die Augen treibt.

Hallo Papa, ich bin's euer Zwerg der noch in Mamas Bauch wohnt. Ich muss noch groß und stark werden, aber dann stelle ich eure Welt komplett auf den Kopf. Für die schlaflosen Nächte brauchst du dann nicht mehr ins Studio fahren, das mach ich. Wann genau wir uns kennenlernen, weiß ich selbst nicht, aber die Ärztin kann dir und Mama das am Freitag ganz genau sagen, damit du ja kein Konzert spielen musst an meinem Geburtstag. Ich liebe dich jetzt schon und kann es kaum erwarten dich und Mama zu sehen.

Ich hebe meinen Blick und schaue direkt in Milas Augen, die selbst mit Tränen gefüllt sind. Sie steht da und hält einen mini Body in der Hand sowie auch den Test. „Du bist schwanger?" Mila nickt und fällt mir um den Hals. Spätestens jetzt sind meine Dämme gebrochen und die Tränen fließen. Ich werde Papa. Das ist das was ich immer wollte. Wie verrückt ist das? „Ich liebe euch.", sage ich, bevor ich Mila küsse.

-Mila-

Ich wusste ja, dass er sich freuen wird, aber Tränen habe ich nicht erwartet. „Ist das gerade echt?", frage er ungläubig, nachdem wir uns aus dem Kuss gelöst haben. „Ja. Wir werden Eltern. Da ist jemand in meinem Bauch." „Scheiße ist das geil.", flucht er los. „Das Fluchen musst du dir ein bisschen abgewöhnen." „Ich schaffe alles für dieses Baby. Du musst mir alles erzählen. Seit wann weißt du es? Wann ist es passiert? Wie hast du gemerkt, dass du schwanger bist?" Ich liebe seine Nervosität gerade. „Wince. Komm einmal runter, lass uns ins Bett kuscheln und dann erzähle ich dir alles." Wincent steht mir mir im Arm auf und legt mich im Bett sanft nieder, bevor er sich die Hose auszieht und sich neben mich legt. „Schieß los." „Okay. Also den Test habe ich gestern gemacht, aber wissen tu ich es seit Samstag. Ich war mit den Mädels shoppen und war den ganzen Tag schon saumüde, wobei ich mir nichts gedacht habe. Als ich dann kompletten Heißhunger hatte und meine Brüste geschwollen waren haben die Mädels mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich eventuell schwanger sein könnte. Ja, diese Vermutung hat sich bestätigt." „Und wann ist es passiert?" „Auf der Party im Haus.", lächle ich ihn an. „Okay." „Einfach okay?" „Ja ich bin gerade etwas überfordert. Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet und hin gefiebert und jetzt weiß ich nicht was ich machen soll." „Einfach genießen und noch niemandem erzählen." „Oh, auch nicht der Band?" „Ich weiß nicht in welcher Woche ich bin und noch kann alles passieren." „Okay, aber da wird nichts passieren, dass weiß ich.", sagt er und schiebt mein Shirt hoch. Er küsst meinen Bauch sanft und fängt an zu sprechen: „Moin, du da drinnen. Du schaffst das. Mama und ich können es kaum erwarten dich in den Armen zu halten. Ich liebe dich." Ich beobachte Wincent dabei und es laufen schonwieder Tränen über meine Wangen. Dieser Mann hat mein Leben vor nicht einmal zwei Jahren komplett auf den Kopf gestellt. Niemals hätte ich gedacht, dass aus meinem Hey draußen im Flur vor Fabis Wohnung soetwas entstehen kann. Er ist einfach das Beste was mir je passiert ist und er wird der beste Papa für unser Kind. Früher habe ich immer gedacht zuhause ist ein Ort, nämlich das Haus meiner Großeltern, aber nein Zuhause ist ein Gefühl oder ein Mensch. Wincent ist zuhause für mich.

Ende

Zuhause für michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt