Kapitel 58 - Pietro Maximoff (2/2)

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Das letzte, was du siehst, ist sein enttäuschter und verletzter Blick bevor du die Tür hinter dir zuhaust und auf dein Zimmer rennst. Er wird dir nicht nachrennen, das weißt du. Für ihn sah es so aus als hättest du ihn gerade eiskalt abserviert und er kommt damit klar. Dich jetzt zu belästigen, würde ihm nichts bringen.

Mit einem lauten Krach fällt deine Zimmertür hinter dir ins Schloss und du lässt dich an deren Rückseite auf den Boden gleiten. Was hatte Pietro nur getan? Oder besser: was hattest du getan? Sein Geständnis hatte euch beide definitiv durcheinander gebracht aber deine Reaktion, einfach wegzurennen, hatte es nicht verbessert. Vor allem warst du immer noch ratlos und überfordert. Du musstest mit jemandem darüber reden, jemanden um Hilfe bitte- und zwar jetzt.

Schnell ziehst du dich an der Türklinke wieder hoch und eilst zu Wanda's Zimmer. Vielleicht war es nicht wirklich das Schlauste, ausgerechnet seine Schwester aufzusuchen, aber sie kannte dich fast noch besser als er dich kannte. Und sie kannte eben auch ihn.

Du hörst wie Wanda in ihrem Zimmer kurz aufschreckt, als dein lautes Klopfen zu hören ist, leise etwas murmelt und dann ein lautes „herein" ruft. Sofort öffnest du die Tür und stürmst in ihr Zimmer. „Wanda, ich brauche deine Hilfe" legst du direkt los. Sie schaut dich etwas überrumpelt an, lächelt dann aber und deutet dir an, dich neben sie auf die Couch zu setzen. Noch bevor du richtig sitzt, redest du weiter.

„Es geht um Pietro". Sie verzieht eine kleine Miene. „Was hat er angestellt?" grinst sie. „Eigentlich gar nichts, wenn man es so nimmt. Aber er hat mir gebeichtet, dass er in mir mehr sieht, als eine Freundin. Er hat gemeint, er ist in mich verliebt."

Ihre Gesichtszüge entgleisen kurz und sie wirft einen finsteren Blick hinter dich, in Richtung Bad. Doch schnell hat sie sich wieder gefasst und wendet sich an dich. „ER HAT WAS?!" schreit sie schon fast. Jetzt musst du tatsächlich etwas kichern. Wenn man es einfach so hörte, klang es schon eigenartig. Schließlich wart ihr für alle nur die «unzertrennlichen beste Freunde».

„Er hat mir erzählt, wie er mich immer öfters mit anderen Augen sah und wie ihm immer mehr wichtig war, was ich von ihm halte" erzählst du weiter. Wanda nickt langsam. „Und was hast du gemacht?"

Leicht beschämt schaust du sie an. „Ich bin weggerannt. Und ja, du brauchst mir nicht sagen, dass das vollkommen die falsche Entscheidung war. Aber er hat mich so hoffnungsvoll angeschaut und ich hatte so viel Druck auf mir. Ich war überfordert und das sah ich als einzigen Ausweg. Oh Gott- er denkt was weiß ich von mir. Ich habe ihn einfach eiskalt abserviert..."

„Okay- und das war falsch?" fragt sie unsicher nach. Schulterzuckend nickst du. „Ich denke, oder auch nicht. Man, Wanda, ich weiß es nicht! Ich. weiß. es. nicht. Ich weiß nicht ob ich das will und wie ich damit umgehen soll." Verzweifelt stützt du den Kopf auf deine Hände.

Wanda schaut dich mittlerweile nur noch ratlos an. „Aber- aber du empfindest was für ihn?" will sie vorsichtig wissen. Augenblicklich wirst du rot und nickst leicht. „Es tut mir leid, aber dann sehe ich irgendwie nicht so ganz dein Problem."

„Okay, hör zu. Ich empfinde was für ihn, und nicht gerade wenig, um ehrlich zu sein. Er verdreht mir schon länger den Kopf, aber ich konnte es irgendwie verstecken. Und an für sich kann ich mir es auch gut vorstellen, mit ihm eine Beziehung zu führen- vergiss es: ich träume schon fast davon, mit ihm zusammen zu sein. Allerdings- erstens habe ich Angst, unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Ich habe so viele Bekannte, die aus enger Freundschaft mehr gemacht haben und bei denen es gewaltig schief gelaufen ist. Sie haben dann nicht nur die Beziehung verloren, sondern auch noch ihren besten Freund oder ihre beste Freundin. Ich kann und will das eigentlich nicht riskieren. Ohne Pietro zu leben- will ich mir gar nicht vorstellen. Und zweitens- ich will es schon gar nicht aussprechen, aber... er hat zwar gesagt «Ernstthema» und es sah auch so aus, als fiele es ihm schwer, mir das alles zu beichten, aber ein Teil in mir sträubt sich immer noch und warnt mich, dass er dass alles nur als einen Streich sehen könnte..."

Die Rothaarige schaut dich entsetzt an. „Okay d/n, jetzt hörst du mir mal zu. Ich kenne Pietro in und auswendig, ganz ohne seine Gedanken lesen zu können. Nicht umsonst ist er mein Bruder. Und er würde niemals- NIEMALS so etwas als Streich ansehen. Das ist ein ernstes und wichtiges Thema und das weiß er auch. Außerdem ist er jetzt nicht gerade der Offenste, wenn es um Liebe und Beziehung und so geht. Wenn er das wirklich so gesagt hat, wie du es beschrieben hast, wird ihn das viel Überwindung gekostet haben. Und zu dem anderen Grund: ich verstehe, was du meinst. Aber ist das nicht bei jeder Beziehung so? Setzt man nicht immer aufs Spiel, den anderen zu verlieren? Und seh es doch mal positiv: du kannst Pietro lesen wie ein offenes Buch. Du weißt was er mag, du weißt was er nicht mag. Und umgekehrt genauso. Das kann doch nur Vorteile in einer Beziehung bringen."

Du musst lächeln. Wanda schaffte es immer wieder, dich aufzumuntern und dir Mut zuzusprechen. „Danke Wanda" nuschelst du. „Jetzt weiß ich wenigstens, was ich will. Trotzdem: der Gedanke allein, dass Pietro und ich kuscheln und das nicht mehr als freundschaftliche Geste gemeint ist. Oder dass wir uns küssen?! Aber es sind schöne Vorstellungen. Du weißt gar nicht, wie unglaublich attraktiv er aussieht, wenn er sein enges Sportshirt trägt und dann-". Die Rothaarige unterbindet dich lachend. „Okay, es reicht. Wir reden immer noch von meinem Bruder und andere Leute, die ihn als attraktiv beschreiben, kann ich ja so gar nicht verstehen." Du musst kichern.

Plötzlich wird es dir heiß und kalt. „Wanda? Wie um Himmels Willen sag ich ihm das denn jetzt alles?! Ich bin einfach so rausgerannt und habe ihn eiskalt abserviert. Der wird doch nie mehr mit mir reden." Das Grinsen der kleinen Hexe wird noch größer. „Ach, darüber würde ich mir mal keine Sorgen machen." Mit einer kleinen Handbewegung öffnet sich ihre Badtür auf magische Weise und Pietro kommt zum Vorschein.

Du erstarrst und wirst knallrot. „Er kam keine Minute vor dir zu mir und konnte mir noch nicht mal erklären, was passiert ist, als du geklopft hast. Also habe ich ihn ins Badezimmer geschoben. Konnte ja nicht wissen, dass du hier gleich ein Liebesgeständnis ablegst." Entschuldigend zuckt sie mit den Schultern. „Aber ich denke ich werde euch jetzt mal alleine lassen... Habt bestimmt viel zu besprechen und so" schmunzelt sie und verlässt möglichst unauffällig den Raum.

Immer noch unfähig, etwa zu sagen, starrst du Pietro an. Dieser kratzt sich verlegen am Hinterkopf und lässt sich dann neben dich auf die Couch fallen. „Hör zu Piet, ich wollte dich nicht da einfach so sitzen lassen und-". Er unterbricht dich schmunzelnd. „Ich habe dich gehört, du brauchst dich nicht zu wiederholen. Und wenn du dir darum Sorgen machst, ist schon längst vergessen. Was zählt ist ja, dass du genauso fühlst, und das tust du, oder?" fragt er, mit einer Spur Unsicherheit.

Du nickst leicht. „Tue ich, es ist bloß- weißt du der Gedanke in dir mehr zu sehen, ist das was ich schon lange wollte aber jetzt, wo es wirklich so ist... Ich brauche einfach noch ein bisschen, um mich daran zu gewöhnen." Schnell redest du weiter, als du seinen enttäuschten Blick siehst. „Was aber nicht meint, dass ich dich ignorieren werde oder so. Einfach nur Schritt für Schritt, okay?". Er nickt lächelnd.

„Wollen- wollen wir dann jetzt vielleicht den Film schauen? Wäre das für dich okay?" will er schüchtern wissen. Du musst lachen. „Natürlich, gerne! Und morgen gehen wir ins Kino, okay?" fügst du hinzu. Pietro strahlt schon fast. „Als Date?"

„Als Date."

Schreibblockade und Schulstress lassen grüßen, es tut mir leid für die unregelmäßigen Updates :)

𝗺𝗮𝗿𝘃𝗲𝗹 𝗼𝗻𝗲𝘀𝗵𝗼𝘁𝘀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt