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Am liebsten wäre ich sofort nach Hause gerannt und hätte mir die Datei angesehen, aber ich war schon zwei Mal in diesem Monate nicht in der Arbeit gewesen und so sehr ich Malcoms Nerven auch strapazieren konnte, seiner SMS hatte ich entnommen, dass er über die Freiheiten, die ich mir herausnahm, nicht allzu amüsiert war.

Also saß ich den Tag in der Tierhandlung ab und als Malcom mich fragte, was ich denn so wichtiges heute Morgen getan hatte, antwortete ich: „Ich hab vertrauliche Akten von der Polizei gemopst."

Er verdrehte die Augen. „Gut, dann sag es mir eben nicht."

War ich wirklich so sarkastisch, dass mir die Leute die Wahrheit nicht mehr glaubten, wenn sie ein bisschen komisch klang?

Sobald ich zu Hause war, hing Loaf sich an mein Bein, weil sie raus wollte, also musste der USB Stick wieder warten. Ich hoffte, Juliana im Stiegenhaus bei den Briefkästen zu treffen, das war schließlich unser Ding, aber wir hatten unseren gemeinsamen Zeitpunkt verpasst. Auch im Hundepark konnte ich sie nicht finden.

„Na gut. Dann eben nicht", murmelte ich und zog Loaf eilig wieder nach Hause. Ich musste wissen, ob in dieser Akte Alainas frühere Adresse vermerkt war und je länger ich wartete, desto unruhiger wurde ich.

Zuhause fütterte ich Loaf und setzte mich dann mit meinem Laptop an den Küchentisch, steckte den USB Stick an und starrte auf die Datei mit Alainas Namen.

Es war falsch. Das wusste ich. Es fühlte sich sogar falscher an, das Dokument zu lesen, als es zu klauen. Und trotzdem konnte ich jetzt keinen Rückzieher machen und alles löschen. Also atmete ich durch, klickte auf das Symbol und die Datei wurde geöffnet. Es waren eingescannte Seiten im PDF-Format.

Und ich begann zu lesen.

Als ich fertig war, verstand ich die Welt nicht mehr. 

Der Stalker meiner VormieterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt